Theaterfest 2010: Wer feiert wen?

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„Denn das Theater ist nicht dazu da, eine kulturelle Elite mit intellektueller Nahrung zu füttern. Es ist für jeden da, und jeder soll es genießen können, und das wollen wir den Leuten an diesem Sonntag näher bringen“, so in etwa beschreibt Claude Frisoni, Leiter der Abtei Neumünster, seinen Ansporn, das diesjährige Theaterfest zu gestalten.

Dan Kolber

Das Theaterfest, ein Fest des Theaters, ein Tag, an dem die Theaterszene, in schönster Theorie, nicht sich selbst, sondern gemeinsam mit den Menschen das Theaterschaffen an sich feiern will. Mit den „normalen“ Menschen.
Jenen, die es scheinbar, so Herr Frisoni, sonst nicht in die Theatersäle wagen; denen der Weg bis hinauf in den wohl bewachten Elfenbeinturm der Kultur oft zu wagemutig und einschüchternd erscheint – und die Kulturszene zu verschlossen. Dabei ist das Theater weder aus Elfenbein noch ein Turm. Und es steht eigentlich auch jedem offen.

Genauso wie die Abtei Neumünster an diesem Sonntag, von 11.00 Uhr morgens an bis 22.30 Uhr in die Nacht hinein.

Und einige mutige Leute kamen denn auch, und konnten sich einer breiten Palette an Angeboten und Darbietungen erfreuen. Man hatte ein gut gefülltes Programm zusammengestellt, wo Inszenierung um Inszenierung die jeweiligen Theaterhäuser Luxemburgs, darunter das Théâtre du Centaure, das Kasemattentheater, das TOL, das TNL und einige mehr, in schöner Zusammenarbeit einen Vorgeschmack auf eine Auswahl ihrer diesjährigen Vorstellungen geben konnten.
Kurze Szenen von nur ungefähr 20 Minuten sollten das Interesse des Publikums für die jeweiligen Stücke oder Tanzdarbietungen wecken, um die Leute zu weiteren regulären Theaterbesuchen zu motivieren, und sie mit der Lust auf das Theater anzustecken.

Dabei weiß man nicht, ob die anfänglich eher sehr spärlich gefüllten Säle auf Orientierungsprobleme der Besucher in der eher undurchsichtigen Abtei Neumünster zurückzuführen waren oder die Kulturinteressierten einfach nur spät aus den sonntäglichen Betten kamen. Auf jeden Fall füllten sich die Säle im Laufe des Tages zäh, doch letztendlich in gesunden Maßen, wobei Maskentheater und Improvisations-Ateliers auch für Kinder einige Unterhaltung boten.

Für Essen und Trinken war natürlich auch gesorgt, und damit der Konsument mit gutem Gewissen sein Essen verzehren konnte, wurde es von der ASTI zusammengestellt und variierte zwischen leckeren albanischen und pakistanischen Gerichten zu fairen Preisen, wobei der Gewinn an die jeweilige Organisation ging.

Bei lockerer Atmosphäre füllte sich die Abtei Neumünster dabei mehr und mehr und die Stände der verschiedenen Theater konnten fleißig Programmhefte verteilen.
Ob sich in gleichem Maße die Theatersäle in Zukunft mit dem „einfachen Volk“ füllen werden, bleibt jedoch dahingestellt. Erinnerte doch vieles an ein jährliches Klassentreffen; ein lockeres Wiedersehen Altbekannter im Métier, mit viel zufriedenem Händeschütteln und familiärem Gespräch.

Kann man das Theaterfest 2010 einen Erfolg nennen? Wer weiß. Auf jeden Fall können die Theater-Schaffenden wieder eine Saison lang mit gutem Gewissen proklamieren: „Wir haben unseres getan.“