Dumm, leer, Mörder

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Die merkwürdige Taktik von Abdeslams Anwälten

Für Sven Mary, den ehemaligen Anwalt des Terroristen Salah Abdeslam, welcher gestern nach Frankreich ausgeliefert wurde, ist sein Ex-Mandant „ein kleines Arschloch mit der Intelligenz eines leeren Aschenbechers, der zudem von einer bodenlosen Leere ist“. Da stellt sich natürlich gleich die Frage, wie es da mit der beruflichen Deontologie aussieht: Darf ein Anwalt einen Mandanten einfach so öffentlich beleidigen?

Oder sind seine Aussagen nicht viel eher als Teil einer Verteidigungstaktik, die mit seinem neuen französischen Verteidiger Frank Berton abgesprochen ist, zu verstehen? Das ginge dann nach dem Muster „Abdeslam ist eine ganz kleine Nummer, die von mächtigen Strippenziehern aus dem Hintergrund gelenkt wurde und die man, weil sie nun mal eben bei weitem nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen ist, nur in höchst eingeschränktem Maße für die Ereignisse in Paris und Brüssel verantwortlich machen kann“.

Doch selbst wenn dies die wirkliche Absicht von Abdeslams Advokaten sein sollte, ist eines klar: Auch kleine Arschlöcher, die bewiesen haben, dass ihnen ein Menschenleben nichts wert ist und in denen tatsächlich eine abgrundtiefe seelische Leere klafft, sind allein deswegen keineswegs von verminderter Schuldfähigkeit.

Abdeslam und seine Komplizen stehen als Verbrecher auf derselben untersten Stufe wie die Nazis. Auch bei Hitlers Kumpanen waren es oft gescheiterte Existenzen, die vor der Machtergreifung wegen Körperverletzung, Raub, Betrug oder Zuhälterei im Gefängnis gesessen hatten (wie z.B. der Nazi-Heilige Horst Wessel), die sich als die abartigsten Menschenschinder, Folterer und Mörder bei den Sondereinsatzkommandos, bei der Gestapo und in den KZs erwiesen. (Im Kontrast dazu gab es natürlich auch die promovierten Schlächter, die sich nach ihrem barbarischen Tagwerk bei Beethoven und Schubert entspannten: Auch al-Baghdadi, der Häuptling des Islamischen Staates, schmückt sich bekanntlich mit einem Doktortitel.)

Politische Gewalt im Dienste einer menschenverachtenden Ideologie wie des Faschismus oder des militanten Salafismus erlaubt es dem Abschaum der Gesellschaft trotzdem noch, einmal berühmt zu werden. Wenn auch nur als perverser Untermensch, aber halt doch berühmt.

Aufschlussreich war Marys Bemerkung zu Abdeslams Islamkenntnissen: Den Koran habe er nie gelesen, sein karges einschlägiges Wissen habe er sich übers Internet zusammengestoppelt. Das dürfte – Verteidigungstaktik hin oder her – wohl den Tatsachen entsprechen.

Aber Menschen, die sich ihren höchsten Kick bei der Vernichtung anderer Menschen holen, ist der Inhalt der Ideologie, die zur Bemäntelung ihrer Untaten herhalten soll, letztlich schnurzpiepegal. Hauptsache, es fließt reichlich Blut.