KunsteckeKein Halloween, aber Lichterglanz im November

Kunstecke / Kein Halloween, aber Lichterglanz im November

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Mit November steht in der Regel eine düstere, regnerische Jahreszeit ins Haus. Seit einigen Jahren treiben Monster und dunkle Geister, schwarze Spinnen und sonstige unheimliche Kreaturen ihr Unwesen in der Nacht zum 1. November. Da Künstler, Museen und ihre Förderer viel Fantasie haben, kündigt selbst eine traditionsgeladene und seriöse Institution wie die Schweizer Fondation Beyeler für Samstag ein „charmant-schauriges Halloween-Programm“ an. Was soll’s, geben sich die Schweizer an diesem Wochenende dem aus den USA importierten Halloween-Zauber hin, so hält Luxemburgs Kunstszene einige Highlights parat.

Ab dem 1. November lädt der CAL („Cercle artistique de Luxembourg“) wieder im Tramsschapp zu seinem traditionellen Herbst-Salon, einer Veranstaltung mit einer Auswahl an Kunstwerken aus Luxemburg und der Großregion. In diesem Jahr wurde zudem der Pierre-Werner-Preis wieder vergeben – er ging an Filip Markiewicz und Lisa Kohl. Die Veranstaltung wird von einem umfangreichen Katalog begleitet, einer auf Künstler und Abbildungen der Werke ausgerichteten Publikation.

Wurde dieser Salon kurzzeitig in den gleichen Räumlichkeiten wie die Artweek-Schau organisiert, so wurden beide Expos vor zwei Jahren wieder getrennt, wohl um jedem mehr Ausstellungsfläche zur Verfügung stellen und sich mit eigenem Profil besser darstellen zu können. Für den CAL war es außerdem wichtig, die Ausstellungsdauer des CAL-Salons wieder auszudehnen, sodass dieser heuer bis zum 11. November 2020 mit Anmeldung zu besichtigen ist.

Am 9. November fällt der Startschuss für das im ehemaligen Arbed-Direktionsgebäude „Bâtiment IV“ in Esch/Alzette organisierte größte Projekt des vor Jahren gegründeten Cueva-Kollektivs. Das Gebäude wurde von ArcelorMittal für eine Periode von drei Jahren an die Asbl „frEsch“ übergeben. Ab 2021 sollen diverse Escher Kunstvereinigungen hier Unterschlupf finden, doch hat das Künstlerkollektiv Cueva dieses herrliche Gebäude nun kurzfristig in Beschlag genommen.

Seit August werkeln und malen insgesamt 106 Künstler auf mehreren Stockwerken. Sie haben meist Kunstwerke in situ, also vor Ort realisiert, auch wurden beispielsweise Skulpturen in Künstler-Ateliers gefertigt und speziell für die Expo angeliefert, sodass wohl ein buntes, abwechslungsreiches und sicherlich teils qualitativ hochwertiges Angebot zustande gekommen ist.

Wie bei den Cueva-Ausstellungen der letzten Jahre – es gab bereits fünf – darf man auf die in völliger Unabhängigkeit von Politik und Galerien wie Museen, aber mit künstlerischer Gabe und Fertigkeit geschaffenen Werke gespannt sein. Die Zeit der Ausstellung soll selbstredend auch für Diskussionen und Bestandsaufnahme der Situation der Künstler in Pandemie-Zeiten genutzt werden.

Hätte uns die Nachricht von der Annullierung der diesjährigen Artweek-Expo „The Fair“ – vom 20. bis 22. November in der Victor-Hugo-Halle vorgesehen – nicht in letzter Minute am Mittwoch erreicht, hätten wir allen Kunstfreunden einen interessanten und lehrreichen Ausstellungsmonat November gewünscht. Leider ist diese seit langem vorbereitete fünfte Auflage der international ausgerichteten Artweek nun dem Coronavirus zum Opfer gefallen.

Zusätzlich zur dreigliedrig geplanten Ausstellung hatten die Veranstalter dieses Jahr einen „Online-Katalog“, der einen virtuellen Besuch der Galerie-Stände erlauben sollte, sowie ein umfassendes Rahmenprogramm vorgesehen. Wenn schon keine physische Visite der Artweek-Messe möglich sein wird, dann können Kunstfreunde ab 9. November am Schirm zu Hause den Gang durch die Hallen nachvollziehen und sich die von den Galerien ausgesuchten Kunstwerke ansehen.

Die musealen Partner, etwa Mudam und Casino, dürften ihre Ausstellungen unter den vorgeschriebenen sanitären Vorkehrungen ebenfalls zugänglich machen. Keine Empfänge, kein Gedränge, aber doch noch viel Kunst kann sowohl virtuell wie auch live erlebt werden.

Die im Frühjahr angesetzte Ausstellung der fünf Laureaten des LEAP 20 (the luxembourg encouragement for artists prize) in den Rotunden in Bonneweg soll nun vom 15. bis 29. November nachgeholt werden, eine weitere Möglichkeit, zeitgenössische Kunst in Augenschein zu nehmen.

Wenn auch mit etwas Wehmut, wünschen wir trotzdem einen interessanten Kunstmonat November.

* Aus technischen Gründen hatten wir in unserer gedruckten Samstagsausgabe die falsche Kunstecke. Die Richtige reichen wir an dieser Stelle nach.