Der 28,5-Millionen -Transfer

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Unterschrieben ist zwar noch nichts, doch allem Anschein nach wechselt Uli Hoeneß für 28,4 Millionen Euro vom FC Bayern München zur JVA Stadelheim. Die Vertragsdauer beträgt dreieinhalb Jahre.

So kann man den Urteilsspruch am Donnerstag und den medialen Hype der letzten Tage in Sachen Steuerhinterziehung des berühmtesten aller deutschen Fußball-Manager spöttisch kommentieren. Doch der Kalauer wird dem durchaus ernsten Thema nicht gerecht.

Er sei immerhin kein Sozialschmarotzer, sagte Uli Hoeneß vor Gericht. Allein wegen dieser Aussage gehört er weggesperrt. Schließlich wurden im Laufe des Prozesses aus 3,5 Millionen Euro hinterzogener Steuern erst 18,5 und dann schließlich 28,5 Millionen. Die schwindelerregende Inflation der Hoeneß’schen Steuerschuld ließ die Taktik der Verteidigung, mit einer Selbstanzeige um eine Gefängnisstrafe zu kommen, platzen. Wobei die Selbstanzeige auch nicht ganz aus freien Stücken gemacht wurde. Schließlich kam sie erst zustande, als die Schweizer Bank seinen prominenten Kunden informierte, dass ein Journalist des Sterns sich bei ihnen erkundigt hatte. Zudem lässt sie Schlüsse zu, mit welch hohen Summen der Wurstfabrikant jonglierte.

Wer mit dreistelligen Millionenbeträgen spekuliert, der hat anderen jedenfalls keine Lektionen zu erteilen, auch keinen Sozialschmarotzern. Uli Hoeneß gefiel sich jahrzehntelang in der Rolle der moralischen Instanz des deutschen Fußballs. Unter anderem deckte er die Daum-Affäre auf. Dabei ist Hoeneß der Realität wohl weiter entrückt als sein koksender Gegenspieler. Vielleicht aber ist auch der Profisport der Realität weit entrückt, schließlich machen die Millionengehälter den Casino-Kapitalismus à la Hoeneß erst möglich.