Opfer der Lobby

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Warum die „Guten“ keine Knarre brauchen.

Im amerikanischen Repräsentantenhaus läuft zurzeit eine recht interessante Sache: Abgeordnete der Demokraten halten ein Sit-in ab, um gegen die Blockadepolitik der Republikaner zu protestieren, welche alle Maßnahmen für strengere Waffengesetze unterbinden wollen.

Gerade im Zusammenhang mit dem „Gun Control“ kann man studieren, was in einer Demokratie geschieht, wenn Industrie und Lobbys die Politik ganz einfach kaufen. Derlei Politiker „repräsentieren“ dann nicht mehr ihre Wähler im Parlament, sondern jene Kräfte, die ihre Wahlkämpfe und ihre politische Arbeit im weitesten (!) Sinne finanzieren.

Das Resultat von derlei Praktiken bezahlen hunderte US-Wähler jahraus, jahrein mit ihrem Leben. In den USA kommt es im Durchschnitt an acht von zehn Tagen zu einem „mass shooting“, einer Schießerei mit vier Getroffenen (Tote und Verletzte) oder mehr. Ein furchtbares Massaker, das aber, weil es schlicht und ergreifend zu etwas Alltäglichem wie ein platt gefahrener Hund geworden ist, kaum noch für Aufsehen sorgt.

Seit der Schlachterei von Orlando am 12. Juni sind in den USA bereits weitere zehn Menschen durch Schusswaffen getötet und 49 verletzt worden. Die komplette makabre „Abschussliste“ findet man auf www.gunviolencearchive.org.
Doch Amerika ist nun mal Amerika: Und so verwundert es einen nicht, wenn nach Orlando auch unter Homosexuellen die Aufrüstung begonnen hat. Inklusive Gründung eines Schießklubs mit dem schönen Namen „Pink Pistols“.
Das Dumme daran ist aber, dass wenn in einem schummrig beleuchteten Kino oder Wirtshaus ein „Böser“ zu schießen beginnt und darob wehrhafte „Gute“ das Feuer erwidern, das Ganze innerhalb von Sekunden zu einem allgemeinen „Blue on blue“-Massaker ausartet, weil in der Konfusion und dem extremen Stress, die eine solche Situation notwendigerweise schafft, kein Zivilist einen genügend kühlen Kopf behält, um auch noch auf den oder die Richtigen zu ballern.

Es ist kein Zufall, dass in unseren Breiten Polizisten extrem vorsichtig sind, bevor sie das Feuer eröffnen. Was ihnen dann mitunter im Nachhinein zum Vorwurf gemacht wird.

Nach jeder Schießerei behaupten die Jungs von der Waffenlobby, dass die Welt am sichersten wäre, wenn alle ehrlichen Bürger wie John Wayne herumliefen, stets die Hand am Knauf ihres „Peacemakers“, allzeit bereit, das Böse auszumerzen. Das ist natürlich (blutiger) Quatsch: In einem zivilisierten Gemeinwesen hat nämlich der Staat über ein Gewaltmonopol zu verfügen.
Und deshalb muss dieser seinen Polizisten und Soldaten die nötigen Mittel zur Verfügung stellen, damit sie die Sicherheit seiner Bürger so weit wie nur irgend möglich garantieren können.

So weit wie nur irgend möglich, denn absolute Sicherheit gibt’s im Leben eh nicht. Jeder, der diese Zeilen liest, hat nämlich ohnehin eine viel größere Chance, von jemandem, der am Lenkrad an seinem Handy fummelt, umgebracht zu werden als von einem beknackten Gotteskrieger.