
Die Werke, die Jordi Savall und seine Musiker an diesem Abend (Konzert von 20 Uhr) vorstellten, waren an den Film „Tous les Matins du Monde“ („Die siebente Saite“) angelehnt, der das Verhältnis der beiden Komponisten Marin Marais und Monsieur de Sainte-Colombe belichtet. Da beide auch Pioniere waren, was die Viola da Gamba anbetrifft, so war es auch dieses Instrument, das im Mittelpunkt des Konzertes stand.
Im Zentrum standen Monsieur de Sainte-Colombes Concert N° 44 & N°41, die beide für zwei Solo-Gambisten komponiert wurden und den Charme sowie den wunderbaren Klang dieses Instruments bestens in Szene setzen konnten.
Darüber hinaus ist die Musik recht anspruchsvoll und bietet beiden Solisten, nämlich Jordi Savall und Philippe Pierrot, die Möglichkeit, ihr solistisches Können unter Beweis zu stellen. In den übrigen Werken von Marin Marais, Jean-Baptiste Lully und François Couperin traten dann je nach Stück die übrigen Musiker hinzu. Das waren Xavier-Diaz-Latorre, Theorbe und Gitarre, Manfredo Kraemer, Violine und Charles Zebley, Flauto traverso.
Ob zu zweit oder im Ensemble, die Musiker begeisterten in jedem Werk mit höchster Spielkultur und einem wunderbaren Zusammenspiel. Die Musiker des Ensembles Le Concert des Nations ist natürlich eine eingeschworene Gemeinschaft, die immer der Musik den Vortritt lässt. Und so erlebte das Publikum ein hinreißendes und wunderschönes Konzert mit alter Musik, deren Zauber sich keiner im Saal entziehen konnte. Für den begeisterten Applaus gab es dann als Zugabe einen virtuosen Tanz vom Hofe Ludwigs XIII.
Chopin und Beethoven in exzellenten Interpretationen
Ebenfalls ein Meister auf seinem Instrument ist der junge südkoreanische Pianist Seong-Jin Cho. Davon konnten wir uns bereits in der vergangenen Woche überzeugen, als Cho eine atemberaubende Interpretation des 1. Klavierkonzerts von Fréderic Chopin bot, die insbesondere durch ihre Ausgewogenheit und ihre Liebe zum Detail für sich einnahm. In dieser Woche spielte Cho nun das 2. Klavierkonzert.
Die gleiche Überlegenheit in der Phrasierung, der Gestaltungswille und die Suche nach den kleinen, aber wichtigen Details, dies alles in impressionistische Farben gehüllt, machten dann auch Chos Interpretation dieses wesentlich introvertierteren Konzerts zu einem Erlebnis. Die Expressivität blieb wohldosiert, die vollendete Technik diente nie dem Selbstzweck, sodass von pianistischer Seite ein Chopin geboten wurde, der sich durchaus mit den markanten Interpretationen von Chopin-Spezialisten wie Zimerman, Pires oder Argerich messen ließ.
Dass dieses Konzert aber so hervorragend gelang, lag auch an Gustavo Gimeno und den Musikern des OPL. Intensiver noch als in der vorigen Woche ergänzten sich Solist, Orchester und Dirigent und fanden zu einem lebendigen, dialogfreudigen (soweit es Chopins Orchestrierung eben zuließ) und vor allem sehr sicheren Spiel zusammen. Das frische Spiel des Orchesters und das von Gimeno bewusst aufgelockerte Klangbild trugen wesentlich zu dem hervorragenden Gesamteindruck des 20.00-Uhr-Konzerts bei.
Ganz zu Unrecht führt die 2. Symphonie von Ludwig van Beethoven (genauso wie die 4. und die 8. Symphonie) ein Schattendasein. Obwohl sich in letzter Zeit immer wieder namhafte Dirigenten für dieses Werk einsetzen (Sir Georg Solti hatte diese Symphonie beispielsweise bei seinem Gastspiel im Kulturjahr 1995 im Gepäck), ist es noch immer kein Publikumsliebling. Doch wer genau hinhört, der erkennt eine unwahrscheinlich spannende Musik mit vielen fantasievollen Einfällen, wie dem Scherzo anstelle des üblichen Menuetts, sowie bereits typischen Beethoven. An sich ist die Zweite ein recht kurzweiliges Werk und wirkt durch ihre prägnante, unmittelbare Sprache auch nie langweilig.
Gustavo Gimeno und das OPL hatten sich dann auch für eine virtuose und temporeiche Interpretation entschieden, die die Dramatik des Kopfsatzes ebensowenig vernachlässigte wie den derben Charakter des Scherzo, die schönen, geschwungenen Linien des langsamen Satzes oder den mitreißenden Schwung des Finales. Gimeno brachte alles zusammen und unterstrich in seiner ernsthaft ausgearbeiteten, technisch präzisen und musikantisch spannenden Auslotung die Qualität dieser Symphonie.
De Maart
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