„Théâtre du Centaur“: Gegen die Gewalt

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Das „Théâtre du Centaure“ ist gewappnet für die neue Saison. Neben seinem regulären Programm unterstützt es mit mehreren Veranstaltungen das Projekt „femmes/violence“.

Michèle Zahlen
 

Gewalt muss nicht immer körperlicher Art sein. Auch psychisch kann man gewalttätig werden, foltern, jemanden leiden lassen. Oft tabuisiert und unter den Teppich gekehrt, kommt das Thema Gewalt – vor allem an Frauen und durch Frauen – in unserer so tabulosen Welt kaum zur Geltung.

Dem wirkt nun das „Théâtre du Centaure“ mit einer ganzen Reihe an Partnern entgegen und widmet sich dem Projekt „femmes/violence“ von September bis Ende Dezember.

Kultur als Aufklärung

Das kleine, symphatische Theater zeigt Gewalt an Frauen unter einem kulturellen Gesichtspunkt. In Zusammenarbeit mit der Stadt-Luxemburg, der Fondation Pro Familia, dem Cid-Femmes, dem städtischen Konservatorium, der „Cinématèque du Luxembourg“, dem „Lëtzebuerger Schrëftstellerverband“ und anderen luxemburgischen Theatern will man den Blick der Menschen schärfen. Man soll nicht mehr wegschauen, Gewalt nicht einfach hinnehmen. Aufklärung durch kulturelle Vielfalt, lautet die Devise.

Man müsse sensibilisieren, so Stadtschöffin Viviane Loschetter bei der Pressekonferenz zu „femmes/violence“, „Kultur kann enttabuisieren.“ Für diese Enttabuisierung will sich auch das Théâtre du Centaure stark machen. Im Kontext des Projekts wird unter anderem das Stück „Juliette Juliette“ des Finnen Jari Juutinen gezeigt:
Juliette wächst in einem Finnland auf, das sich mitten in der Wirtschaftskrise befindet. Sie trifft auf Raimo, die beiden verlieben sich, heiraten und bekommen zwei Kinder. Die familiäre Idylle scheint perfekt, bis sich Schulden immer mehr anhäufen und Juliette schlussendlich zur Mörderin ihrer eigenen kleinen Familie wird.

Marja-Leena Junker vom Théâtre du Centaure erklärt: „Das Stück ist nicht trostlos, sondern sehr lebhaft.“ Es habe im Leben von Juliette Liebe und Glück gegeben, so Marja-Leena Junker.

Das Stück spiegelt aber auch die brutale Realität wider, in der wir heute leben. Juliette versucht die finanziellen Probleme in der Öffentlichkeit zu vertuschen und weiß sich am Ende keinen Rat mehr.

Gegen das Vertuschen von Gewalt will man mit „femmes/violence“ ankämpfen. Neben mehreren Theaterproduktionen werden Workshops, Filme, Gesprächsrunden und Lyrikabende in ganz Luxemburg angeboten. Neben Theatervorstellungen bietet das „Théâtre du Centaure“ im Rahmen von „femmes/violence“ eine „Soirée de poésie“, eine Diskussionsrunde und gemeinsam mit Pro-Familia eine „Ciné-Conférence“ an.

Hier wird anhand von Filmen wie „Scènes de la vie conjugale“ oder „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ dem Zuschauer Szenen ehelicher Gewalt vor Augen geführt. Diese Gewalt soll analysiert und besprochen werden: Welche Art von ehelicher Gewalt gibt es? Was ist der Kontext in dem es zu Gewalt kommt? Sind Frauen oder Männer gewalttätiger?

„Jeder kann handeln“

Für Marja-Leena Junker gibt es nicht Schlimmeres als wegzuschauen und zu ignorieren: „Jeder kann handeln.“ Man soll nicht die Augen vor häuslicher, sexueller oder psychischer Gewalt schließen. In diesem Kontext will das Théâtre du Centaure gemeinsam mit seinen Partnern aufklären, informieren und agieren.

Neben den Veranstaltungen im Rahmen von „femmes/violence“ bietet das Théâtre du Centaure auch das „normale“ Programm an. Momentan läuft schon „La nuit juste avant les forêts“ von Bernard-Marie Koltès. Auf der Bühne nur eine einzige Person. Dieses Mal steht ein Mann im Mittelpunkt. Denis Jousselin hält einen Monolog über die Welt in der er lebt, über sich selbst.

Im Febraur und März wird es klassisch mit Sophokles „Elektra“ . Myriam Muller schlüpft in die Rolle von Elektra, die für ihren ermordeten Vater Rache nehmen will. All ihre Hoffnungen liegen auf der Wiederkehr ihres Bruders Orest, der ihre Mutter und deren Liebhaber umbringen soll.

Neben dem klassischen Drama gehört die Bühne auch einer jungen Produktion. Isabelle Koob und Luc Spada wollen im Drama „Kreisverkehr“ nicht mehr in einer Welt voll von „Amateuren“ leben.

„Frozen“

„Frozen“ von Bryony Lavery wird Ende April und im Mai gespielt. In diesem Thriller verschwindet ein zehnjähriges Mädchen spurlos. Drei Personen stoßen in diesem Kontext aufeinander: Ein Mörder, eine hervorragende Psychiaterin und die Mutter der kleinen Vermissten.
Das Stück zeigt dem Zuschauer, welche Emotionen dieser Gewaltakt bei den einzelnen Protagonisten hervorruft. Zum Abschluss der Saison lebt das luxemburgische Theater auf. „De Plafong huet eng Bascht“ von Jemp Schuster wird im Juni aufgeführt. Auf satirische Art und Weise macht Jemp Schuster in seinem Stück eine Analyse unserer Gesellschaft und der Partnerschaft an sich.