Sonntag16. November 2025

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BuchvorstellungStichwort Reise: „111 Orte in Luxemburg“ und „Le sud n’aime pas les anges“

Buchvorstellung / Stichwort Reise: „111 Orte in Luxemburg“ und „Le sud n’aime pas les anges“
Eine Reise durchs Großherzogtum und ein Selbstfindungsroman aus der Provence Foto: mago

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Zwei Bücher, zwei Reisen: Eine führt quer durch Luxemburg, die andere in den Süden Frankreichs – beide erzählen von Orten, Menschen und der Sehnsucht nach Sinn und Schönheit.

Susanne Jaspers kennt Luxemburg. Und man darf sagen, sie kennt es richtig gut. Anders wäre ihr neuestes Buch wohl auch kaum so gut gelungen. „111 Orte in Luxemburg, die man gesehen haben muss“, heißt es. Auf rund 230 Seiten nimmt die Autorin die Leser mit auf eine Reise – keine Floskel – kreuz und quer durchs Land. Nein, ein klassischer Reiseführer ist es nicht geworden. Für Neuankömmlinge und für Fortgeschrittene – weiterführende Lektüre sozusagen. Der Ton? Locker, pointiert, persönlich. Die Sprache? Präzise, witzig, manchmal ironisch – und immer auf den Punkt.

Die 111 Orte sind über das ganze Land verteilt, eine Karte am Ende des Buches hilft bei der Orientierung. Viele davon kennt man selbst als Einheimischer kaum. Und wenn doch, fehlen einem oft genau jene Details, die Jaspers mit liebevoller Sorgfalt zusammengetragen hat: Geschichte, Anekdoten, Hintergründe – kompakt auf jeweils einer Seite. „Skurrile, schöne, seltsame, geheimnisvolle oder von den Geschichtsbüchern vergessene Orte mitsamt ihren Geschichten.“ – steht im Klappentext. Und ja: Treffender kann man es kaum sagen.

Praktische Hinweise fehlen ebenfalls nicht: Adressen, Öffnungszeiten, Anfahrtswege – plus jede Menge Tipps zu Kultur und Kunst, Burgen und Schlössern, Brauereien und Weinkellern, Gärten, Museen, Wanderwegen, Wellness-Orten, besonderen Monumenten, Veranstaltungen und kulinarischen Geheimtipps.

„111 Orte in Luxemburg“ ist ein leiser, kluger Begleiter. Vor der Reise – und unterwegs. Unaufdringlich, aber tiefgründig. Denn Susanne Jaspers schreibt nicht nur über Orte, sondern auch über Menschen, über ihre Visionen, ihre Schicksale. Sie macht Lust auf ein Land, das mit seinen rund 2.600 Quadratkilometern weit mehr ist als nur das „einzige Großherzogtum der Welt“.

Erschienen bei „Emons:“

Engel in der Provence

Reisen passt als Stichwort auch zur zweiten Buchvorstellung, wenn auch auf ganz andere Weise.
„Le sud n’aime pas les anges“ nimmt den Leser mit in den Süden Frankreichs. Isabelle Costantinis rund 160 Seiten starker Roman ist eine fein austarierte Mischung aus Fiktion und Autobiografie – und eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt.

Marie, alleinerziehende Mutter, folgt einem inneren Ruf. Geleitet von der Sehnsucht nach einem Leben im Einklang mit der Natur und ihren Pferden, verlässt sie ihre Heimat und zieht mit ihrer kleinen Tochter Chiara in die Provence. Getrieben von ihrer Leidenschaft, lässt Marie alles hinter sich. Was mit Euphorie beginnt, wird bald zur Belastungsprobe. Die Erzählerin nimmt uns mit in ihre Gedankenwelt – teilt Gefühle, Zweifel, Hoffnungen. Der Stil: poetisch, philosophisch, oft nachdenklich. Gerade darin liegt der Reiz des Buches. Die ganze Erzählung wirkt authentisch – nachvollziehbar. Man fühlt mit Marie und Chiara, genießt wie die beiden diesen schönen Flecken Erde, die kleinen Freundschaften, leidet aber genauso wie sie unter rücksichtslosen Jägern und großen Feindschaften. Inmitten dieser Härte wachsen Widerstandskraft und Entschlossenheit – während sich dunkle Wolken über dem vermeintlichen Paradies zusammenziehen. Das Scheitern wird unausweichlich. Und am Ende bleibt der erschütterte Blick: „Wie traurig – so viel Hass, aus so wenig Grund.“

„Le sud n’aime pas les anges“ ist mehr als ein Aussteigerroman. Es ist ein Buch über Leidenschaft, über die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Tier, über die Kraft der Ideale – und den Mut, sie zu leben. Eine Ode an Beharrlichkeit, an Werte, an die Suche nach Gleichgewicht zwischen Traum und Wirklichkeit.

Erschienen bei „Les 3 Colonnes“.