Brexit und die Lingua franca

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Die EU und ihre Sprachkultur(en)

Während sich Luxemburg an seiner Sprache abarbeitet, wird auf europäischer Ebene eine mindestens genauso interessante Debatte geführt: Bedeutet ein möglicher Brexit das Ende des Englischen als Lingua franca innerhalb der europäischen Institutionen? Folgt man Frankreich und Deutschland, so würde sich niemand mehr als diese beiden Länder darüber freuen, die Dominanz des Englischen zu brechen.

Dhiraj Sabharwal
dsabharwal@tageblatt.lu

Aus französischer Perspektive ist der Wunsch nachvollziehbar. Bis zu Beginn der 1990er Jahre war Französisch die dominante Sprache innerhalb der EU-Institutionen, bis Englisch sich mit der EU-Erweiterung etablierte. Frankreich betrachtet seine Sprache nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern auch als Kulturgut und -export – also als Machtinstrument und Einflussgröße. Insofern liegen die Franzosen mit ihrer Forderung, Englisch aus den offiziellen EU-Sprachen wegzulassen, formal nicht falsch, da kein anderes Land außer Großbritannien Englisch als offizielle EU-Amtssprache hatte.

Allerdings zeigt der Blick auf die Regelwerke und täglichen Praktiken innerhalb der EU, inwiefern diese Neuverteilung sprachlicher Macht kompliziert, wenn nicht sogar kaum zu bewerkstelligen wäre. Ein Beispiel: Um Englisch als offizieller EU-Amtssprache den Garaus zu machen, müssten sich die Mitgliedstaaten einstimmig darauf einigen. Dies dürfte bereits an Malta und Irland scheitern.