Kleines Einmaleins des neuen Pavillons

Kleines Einmaleins des neuen Pavillons

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Der Startschuss: Für Luxemburg ist es das erste Jahr in dem legendären „Arsenale“. Der Hauptvorteil liegt auf der Hand: Durch die zentralere Lage muss der potenzielle Besucher das Ausstellungsgelände nicht erst in einer verwinkelten Gasse aufsuchen, sondern stößt beim Schlendern durch die nationalen Pavillons fast von alleine darauf.

 


1,2

Das Budget, welches das Kulturministerium auf den Tisch legen musste, um sich die neue Ausstellungsfläche für die nächsten 20 Jahre zu sichern, beträgt 1,2 Millionen Euro. Macht also umgerechnet 60.000 Euro pro Jahr.

 


1,3

 

Es sind genau 1,3 Kilometer (Fußweg), die das frühere luxemburgische Pavillon der Ca’ Del Duca am Canal Grande von dem neuen Gelände auf dem „Arsenale“ trennen. Gut 30 Minuten Fußweg durch Venedig mögen nach einem kurzen Spaziergang klingen, der symbolische Parcours stellt aber eine wichtige Etappe für Luxemburg dar.

 


16

 

Vom 26. Mai bis 25. November findet die 16. Auflage der „Mostra internazionale di Architettura“ statt, deren Kuratorinnen in diesem Jahr Yvonne Farrell und Shelly McNamara sind. Wie Kuratorin Andrea Rumpf es in ihrer Rede präzisierte, ist man dankbar für die sechs Architektur-Biennalen, die man vorher in der Ca’ del Duca vorstellen konnte.

 


50

 

Um das neue Pavillon entsprechend einzuweihen, gab das Kulturministerium eine willkommene Finanzspritze. So ist das Budget um fast 50 Prozent gestiegen: Betrug es letztes Jahr noch 234.000 Euro, wurden 2018 350.000 Euro in den Pavillon investiert.

 


61

 

Dieses Jahr gibt es 61 nationale Pavillons zu betrachten. Das Gesamtthema „Free Space“ wird so auf nationaler Ebene vielfältig durchdekliniert werden, Ausstellungstitel wie „Becoming“ (Spanien), „No More Free Space?“ (Singapur), „Mnemonics“ (Rumänien), „The Swamp School“ (Litauen) oder auch „Amplifying Nature“ (Polen) deuten auf eine teils kritische, teils poetische, teils ökologische Herangehensweise an das Thema. Neu dabei sind u.a. Saudi-Arabien, Guatemala, Libanon, Pakistan und … der Vatikan.

 


250

 

Mit 250 Quadratmetern ist die luxemburgische Ausstellungsfläche gleich zweimal größer als die der zwar charmanten, aber relativ kleinen Ca’ del Duca, die zudem mit verwinkelter Architektur und kleinen Zimmern aufwartete und so eine vielleicht zum Teil inspirierende Einschränkung – man denke an die Art, wie z.B. Mike Bourscheid im vergangenen Jahr mit der räumlichen Gestaltung des Pavillons spielte – mit sich brachte. Die neu gewonnene Fläche lässt das Thema „Free Space“ aber für das Großherzogtum noch bedeutungsschwangerer nachklingen.

 


2004

 

Seit 2004 ist Luxemburg bei der Architektur-Biennale mit dabei.

 


17.600

 

Letztes Jahr konnte Mike Bourscheids Ausstellung „Thank You So Much for the Flowers“ trotz der abgelegenen Lage der Ca’ Del Duca 17.600 Besucher anziehen. Genaue Erwartungen für dieses Jahr gibt es keine, aufgrund der neuen Lage erwarte man sich aber einen beträchtlichen Anstieg der Besucheranzahl.

 

 


Im Gespräch mit Andrea Rumpf (Kuratorin, LUCA)

Wie verlief die Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg?

Der neue Architekturmaster an der Universität war unser Wunschpartner für diese Biennale. Schließlich ist der Master ein „Baby“ des Luxembourg Center for Architecture – er geht auf die Initiative und jahrelange Vorarbeiten des LUCA zurück. Die Uni hat mit Florian Hertweck einen sehr kompetenten, erfahrenen und gut vernetzten Leiter gefunden, mit dem wir auf Augenhöhe arbeiten konnten – ohne dass wir erst unser gesammeltes Wissen vermitteln mussten, um zu erklären, was es bedeutet, einen Pavillon auf der wichtigsten Architekturausstellung der Welt zu kuratieren. Wir konnten so erstmals auch aktiv universitäre Forschung in unseren Biennale-Beitrag einfließen lassen. Mit Philippe Nathan haben wir zudem den idealen Ko-Kurator für diesen ersten Pavillon im Arsenale gefunden. Die Zusammenarbeit verlief dementsprechend harmonisch, inspirierend und horizonterweiternd, für alle Beteiligten. Es wird definitiv nicht das letzte Projekt sein, das wir zusammen umsetzen, so viel steht jetzt schon fest.

Hat das Kulturministerium Sie bedingungslos unterstützt?

Das Kulturministerium vertraut uns seit vielen Jahren die Konzeption und Produktion des luxemburgischen Beitrags zur Architekturbiennale an. Seitdem ich die Leitung des LUCA übernommen habe, haben wir nicht nur bewiesen, dass wir in der Lage sind, einen perfekt organisierten Pavillon innerhalb des begrenzten Budgets zu liefern – wir konnten die Ansprüche an Inhalt und Ausstrahlung des luxemburgischen Beitrags zudem von Mal zu Mal zu steigern. Unser Einsatz wurde nun vom Kulturministerium gewürdigt, indem es uns einen neuen, größeren und sehr viel sichtbareren Ausstellungsraum im Arsenale zur Verfügung stellt. Darüber hinaus verlief die Zusammenarbeit mit dem Ministerium problemlos. Wir sind ein eingespieltes Team, da es ja nicht die erste Biennale ist, die wir zusammen meistern. Wir schätzen es sehr, dass uns inhaltlich völlig freie Hand gelassen wird und wir auch ansonsten auf allen Ebenen erfahren, dass uns das Ministerium vollkommen vertraut, was die Umsetzung und Organisation des luxemburgischen Beitrags betrifft.

Welche spezifischen Herausforderungen gab es im Arsenale, bedenkt man, dass das LUCA auf (für Luxemburg) unerforschtem Terrain ausstellt?

Abgesehen vom viel zu knappen Zeitrahmen war der neue Ort die größte Chance und die größte Herausforderung zugleich. Wir sind nun „intramuros“, in den heiligen Räumen der Biennale und müssen alle Regeln und Vorgaben bis auf Kleinste befolgen: Denkmalschutz, Brandschutz, Sicherheit, organisatorische Abläufe, Genehmigungen, Zugang während der Montage, Lagerung von Materialien … All das ist innerhalb des Arsenales viel strikter geregelt als in privaten Räumen. Und die Biennale nimmt das sehr genau, da gibt es kein Laissez-faire! Noch dazu ist unser neuer Pavillon im ersten Stock und abseits der Bootsanlegestelle gelegen. Es hat sehr viel Organisation und Manpower bedurft, um die vielen schweren Ausstellungselemente und die Maschinen, Gerüste und Materialien an Ort und Stelle zu transportieren und dann aufzubauen. Jedes Land muss sich hier selbst um alles kümmern, es gibt keinen zentralen „Bauhof“, bei dem wir Leitern, Gabelstapler, Baugerüste oder Ähnliches ausleihen könnten. Wir haben das aber alles sehr gut gemeistert und werden unsere Erfahrungen mit unseren Kollegen vom Casino und vom Mudam teilen, damit sie für ihre Pavillons jeweils darauf aufbauen können.

Wie gingen Sie mit dem Druck, dem Erwartungshorizont um?

Druck gab es natürlich von vielen Seiten, in Form von Erwartungsdruck vor allem. Aber sowohl das LUCA als auch der Architekturmaster sind viel gewöhnt – wir bringen neben unseren Kompetenzen und Erfahrungen breite Schultern, starke Nerven, eine hohe Frustrationsschwelle und das nötige Maß an Risikobereitschaft mit. Wir sind es gewohnt, dass unsere Arbeit und Existenz als Architektur- und Baukulturinstitutionen nicht nur hinterfragt, sondern regelrecht infrage gestellt wird – wir liefern einen ständigen Kampf ums Überleben in einer baukulturfernen Umwelt. Da ist die Architekturbiennale, bei der zumindest diese Punkte für eine Weile unumstritten sind, eine extrem motivierende Erfahrung, die uns mentalen und emotionalen Kraftstoff fürs Weitermachen gibt und uns zudem ermöglicht, weltweit wichtige neue Kontakte zu knüpfen.