Noch skandalöser aber ist die Tatsache, dass diese Katastrophe vor allem das Resultat politischer und weltwirtschaftlicher Fehlentscheidungen ist. Jean Feyder legt den Finger auf die offene Wunde.
" class="infobox_img" />Jean Feyder
„Mordshunger: Wer profitiert vom Elend der armen Länder?“Gebunden: 336 Seiten
Verlag: Westend(September 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3938060530
24,95 EuroIm Juli 2011 erschien auch die französischsprachige
Ausgabe unter dem Titel:„La faim tue“
Taschenbuch
Verlag: L’Harmattan (15. Juli 2011)
Sprache: Französisch
ISBN-10: 2296553508
29.95 Euro
Im Jahr 2000 hat sich die UNO im Rahmen der sogenannten „Millenniumsziele“ an allererster Stelle dasjenige gesetzt, die Zahl der hungerleidenden Weltbevölkerung bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Doch was ist stattdessen geschehen? Von 850 Millionen ist die Zahl der Menschen, die nicht genügend zu essen haben, auf mehr als eine Milliarde angestiegen.
Frappierender Ehrlichkeit
Auf Einladung der „musel-sauer-mediathéik“, die derzeit eine afrikanische Woche veranstaltet, referierte am Montagabend der Luxemburger Diplomat Jean Feyder, seit 2005 Botschafter und ständiger Vertreter Luxemburgs bei der UNO und der WTO in Genf, im gut besetzten Festsaal des Wasserbilliger Pflegeheims „Op Lamp“ zu seinem 2010 erschienenen Buch „Mordshunger: Wer profitiert vom Elend der armen Länder?“, von dem seit Sommer vergangenen Jahres auch eine französische Ausgabe unter dem Titel „La faim tue“ erhältlich ist. Ganz und gar undiplomatisch – nämlich mit frappierender Ehrlichkeit – beleuchtet Feyder die Fehler, die dazu beigetragen haben, und immer noch dazu beitragen, dass die Not zu- statt abnimmt.
Allein in Asien (vor allem Indien, Bangladesh, Pakistan und Nepal) leiden 580 Millionen Menschen Hunger, in Schwarzafrika sind es 220 Millionen, in Lateinamerika 50. „Den Staatschefs müsste längst das rote Alarmlicht aufgehen“, so der Autor. Doch reagiert würde kaum. Betroffen von der Armut ist zu 80% die Landbevölkerung. Es gibt 1,3 Milliarden Bauern, von denen die meisten in den Ländern der Dritten und Vierten Welt ohne moderne Arbeitsgeräte auskommen müssen und nur kleine Ländereien bearbeiten können.
Aufgrund weltwirtschaftlicher Fehlentscheidungen in den letzten paar Jahrzehnten ist die Zahl derjenigen, die sich selbst versorgen können, stark zurückgegangen. Sie produzieren Bananen, Kakao, Kaffee usw. für den Export und bekommen nur einen Hungerlohn. Der Eigenbedarf an Lebensmitteln – wie beispielsweise Reis oder Getreide – muss importiert werden. Doch dafür ist kein Geld vorhanden.
Paradoxe Situation
Dramatisch sind die Zahlen, die Jean Feyder anführt, was etwa die Handelsbilanz der 50 ärmsten Länder in den letzten 30 Jahren angeht. Konnten diese 1980 noch einen Überschuss von 1 Milliarde Euro erwirtschaften, so war es im Jahr 2000 ein Defizit in Höhe von 7 Milliarden, im Jahr 2008 sogar eins von 25 Milliarden. Dies entspricht in etwa 80 Prozent dessen, was weltweit an Entwicklungshilfe geleistet wird. Total paradox! So wie die Politik, die die reichen Länder gegenüber den armen betreiben.
In seinem absolut lesenswerten Buch liefert Jean Feyder noch wesentlich mehr Zahlenmaterial, zeigt jedoch auch Alternativen auf, die zum Ausweg aus dieser bedrohlichen Sackgasse werden könnten.
De Maart
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