Literatur„Waben der Worte“: Neue Übersetzungen aus Slowenien, dem Gastland der Frankfurter Buchmesse

Literatur / „Waben der Worte“: Neue Übersetzungen aus Slowenien, dem Gastland der Frankfurter Buchmesse
Eine der Empfehlungen, „Hundert Jahre Blindheit“ von Roman Rozina, wurde 2022 mit dem wichtigsten slowenischen Literaturpreis, dem Kresnik-Preis, ausgezeichnet Foto: dpa/Sandra Trauner

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Ehrengast der 75. Frankfurter Buchmesse, die vom 18. bis zum 22. Oktober stattfindet, ist Slowenien. Zu diesem Anlass wurden mehr als 100 Bücher neu ins Deutsche übersetzt. Das Land wird sich bei der Buchmesse unter dem Motto „Waben der Worte“ präsentieren. Einige Lesetipps.

Ales Steger: „Neverend“ (Wallstein Verlag): „Ein hochpoetischer und gesellschaftskritischer Roman, der zeigt, was mit uns allen passieren könnte – wenn es nicht schon längst passiert“, so der Verlag. Die EU befindet sich mit dem Rest der Welt in Handelskriegen, die Regale der Supermärkte leeren sich. In Slowenien sind extremistische Parteien im Aufwind. Inmitten dieses Chaos durchlebt eine junge Schriftstellerin ihre ganz eigene Krise.

Jelena Krecic: „Keine wie sie“ (Mitteldeutscher Verlag): Ein junger Mann stürzt sich in Ljubljana von einem erotischen Abenteuer ins nächste, aber keine Frau kommt an seine Ex heran. Laut Verlag „ein Einblick in die Generation Y“ und „so kurzweilig wie ein gutes Drehbuch“.

Ana Marwan: „Verpuppt“ (Otto Müller Verlag): Rita betrachtet das Leben als eine Aneinanderreihung von Spielchen. Je nach Erfordernissen ist sie mal die eine und mal die andere. Um das Chaos in der Welt zu bändigen, schreibt sie Geschichten, in denen sie ebenso oszilliert wie im Leben, denn „jede Geschichte ist eine Gewalt an der Wahrheit“. Marwan wurde 2022 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.

Politische Umwälzungen

Andrej Blatnik: „Platz der Befreiung“ (Folio Verlag): In den Wende-Jahren trifft ein zögerlicher Konformist auf eine entschlossene Rebellin. Der Vater des jungen Mannes kommentiert von der Seitenlinie aus die Liebesbeziehung – und dabei auch die politischen Umwälzungen der späten 1980er-Jahre.

Roman Rozina: „Hundert Jahre Blindheit“ (Klett Cotta): Eine monumentale Familiensaga über Aufstieg und Niedergang der Familie Knap, deren Mitglieder erst Bauern sind, dann Bergarbeiter. Im Mittelpunkt steht der blinde Matija, der als Einziger den Herausforderungen ins Auge blickt.

Slavoj Zizek: „Die Paradoxien der Mehrlust“ (S. Fischer): Auf fast 500 Seiten kommt der slowenische Philosoph wie üblich vom Hundertsten ins Tausendste. Kerngedanke ist, dass wir von allem zu viel haben und trotzdem immer mehr wollen. Aus dem „Mehrwert“ von Marx und dem „Lustgewinn“ von Freud konstruiert Zizek die „Mehrlust“.