Kopf des TagesVom Leinwand-Charmeur zum Charakterdarsteller: Hugh Grant wird 60

Kopf des Tages / Vom Leinwand-Charmeur zum Charakterdarsteller: Hugh Grant wird 60
Hugh Grant im Jahr 2017 in London Foto: Matt Crossick/Press Association

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Hugh Grant wird 60

In der zynischen Gangsterkomödie „The Gentlemen“ ist Hugh Grant kaum wiederzuerkennen. Als schmieriger und skrupelloser Privatdetektiv Fletcher versucht er, einen Drogenbaron zu erpressen und droht, dessen Privatleben an die Presse zu geben. Grant brilliert in der Rolle, die nichts mehr gemein hat mit dem sympathischen Typen, den er in seinen großen Kinoerfolgen spielte. Von diesem Image hat sich der britische Schauspieler, der heute 60 Jahre alt wird, verabschiedet.

Wenn in den 90er- und 2000er-Jahren ein gut aussehender Darsteller für eine romantische Komödie gesucht wurde, war Grant erste Wahl. „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Notting Hill“ oder „Bridget Jones“ waren Kassenschlager, in denen der Brite mit charmantem Lächeln und prächtigem Haar die Frauenherzen eroberte. Dass er anders kann, zeigte er im gefloppten Thriller „Extrem … mit allen Mitteln“ oder der hochgelobten Verfilmung des Nick-Hornby-Romans „About A Boy“. Doch die breite Anerkennung als Schauspieler blieb aus.

Hugh John Mungo Grant wurde am 9. September 1960 im Londoner Stadtteil Hammersmith geboren. In seiner Schulzeit spielte er Rugby, Cricket und Fußball. Die Schauspielerei kam erst später. Mit einem Stipendium ging es an die renommierte Universität Oxford, wo Grant Anglistik studierte. An der Uni spielte er Theater, zunächst nur als Hobby. Das brachte ihm 1982 seine erste Filmrolle ein. Der Durchbruch kam aber erst 1994. „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ machte den Briten über Nacht zum Star – mit allen Schattenseiten.

Seine Kollegin Elizabeth Hurley und er galten lange als britisches Glamourpaar. Hurley vergab Grant auch seinen peinlichen Fehltritt. 1995 wurde er in Los Angeles verhaftet, als ihn die Polizei mit einer Prostituierten im Auto erwischte. Seine Kinder hätten ihn zu einem angenehmeren Menschen gemacht, sagte Grant dem US-Magazin Vanity Fair. Es sei sogar möglich, „dass ich durch die Kinder als Schauspieler besser geworden bin“. Zumindest erlebte seine Filmkarriere seitdem eine erstaunliche Renaissance.

Zu verdanken hat er das auch Regisseur Stephen Frears („Die Queen“), der ihn für die Komödie „Florence Foster Jenkins“ rekrutierte. Darin glänzte Hugh Grant – und das muss man erst mal schaffen – an der Seite von Meryl Streep. In „Paddington 2“ mimte er selbstironisch einen abgehalfterten Schauspieler, der nun mit Werbung sein Geld verdienen muss. Kritiker, die früher kein gutes Haar an Grant ließen, äußerten sich auf einmal begeistert.

Dann gab ihm Frears die Hauptrolle in „A Very British Scandal“. In der TV-Miniserie nach einem wahren Fall aus den 70er-Jahren überzeugte er als homosexueller Politiker Jeremy Thorpe, der seinen heimlichen Ex-Liebhaber ermorden lassen wollte. Das brachte Grant Nominierungen für den Emmy und den Golden Globe ein. Auf romantische Komödien wird er heute nicht mehr reduziert. Hugh Grant ist ein Charakterdarsteller geworden, dem man jede Rolle zutraut. (dpa)