Donnerstag30. Oktober 2025

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Ein früherer König als Vater?

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Hat Belgiens Ex-König Albert noch eine Tochter? Diese Frage soll ein Brüsseler Gericht klären. Delphine Boël will den König zum DNA-Test zwingen. Das Verfahren dürfte eine Weile dauern.

Viele Jahre hat Delphine Boël geschwiegen. Darüber, dass Belgiens König Albert II. angeblich ihr Vater ist. Doch inzwischen redet die 46-jährige Adlige. Unermüdlich gibt die Künstlerin Interviews, um auch den letzten Zweifler davon zu überzeugen, dass sie einer langjährigen Affäre des Königs mit der Baronin Sybille de Sélys Longchamps entstamme.

Vor einem Brüsseler Gericht kämpfte Boël am Dienstag erneut um einen DNA-Test und die Anerkennung als Tochter des inzwischen abgedankten belgischen Monarchen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis das Gericht entscheidet. Boël redet, während Albert II. schweigt.

Briefe und Anrufe

Sie sei vor Gericht gezogen, weil sie keinen anderen Weg mehr wisse. Jahrelang habe der Hof Briefe und Anrufe unbeantwortet gelassen. Albert selbst habe sich jedem Gespräch verweigert und ihr 2001 am Telefon beschieden: „Du bist nicht meine Tochter.“

Die Frau, die nach eigenen Worten erst mit 18 Jahren von ihrer vermeintlich wahren Herkunft erfuhr, geht die Königsfamilie in einem Interview der Zeitschrift „Gala“ hart an: „Was der König tut, ist Heuchelei.“ Sie selbst sei wegen der Gerüchte diskriminiert worden, so habe ihre Bank in London sie hinausgeworfen, obwohl das Konto immer ausgeglichen gewesen sei: „Ich hatte jahrelang extreme Schwierigkeiten. Die musste ich lösen, mir blieb keine andere Wahl.“ Um Geld gehe es ihr keineswegs.

Wirbel

Dem belgischen Königshaus kommt der Wirbel ungelegen. Ex-Monarch Albert genießt seit seiner Abdankung im vergangenen Sommer ein unauffälliges Leben im Ruhestand. Sein Sohn, König Philippe (54), muss sich um die schwierige Bildung einer neuen Regierung kümmern.

Öffentlich ist von royalem Ärger natürlich nichts zu hören. Des Königs Anwalt, Alain Berenboom, ließ in der Zeitung „La Libre Belgique“ verlauten: „Albert II. (…) erwartet den Lauf der Dinge mit großer Gelassenheit“. Der Ex-König ist seit seiner Abdankung zwar nicht mehr immun – allerdings gibt es auch keinen Zwang zu einem Gen-Test. Möglich wäre aber, dass das Gericht über eine stillschweigende Anerkennung entscheidet.

Für die Belgier ist die Geschichte nicht neu. Dass die Ehe des damaligen Prinzen Albert mit seiner Frau Paola Ruffo di Calabria, einer italienischen Adligen, in den 60er Jahren zerrüttet gewesen sein soll, gilt als offenes Geheimnis. Die schöne Paola galt als unzähmbare Party-Prinzessin und Schrecken des belgischen Hofes. Auch Albert, Porschefahrer und Liebhaber schöner Frauen, ging eigene Wege.

Uneheliche Tochter

Schon 1999 unterstellte eine Biografie über Königin Paola, dass Albert eine uneheliche Tochter namens Delphine habe. In den Medien war die Rede von der „Frau mit den Augen von Königin Astrid“ – also von Alberts Mutter. Der König äußerte sich nur indirekt und sagte in seiner traditionellen Weihnachtsansprache, seine Ehe habe «glückliche Phasen, vor mehr als dreißig Jahren aber auch die Krise» gekannt. Viele verstanden das als stillschweigendes Eingeständnis der Affäre.

Delphines Anwalt, Alain de Jonge, sieht die öffentliche Meinung daher hinter sich und seiner Mandantin. „Kein Belgier zweifelt mehr an der Vaterschaft von Albert“, sagte er dem Sender VTM. Fotos, Briefe und Geschenke Alberts könnten dies auch vor Gericht eindeutig belegen.

Doch das juristische Verfahren ist kompliziert. Nach belgischem Recht kann niemand gleichzeitig zwei Väter haben. Also muss erst einmal der offizielle Vater von Delphine, Jacques Boël, seine Vaterschaft formell aufgeben. Dies läuft bereits.

„Herr Boël hat einen DNA-Test gemacht, der gezeigt hat, dass er nicht der Vater von Delphine ist“, sagte seine Anwältin Theodora Baum dem Sender RTBF. Das wäre gut für Delphine – doch ein anderer Unterstützer fällt wohl weg. Nach Druck aus dem Palast habe Alberts legitimer Sohn Prinz Laurent, der zur Klärung der Sache zu einem DNA-Test bereit war, sein Angebot zurückgezogen, berichteten mehrere Medien. Die Affäre dürfte Belgien noch eine Weile beschäftigen.