Doch seit er dem Terrorismus abschwor und sich im Kampf gegen Al-Kaida dem Westen anschloss, wurde er in den westlichen Freundeskreis aufgenommen. Und wie das so unter Freunden ist, durfte sich daraufhin der Westen das Ölgeschäft in Libyen aufteilen. Quasi als bezahlter Freundschaftsdienst wurde dessen veraltete Armee auf einen neueren Stand gebracht. Unter anderem lieferten die Italiener Helikopter, die Briten modernisierten die Panzer, die Belgier verkauften Schießeisen und die Franzosen verpassten Gaddafis alten Mirages F-1 einen neuen Anstrich. Gaddafi versprach Nicolas Sarkozy sogar, ihm AKWs und einige Kampfflugzeuge vom Typ Rafale abzukaufen. Daraus wurde allerdings nichts. Denn nun fliegen zwar Rafales im libyschen Luftraum, allerdings unter französischer und/oder NATO-Flagge, und kartätschen Gaddafis frisch modernisiertes Kriegsspielzeug zusammen. Welche Ironie. Seitdem wissen wir im Westen, dass er nun nicht mehr unser Freund ist, sondern ein böser Diktator. Im Ernst, nicht dass wir uns falsch verstehen, Gaddafi war das seit jeher, es kümmerte die westlichen Regierungen aber relativ wenig. Genauso wenig wie es sie jetzt kümmert, wer denn die Herren von der Rebellion sind, solange sie uns Waffen abkaufen, uns ihr Öl liefern und wir ihre Freunde sein wollen. Fehlt natürlich noch der obligatorische Schlusssatz: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.
sbremer@tageblatt.lu
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können