Nur ein Bleistift?

Nur ein Bleistift?
(jan Woitas)

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Der 30. März ist der Tag des Bleistifts. Doch was wissen wir eigentlich über unseren hölzernen Begleiter?

Im Januar 2015, nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo, wurde der Bleistift das traurige Symbol für die Meinungsfreiheit und den Kampf gegen den Terror. Am 30. März wird vor allem in USA der Tag des Bleistifts gefeiert. Er ist für uns Alltagsgegenstand und nicht mehr wegzudenken.

Ob für Zeichner, Architekten, auf dem Bau oder dem Kindergarten – Bleistifte und Holzmalstifte stehen am Anfang von so manch großer Idee. Wer sich hierbei doch mal irrt, dem hilft dann der Radiergummi am anderen Ende. Doch woher kommt der Bleistift denn eigentlich? Und wer hat’s erfunden?

Eine kurze Geschichte des Stifts mit der Bleimine

Nein, es waren nicht die Schweizer, sondern die Ägypter und das schon vor 5000 Jahren. Sie füllten geschmolzenes Blei in hohle Bambus-, Papyrus- oder Schilfrohr-Röhrchen, ließen es trockenen und fertig war der Urvater des heutigen Bleistifts. Allerdings war die Methode auch nicht ohne Folgen. Blei kann durch Inhalation oder über die Haut aufgenommen werden und zu schweren Vergiftungen führen. Schwere gesundheitliche Schäden und sogar Koma oder Tod können die Folge sein. Keine guten Aussichten für damalige Journalisten.

Doch bevor Ihnen vor lauter Schreck der Bleistift aus der Hand rutscht: Die Gefahr ist schon längstens gebannt. 1564 wurde im nordenglischen Borrowdale ein Material entdeckt, was damals für Bleierz gehalten wurde. Das schwarze Material hinterließ allerdings einiges an Spuren an den Händen. Abhilfe schuf eine Hülle aus Holz und der Bleistift in seiner heutigen Form ward geboren. 1778 entdeckte der Chemiker Carl Wilhelm Scheele, dass es sich beim Bleierz gar nicht um Blei, sondern ein Mineral auf Kohlenstoffbasis handelt. Er nannte es Graphit, nach dem griechischen Wort graphein, zu deutsch „schreiben“.

Wie hart bist du?

1790 kam der Wiener Joseph Hardtmuth auf die Idee Graphitstaub mit Ton und Wasser zu mischen, eine Technik die bis heute angewendet wird. Brennt man die getrockneten Minen im Ofen, erhält man Graphitbleistiftmienen mit unterschiedlichen Härtegraden. Der Koh-i-Noor-Stift seiner Firma in dem farbangebenden Sonnengelb war der erste Schritt zum weltweiten Triumph. Als 5 Jahre später der Franzose Nicolas-Jacques Conté ein Verfahren entwickelte, mit dem auch unreiner Graphit zu Schreibminen verarbeitet werden konnte, gab es kein Halten mehr. Der Bleistift ist bis heute nicht aus unserem Leben weg zu denken.

So sehr sich die Welt aber auch über die Bleistifte in verschiedenen Härtegraden freuen sollte, auf einen einheitlichen Standard wurde sich nicht geeinigt. Überkommt einen europäischen Touristen in Japan oder den USA der unbändige Drang einen Bleistift der Stärke HB zu kaufen, könnte es sein, dass er nicht das gewünschte bekommt. Anders als in Europa gilt bei ersteren HB nämlich als weich, in den Staaten als hart.

Ein Bleistift schlägt Triebe

Der rasante Erfolg der Bleistifte und später ihren engen Verwandten den Bundstiften führte natürlich nicht nur zu allgemeinen Glücksseligkeit. Die Baumpopulation der Zedern in den USA nahm schon zu Beginn den 20 Jahrhundert durch die Bleistift-Produktion deutlich Schaden, so Henry Petroski in Der Bleistift: Die Geschichte eines Gebrauchsgegenstands. Heute werden jährlich mehrere Milliarden Bleistifte produziert – umweltbewusst geht anders. Deswegen wird nach Alternativen gesucht: Etwa Bleistifte aus Plastik, Reifen-Resten, alten Zeitungen oder recycelten Vorgängern.

Das Problem ist aber nicht nur die Produktion: Wie viele Bleistiftstummel hat jeder schon weggeworfen, weil ohne starke Verkrampfungen der Hand nicht mehr mit ihm geschrieben werden konnte. Das Projekt „Sprout“ (Link) möchte hier Abhilfe schaffen: Statt in den Müll wandern die Enden der abgenutzten Bleistifte in Blumentöpfe. In den Kapseln an den Stummeln befinden sich Samen. Ob Basilikum, Grüner Pfeffer, Ringelblume, Salbei, Dill oder Kirschtomaten – es ist der Anfang eines tollen Küchengartens.