Woodward Dream Cruise

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"Monterey für den Mittelstand" könnte man es bezeichnen, wenn sich im Osten der USA in Detroit seit 1995 normale Oldtimerbesitzer und -bewunderer aus aller Welt treffen.

Seit 1995 versammeln sich in Detroit normale Oldtimerbesitzer und -bewunderer aus aller Welt. Ganz anders als in Monterey an der Pazifikküste im Westen der USA, wo sich alljährlich im August die Oberen Zehntausend unter den Auto-Enthusiasten dieser Welt mit dicker Brieftasche einfinden. Ihre auf Hochglanz polierten historischen ( darunter auch der BMW 507 von Elvis Presley, siehe nebenstehenden Bericht) und zeitgenössischen Fahrzeuge repräsentieren oftmals einen siebenstelligen Dollarwert. Bei der Woodward Dream Cruise in Detroit ist alles anders. Neben der Autoindustrie als Sponsor und Helfer in Notlagen darf bei der Parade jeder mitmachen, vorausgesetzt er verfügt über das passende Auto. Dafür reicht meist auch ein Durchschnittseinkommen.

Vom Saginaw Trail zum Highway

Ein alter Indianerpfad namens Saginaw Trail war für die Urbevölkerung der Neuen Welt die wichtigste Verbindung von der Gegend, die heute den Namen Detroit trägt, in Richtung Norden. Aus diesem Pfad wurde im Laufe der Zeit ein breiter Boulevard, benannt nach Augustus Woodward, dem ersten Richter im US-Bundesstaat Michigan. Schließlich wurde daraus eine Art Hauptstraße der späteren Autometropole Detroit mit historischen Plätzen der Automobilindustrie links und rechts. Auf ihr fuhr Henry Ford mit seinem ersten Auto in die Stadt, 1909 wurde hier die erste Meile der zuvor unbefestigte Piste gepflastert.

Mitte des 19. Jahrhunderts trugen junge Kutscher mit ihren Gespannen Wettrennen von Kneipe zu Kneipe aus, 100 Jahre später gab es inoffizielle Autorennen. In Erinnerung an die guten alten Zeiten der 1950er und 1960er Jahre weckt inzwischen der Woodward Dream Cruise nostalgische Erinnerung an damals, da sich die Jugend abends mit ihren Autos zum Cruisen, zum Dahinrollen auf der Woodward Avenue traf.

Ein Riesenereignis

In den Großraum Detroit zwischen Toledo, Ferndale und Pontiac strömen dafür am dritten Wochenende im August bis zu 40 000 historische Autos und an die 1,5 Millionen Besucher. Das Ereignis wirft schon eine Woche vorher seine Schatten voraus. Klassische Autos aller Altersstufen und Marken bevölkern die Woodward Avenue und blockieren die angrenzenden Parkplätze, Zuschauer drängeln sich auf den Bürgersteigen. Nichts ist so sehr begehrt wie Fensterplätze oder die Balkone der zahlreichen Restaurants. Am Freitag vor der großen Parade gibt es auf dem Boulevard sogar legale Beschleunigungsrennen, an denen jedermann teilnehmen darf.

Corvette-Meeting 2016

Kein Woodward Dream Cruise ohne spektakuläre Höhepunkte. In diesem Jahr wird es die größte, jemals zu beobachtende Corvette-Versammlung geben. Noch eindrucksvoller aber dürfte die Vorfahrt des ersten jemals gebauten Chevrolet Camaro mit der Fahrgestellnummer 100001 sein. Dieser Vorserienwagen wurde exakt vor 50 Jahren in Norwood/Ohio aus handgefertigten Teilen zusammengebaut und war damals als Konkurrenz für den Ford Mustang gedacht: 3,8 Liter Hubraum, Sechszylinder mit 104 kW / 142 PS, Trommelbremsen, 150 km/h Spitze. Chevrolet baute für die spätere Serie insgesamt 52 Prototypen, zehn davon sind noch erhalten, Nummer eins ist natürlich ein besonderer Schatz.

General Motors-Tochter Chevrolet wird beim Dream Cruise dieses Jahr schon zum fünften Mal dafür sorgen, dass die betagten Fahrzeuge die Parade heil überstehen. Dafür setzt sie eine Brigade von sechs Rettungsfahrzeugen vom Typ Chevrolet Silverado Pick-up ein, besetzt mit erfahrenen Technikern und ausgerüstet mit Ersatzteilen und einer Menge voller Kühlwasser- und Treibstoffkanister, um liegen gebliebenen Veteranen aus der Patsche zu helfen. In den vergangenen Jahren mussten sie mehr als 200 mal eingreifen. (ampnet/hrr)