KunsteckeMalerei und Skulptur im Doppelpack: Joachim & Wouter van der Vlugt in einer Expo

Kunstecke / Malerei und Skulptur im Doppelpack: Joachim & Wouter van der Vlugt in einer Expo
Die gesamte Ausstellung in der Galerie Fellner steht unter dem Titel „Roots“  

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ihre Ateliers im Kunstzentrum der Gruppe „Sixthfloor“ liegen nebeneinander, doch die Gebrüder Joachim & Wouter van der Vlugt gehen kunstmäßig eigene Wege. Joachim ist Maler und Wouter Bildhauer. Nun stellen beide gemeinsam in der Galerie Fellner Contemporary in Luxemburg-Stadt aus.

Seit über zehn Jahren bearbeitet der 1970 in Luxemburg geborene Wouter van der Vlugt Holz und formt daraus offene Skulpturen. Hat er davor als Designer vorwiegend spezielle Möbel entworfen, so hat er sich mittlerweile auf die Nutzung von Holz und manchmal auch anderen Werkstoffen (etwa Glasfiber) verlegt, um diesen eine neue Seele, ein eigenes Leben, eine andere Gestalt in Form von kleineren und mittleren Objekten zu geben, Skulpturen, bei denen Hohlräume und Volumen sich die Waage halten. Wer sein künstlerisches Schaffen über Jahre verfolgt hat, weiß nicht nur um das große Talent und die Sensibilität von Wouter, sondern kennt auch seine reiche Vorstellungskraft für Ungewohntes und seine Sorge, stets in Perfektion zu arbeiten.

Holzskulpturen von Wouter …

Sein von ihm ausgewähltes Holz belässt er nicht in einer Art Rohzustand, nein, er geht in die Tiefe des Materials, er zersägt, schneidet, bohrt und schleift so lange daran, bis neue glatte Oberflächen und offene transparente Hohlräume entstehen, umso immer wieder aus einem gleichen Material neue organische Gebilde herauswachsen zu lassen. Diese sind meist horizontal ausgerichtet, können aber auch kugelförmig sein oder ausschweifend in den Raum wachsen. Manche der neun in der Expo gezeigten Skulpturen sehen wie ein offen gelegtes Gehirn aus, so als ob der Künstler den Betrachter zu angeregtem Denken animieren möchte und diesen auffordern würde, mit Unvoreingenommenheit in seinem Skulpturen-Garten zu wandern. Die bei der Galerie Fellner gezeigten Werke sind sowohl aus Nuss- als auch aus Kirschbaum oder anderen Hölzern entstanden. Derweil der Künstler einige Werke in einer, wie er sie nennt, „Blossom“-Reihe präsentiert, hat er anderen Objekten jeweils spezifische Titel verpasst, Bezeichnungen die sich jedoch stets an der jeweiligen Form („Tout en rondeur“, „Chaotic route III“ oder „Singularity II“) ablesen lassen.

Wouter van der Vlugt betreibt handwerkliche Kunst, sodass er auch für die Biennale „Mains de Maîtres“, die bekanntlich Handwerkskunst präsentiert, ausgewählt wurde und sowohl in Luxemburg wie in Paris beim „Salon Révélation“ mitmachen durfte. Seit er künstlerisch unterwegs ist, hat er sich an zahlreichen Solo- und Kollektiv-Ausstellungen beteiligt, mehrmals in Paris und Brüssel wie auch in Luxemburg und 2022 bei der „Biennale Homo Faber“ in Venedig.

… und Ölbilder von Joachim van der Vlugt

Sein Zwillingsbruder Joachim van der Vlugt wurde selbstredend auch am 10. August 1970 in Luxemburg in einem holländischen Elternhaus geboren. Er ist wie Wouter Gründungsmitglied der in Koerich angesiedelten Künstlergruppe „Sixthfloor“. Nach einem Studium an der Kunstakademie in Maastricht fühlt sich Joachim nicht nur von seinen Lehrern beeinflusst, nein er sieht sich in der Tradition großer holländischer Maler, ein Bekenntnis, das man beim Ansehen und Erleben seiner intensiven und dichten Ölmalerei auch spürt. Durch unzählige Ausstellungen in Luxemburg und im Ausland bekannt, genießt er in Kunstkreisen einen guten Ruf. Bereits 2003 wurde er mit dem „Prix d’encouragement aux jeunes artistes“ beim CAL-Salon ausgezeichnet.

Joachim van der Vlugt bewegt sich malerisch in einem Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, wobei dies für ihn vor allem eine Anleitung zu einer freien Malerei mit manchmal strengeren Kompositionslinien bedeutet. Seine Bilder entstehen oft aus einem spontanen Ansatz, wie er selber sagt, doch im Gestaltungsprozess ordnen sich dann progressiv Ideen, wobei sich bei ihm aus dem Unter- oder Hintergrund immer deutlichere Bilder entwickeln, die er durch Einfügen von geometrischen Figuren in eine dritte Dimension führen möchte. Hierdurch entstehen Kontraste, werden etwa Landschaften in ein völlig neues Licht geleitet, dies auch weil er Schicht um Schicht seine Ölfarben aufträgt und diese so oft verändert, bis sie in ihrer Dichte und Leuchtkraft dem Künstler Genugtuung geben. Er spielt gerne mit dem Prinzip „Bild im Bild“, wodurch sich manchmal widersprüchliche Effekte ergeben, der Betrachter angehalten wird, diese Gemälde in all ihren Details zu analysieren, um das große Ganze zu erfassen.

Die gesamte Ausstellung in der Galerie Fellner steht unter dem Titel „Roots“, also Wurzeln, vielleicht da beide Künstler auf ihre holländischen Ursprünge zurückblicken wollen oder aber in der Darstellung von solchen Wurzel-Elementen, die in unterschiedlichen Dimensionen und grafischen Konstellationen vor allem in den Bildern von Joachim thematisiert werden, einfach eine Verbindung zwischen menschlicher Kreativität und Schönheit der Natur herstellen sollen. Die sechzehn nun gezeigten Bilder diverser Formate bewegen sich denn auch alle im Wechselspiel von Natur (Baumwurzeln, Wasser, Wolken) und architektonischen Einsätzen wie in blau-grauen und bräunlichen Tongebungen. Der Künstler setzt bewusst keine grellen Farbtöne ein, um seine „Root“-Bilder und Kompositionen ins für ihn passende und so typische Licht zu tauchen.

Wer sich die in die Tiefe des Holzes „gegrabenen“ Skulpturen und die eindrucksvollen Bilder teils mit plastisch dominierenden „Wurzelteilen“ ansieht, dem bleibt trotz unterschiedlicher Genres und Techniken der beiden Künstler die seelische Verbundenheit der Brüder van der Vlugt nicht verborgen. Ihre zwar getrennte, aber doch gemeinsame Suche nach den „Roots“ zeugt von einem feinen und hochwertigen Kunstschaffen.

Ausstellung

„Roots“ von Joachim & Wouter van der Vlugt bei „Fellner contemporary“, 2a, rue Wiltheim, Luxemburg, noch bis zum 6. April 2024. Mittwochs bis samstags von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter fellnercontemporary.lu.