„Berühmter als Jesus“

„Berühmter als Jesus“
(dpa-Archiv)

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Vor 50 Jahren spielten die Beatles erstmals im "Cavern Club" in Liverpool. Dort feilten sie an ihren musikalischen Fähigkeiten und legten in fast 300 Auftritten den Grundstein ihres Stils, der sie "berühmter als Jesus" machen sollte.

Der Schweiß tropfte von den schmuddeligen Wänden des Kellergewölbes, es roch nach Desinfektionsmitteln und in der Luft stand dichter Zigarettenqualm. Anfang der 1960er Jahre war der „Cavern Club“ eine der angesagtesten Locations in Liverpool – und nach den Beschreibungen vieler Fans ein Ort, an dem Legenden entstehen. Am 21. März 1961 durften vier junge Musiker aus der Stadt erstmals auch abends dort auftreten. Sie spielten, was die Jugend damals hören wollte – Songs von Chuck Berry, Little Richard, den Everly Brothers und Buddy Holly. Drei Jahre später wurde die Band mit dem Namen The Beatles weltbekannt – und veränderte die Popwelt für immer.

Der legendäre Cavern-Club in Liverpool (Bild: dpa-Archiv)

Musikkenner sind sich einig, dass wohl wenige Orte den Stil der Fab Four mehr prägten als der „Cavern Club“ – ein Kellergewölbe unter einem Lagerhaus ihrer Heimatstadt. Nachdem sie mehrere Monate in Hamburger Clubs gespielt hatten, standen die Beatles zwischen 1961 und 1963 mehr als 290 Mal auf der kleinen Bühne. Und sie machten hier eine für ihren späteren Erfolg entscheidende Bekanntschaft: Noch 1961 trafen sie im Keller ihren legendären Manager Brian Epstein.

Widersprüchliche Überlieferungen

Vieles, was aus den Anfangsjahren der Beatles überliefert ist, bleibt – vielleicht aufgrund des doch nicht so geringen Konsums an Alkohol und Drogen – recht schwammig. Selbst die Beatles-Biografien widersprechen sich in den Details. Das macht die Sache für Fans der berühmtesten Band der Welt nicht einfacher. Während den meisten deutschen Fans der 21. März als erster Auftritt im „Cavern Club“ gilt, feierten die Briten bereits am 9. Februar das Jubiläum.

Der Unterschied hat einen einfachen Grund: Während die Beatles sich am 21. März erstmals abends beweisen durften, spielten sie am 9. Februar 1961 zwar auch schon im „Cavern Club“ – allerdings nur zur Unterhaltung von rund 30 Gästen zum Mittagessen. Die erste Erfahrung der Jungs in dem Club war aber auch das nicht: Einige von ihnen hatten bereits 1957 unter dem Namen The Quarrymen dort gespielt.

Dauerbrenner-Band

Wann auch immer nun der wirklich erste Auftritt war – klar ist: Bereits nach kurzer Zeit wurden John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Pete Best, der 1962 von Ringo Starr ersetzt wurde, zum Dauerbrenner in dem Liverpooler Club. Die Band zog mit ihren Cover-Songs immer mehr Fans an – es gab lange Schlangen. „Wenn du sie einmal gesehen hattest, gab es nicht viele Leute, die nicht noch einmal kommen wollten“, erinnerte sich Alex McKechnie, der die Beatles 1961 als 16-Jähriger erlebte, kürzlich in einem Interview.

Aber was machte die Band damals so besonders? „Obwohl die Beatles die gleichen Songs wie alle anderen Bands spielten, waren sie ein bisschen anders“, sagt McKechnie. „Sie waren besser darin, komplizierte Akkorde zu spielen. Sie waren risikofreudiger“. Ihr ruppiges Auftreten komplettierte die Ausstrahlung der Band auf die Liverpooler Jugend. „Sie waren sarkastisch, alberten immer herum und rissen Witze. Sie waren so etwas wie die erste Punk-Band.“

Verhängnisvolle Jeans

Das rebellische Auftreten der Beatles hätte der Legende nach aber auch fast ihren ersten Auftritt im „Cavern Club“ verhindert: Harrison kam demnach in Jeans – die im Club verboten waren. Zum großen Glück der Musikwelt konnte er aber die Türsteher überzeugen, ihn trotz unpassender Kleidung hereinzulassen.

Nachdem er in den 1970ern abgerissen wurde, errichtete Liverpool den Club in den 1980ern in Erinnerung an die berühmtesten Söhne der Stadt wieder neu. Am 9. Februar gab es dort bereits eine große Jubiläumsparty. Am nächsten Montag, 21. März, wird es wie üblich Live-Musik gegeben – auch Songs von den Beatles werden die Coverbands spielen, sagte ein Sprecher. Eine besondere Party steigt allerdings nicht. Auch die deutschen Fanclubs haben nach dem Beatles-Jahr 2010 wohl erst einmal genug vom Feiern: Keine Party geplant, heißt es.