Irrwege durch den Luxemburger Pavillon

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Luxemburger Kultur lebt nächstes Jahr wieder auf der Biennale in Venedig auf. 2011 vertreten Martine Feipel und Jean Bechameil mit „Le Cercle Fermé“ das Land. .

Michèle Zahlen

Er war immer ein strenger Kritiker großer Kunst-Events. Doch er zeigt sich geläutert. Das Projekt von Martine Feipel und Jean Bechameil für die Biennale 2011 hat ihn überzeugt. Der Kunstkritiker René Kockelkorn betreut die beiden Künstler bei ihrem Projekt – obwohl er nie gedacht hätte, je an dieser Art von Veranstaltung teilzunehmen.

Sechs Arbeiten hatte die Jury zur Auswahl, doch keine konnte so überzeugen wie „Le Cercle Fermé“ der Luxemburgerin Martine Feipel und des Franzosen Jean Bechameil. Die beiden arbeiten schon seit zwei Jahren immer wieder zusammen. Unter anderem haben sie ihre Kreativität beim Projekt „Peste et Choléra“ 2008 ausgelebt oder auch noch 2010 mit „A thousand years“. Ihr Dossier hatte am meisten Zustimmung gefunden. Nun werden die Räumlichkeiten der Ca’ del Duca in Venedig während der Biennale ihre Bühne sein.
Martine Feipel studierte Bildende Künste an der Universität Marc Bloch in Straßburg, in Berlin und in London, wo sie auch 2002 ihren Master machte. Seit 2000 nimmt sie regelmäßig mit ihren Werken an Ausstellungen teil.

Der Franzose Jean Bechameil arbeitet seit 1990 als Bildhauer, daneben arbeitete er an zahlreichen Dekors für Theaterstücke. Zunächst hat er in seiner Heimatstadt Paris gearbeitet – unter anderem an dem Dekor zu „Madame Bovary“ von Claude Chabrol. Seit 2008 wohnt Bechameil in Luxemburg.

Labyrinth im Pavillon

Der Besucher wird in der Ca’ del Duca interaktiv mit einbezogen. Die Struktur des Gebäudes sei ideal, um ein Labyrinth zu entwerfen, so die Künstler. Genau diesen Gedanken haben sie ausgebaut und umgesetzt. Türen, Schränke, Treppen, Spiegel und Säulen werden mit der Größe und der Bauart des Raumes spielen. Der Besucher soll einerseits durch den Raum verwirrt, andererseits durch die fantastische Welt, die im Raum entsteht, angeregt werden. Während des Durchgangs kann jeder Türen und Schränke öffnen, einen wahren Irrweg durchlaufen.

Außerdem wird der Platz so genutzt, dass man keine andere Wahl hat, als dem einen bestimmten Weg zu folgen. Der Durchgang soll einige Überraschungen auf Lager haben, es soll eine „ambiance secrète“ herrschen, so Martine Feipel. Jeder Raum wird anders gestaltet, beinhaltet etwas Verstecktes, Geheimnisvolles – so die Botschaft des Pavillons. Genau dieses Geheimnisvolle und Mystische spiegelt – so die Künstler – auch die Gesellschaft wider. Vor allem die Gesellschaft des alten Venedig. Nicht nur, dass Venedig als Lagune unter geografischem Gesichtspunkt etwas abgelegen liegt – die Stadt ist in sich geschlossen. Auch das Leben der reichen venezianischen Familien war für die Öffentlichkeit verschlossen und geheimnisvoll.

Imaginäre Welt

Dieser Gedanke floss in die Gestaltung des Luxemburger Pavillons mit ein. Das in sich geschlossene, von der Welt abgeschiedene findet sich in den einzelnen Gängen und Räumen wieder.
Die Ca’ del Duca wird von Martine Feipel und Jean Bechameil umstrukturiert, eine imaginäre Welt öffnet sich dem Besucher, eine Welt zum Träumen. Säulen spiegeln sich bis ins Unendliche immer wider, Treppen laufen von der Decke bis zum Boden – oder vom Boden bis zur Decke? Die Interpretation liegt im Auge des Betrachters.

Wer sich vom Talent der Künstler überzeugen möchte, kann den Pavillon zwischen dem 4. Juni und dem 27. November 2011 in Venedig besuchen. Offizielle Eröffnung ist am 3. Juni 2011. Immerhin konnten die beiden schon René Kockelkorn für sich gewinnen