Kochender irischer Koboldkessel

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Dabei hat der Konzertabend mit einer ersten Ernüchterung begonnen: Gegen 15 Uhr verkündete das Atelier auf seiner Facebook-Seite, dass die Vorband „Grade 2“ leider nicht spielen wird. Man habe aber den Beginn der Dropkick Murphys auf 21 Uhr vorverlegen können, so das Atelier weiter. In der Tat begann das Konzert dann auch um pünktlich um 21.00 Uhr mit den keltisch-irischen Klängen von Sinéad O’Connors „The Foggy Dew“. Ein idealer Opener, der die Marschrichtung des Abends vorgab: Melodisch, dynamisch und „very irish“. Die Stimmung ist bereits vor dem Konzert sehr gut – erstes Klatschen und lautstarkes Mitsingen der Melodie bestimmen das Bild.

Obligatorisches Kleeblatt

Zu den einsetzenden Klängen von „The Lonesome Boatman“ fiel dann endlich der schwarze Vorhang und das Bühnenbild versetzte einige Zuschauer in Erstaunen: Eine überwiegend schwarz-weiß dominierte Collage, die das Bandlogo in unterschiedlichen Schriftarten zeigt, und das obligatorische Kleeblatt dürfen nicht fehlen. Die Stimmung kochte an dieser Stelle bereits fast über: Ein erster Moshpit setzt ein, hier und da springen die ersten Leute im Akkord. Ohne große Reden spielten die Dropkick Murphys mit „The Boys Are Back“, „Hang ‚em High“,  „Blood“ und „I Had a Hat“ ein sehr aufpeitschendes Anfangsset; untermauert werden die Songs durch das jeweils wechselnde Licht in die Farben blau, gelb, rot und – selbstverständlich – grün.

Lame Luxembourg?

Erst nach 5 Songs wendet sich Gitarrist und Leadsänger Ken Casey mit einer Feststellung an das Publikum: „The last time, Luxembourg, you were lame, terrible but this time you take redemption!“ Das ließen sich die rund 1.000 Fans nicht zweimal sagen und setzten zu erstaunlichen Mosh- und Circle Pits an, die fast die Hälfte des gesamten Clubs umfassten. Fast bei jedem Song konnte man Crowdsurfern beim „Surfen“ helfen … Nach jedem Songende setzten sofort die „Let’s go Murphys“-Chants ein und diese Euphorie übertrug sich postwendend auf die Band: Quasi jedes Bandmitglied (mit Ausnahme des Drummers) befand sich mindestens einmal im Fotograben oder auf der Balustrade zu den Fans, eine unsichtbare 4. Wand gab es nicht; das Ziel war es, eine riesige irische Party zu feiern, und jeder wollte an dieser teilhaben.

Foto: Hervé Montaigu

Längstes Europaset aller Zeiten

Aufgrund des frühen Beginns entschieden sich die Murphys dafür, in Luxemburg ein besonders langes – nach Casey sogar das längste Europaset aller Zeiten – Set zu spielen und das taten sie mit über 25 Songs auch. Neben dem Anfangsquintuple folgten Punkrock-Kracher wie „First Class Loser“ oder „Going Out In Style“, aber auch Rocknummern wie „When We Were Young“ oder „The Dirty Glass“ und nicht zu vergessen die Irland-Hymne „The Wild Rover“ (einigen vielleicht unter der deutschen Kopie „An der Nordseeküste“ bekannt), die bisher in keiner Setlist aufgelistet ist. Untermauert wurden die Songs durch das vielfältige instrumentale Klangbild der Dropkick Murphys: Neben Gitarren, Bass und dem obligatorischen (typischen) Dudelsack kamen auch Flöte, Akkordeon, Mandoline, Harmonika und Keyboard zum Einsatz.

Best-of als Finale

Nach etwa 70 Minuten wird dann mit dem Cover „You’ll Never Walk Alone“ – jeder Fußballfan weiß Bescheid – ein fulminantes Finale mit allen Krachern aus der über 20-jährigen Bandgeschichte der Murphys eingeläutet: „Rose Tattoo“, „The State of Massachusetts“, „TNT“ (von AC/DC), der obligatorische „I’m Shipping Up to Boston“ und „Until the Next Time“ beenden das Konzert nach über 100 Minuten Schweiß, fliegendem Bier und sogar Blut …
Getreu der Devise „You’ll Never Walk Alone“ hatten sowohl ältere als auch jüngere Fans sichtlich eine Menge Spaß und dem Atelier ist es gelungen, mit den Dropkick Murphys einen alters- und genre-grenzüberschreitenden Act zu präsentieren, der immer für gute Laune sorgt … Irland ruft!

Sascha Dahm