„Wat eng Mëscht!“

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Im Rahmen der Abstimmung zur dritten Aufstockung des Budgets zum Bau des Festungsmuseums auf Kirchberg um weitere 8,7 Millionen Euro fanden gestern im Plenum der Abgeordnetenkammer auf Krautmarkt heftige Diskussionen statt. Carlo Kass

„In weniger als einem Monat feiern wir den 13. Geburtstag der Abstimmung in diesem Plenum, um auf den ’Dräi Eechelen’ ein Festungsmuseum zum Preis von 16,50 Millionen Euro zu bauen. Und trotz diesem ehrenwerten Alter des Projektes hat das Museum seine Türen immer noch nicht eröffnet und der Kostenpunkt beläuft sich inzwischen auf 41.380.693 Euro, das ist eine Progression von 150 Prozent. Hinzu kommen noch Unterhalt- und Reparaturkosten von 200.000 Euro, bis 2006 Funktionskosten von 391.000 Euro und ab 2007 jährlich 350.000 Euro für Personalkosten. Und das alles für ein immer noch leeres Gebäude, dessen eigentliche Bauphase schon vor sieben Jahren abgeschlossen werden konnte.“
Mit diesem Einstieg in die Materie hatte Anne Brasseur (DP) als Interpellantin der Regierung den Ton in diesem regelrechten Skandal angegeben. Und es kam noch schlimmer. Denn ob diese enorm hohen Summen überhaupt genügen, kann man berechtigterweise bezweifeln, hat doch die damalige Staatssekretärin und heutige Kulturministerin Octavie Modert in einem Brief vom 8. August 2007 geschrieben: „qu’il n’est pas exclu que les décomptes financiers me soumis à ce jour ne soient exhaustifs, voire exacts“.
„Do kann een nëmme soen: wat eng Mëscht!“, ärgerte sich Anne Brasseur auf der Parlamentstribüne und lobte das Genie Vauban, das nur drei Jahre brauchte, um seinem Chef Louis XIV. eine neu bewehrte Festung Luxemburg zu präsentieren.

Kein klares Konzept

Zur heutigen Festung beklagte sie, dass kein klares Konzept für das Museum festlag, dass das Kulturministerium und das ihm unterstellte Denkmalamt nicht fähig waren, dieses Projekt durchzuführen, die Prozeduren nicht eingehalten wurden und – last but not least – ein großes Durcheinander in der Umsetzung des Projektes herrschte.
Außerdem bedauerte die Interpellantin, dass ein Brief des früheren MNHA-Direktors Paul Reiles vom 16. Januar 1997, in dem er seinen politischen Vorgesetzten vorschlug, das neue Museum seinem Haus anzugliedern, zwölf Jahre lang ignoriert wurde.
Weiter wollte sie von der Kulturministerin wissen, ob die 41,3 Millionen Euro endlich genügen, ob das definitive Konzept steht, wann mit der Eröffnung gerechnet werden kann, wie viel Betriebskosten vorgesehen sind, ob eine Synergie mit dem angebauten Pei-Museum angestrebt wird und ob sie der Forderung zustimmt, dass in Zukunft alle kulturellen Bauprojekte unter der Regie des Bautenministeriums abgewickelt werden. Bezeichnenderweise ignorierte der Rapporteur der Budgeterweiterung Marcel Oberweis (CSV) diese Fragestellung und leitete seinen Bericht mit einem Schlenker in die Geschichte ein, indem er Vauban implizit beglückwünschte, seinem Chef die aus dem Osten kommende Kriegsgefahr klargemacht zu haben. Dabei hatten die Franzosen unter dem Sonnenkönig die Festung vom nördlich gelegenen Limpertsberger Plateau aus eingenommen. Das Fort Thüngen seinerseits hat niemals zu Kriegszwecken gedient, was einem Pazifisten nur recht sein kann – wenn denn die Verschwendung öffentlicher Gelder nicht wäre, die heute noch Geschichte schreibt.