Kurz nach der Eröffnung des Strafverfahrens gegen den Fotografen und Schriftsteller François-Marie Banier in Nanterre bei Paris vertagten die Richter den Prozess, weil neue Beweise vorgelegt wurden.
Ein Butler hatte heimlich Gespräche zwischen Bettencourt und ihren Beratern aufgezeichnet, die nahelegen, dass sie Steuerzahlungen umging. Im Kern geht es bei dem Verfahren darum, dass Banier die L’Oréal-Erbin Bettencourt um fast eine Milliarde Euro erleichtert haben soll.
Auf diese Summe wird der Wert der Geschenke geschätzt, die die heute 87-jährige Bettencourt über einen Zeitraum von zehn Jahren ihrem 24 Jahre jüngeren Freund Banier gemacht haben soll.
Obwohl die alte Dame wiederholt erklärt hat, sie habe aus freien Stücken gehandelt, schaltete ihre Tochter die Justiz ein: Françoise Meyers-Bettencourt wirft Banier vor, er habe die Zuneigung ihrer altersschwachen Mutter ausgenutzt. Deren Anwalt betonte am Donnerstag aber erneut, die 87-Jährige sei vollkommen klar im Kopf.
Anwalt sieht „Komplott“ gegen Bettencourt
Dass sie nicht mehr alles verstehe, liege an ihrer Schwerhörigkeit, sagte der Anwalt Georges Kiejman. Die heimlichen Tonaufzeichnungen ergänzen das Familiendrama nun um eine politische Komponente, die ein schlechtes Licht auf die französische Regierung wirft.
In den vergangenen Wochen bekanntgewordene Mitschnitte von Telefongesprächen Bettencourts enthüllen, dass die reichste Frau Europas einen Teil ihres Vermögens in Steueroasen geparkt und dies möglicherweise vor dem französischen Fiskus verheimlicht hatte.
Das Peinliche daran: Bettencourts Vermögen wird von einer Firma verwaltet, bei der in den vergangenen drei Jahren die Frau eines französischen Ministers arbeitete. Es handelt sich dabei ausgerechnet um Éric Woerth, der bis zu seinem Wechsel ins Arbeitsministerium vor einem Jahr Finanzminister war.
Seither rätselt die Nation, ob das Finanzministerium von den ausländischen Konten der alten Dame wusste – und warum es nichts unternahm.
Das Bekanntwerden der Mitschnitte vor Prozessbeginn mache eine faire Verhandlung praktisch unmöglich, kritisierte Baniers Verteidiger Hervé Temime am Donnerstag.
Ähnlich äußerte sich der Anwalt Bettencourts, der ein „Komplott“ gegen seine Mandantin sieht. Die Telefongespräche der 87-Jährigen waren von deren Butler abgehört worden – offenbar im Auftrag ihrer Tochter, die mit Hilfe der Mitschnitte beweisen wollte, dass ihre Mutter unzurechnungsfähig sei. Die beiden Frauen erschienen nicht zu der Verhandlung, sie sprechen schon länger nicht mehr miteinander.
(apn)
De Maart

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