Geschlossene Einheit bei Sting-Konzert

Geschlossene Einheit bei Sting-Konzert
(Tageblatt/Alain Rischard)

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Um seine 25-jährige erfolgreiche Solo-Karriere zu feiern, tourt Sting (Gordon Matthew Thomas Sumner) zurzeit durch die Welt und begeistert seine Fans mit Hits, auch aus der „Police“- Zeit.

Auf „Roxanne“ und „Englishman in New York“ hat er aber bewusst verzichtet, und das nahm ihm am Montagabend in der ausverkauften Rockhal wohl niemand übel, denn das zweistündige Konzert war ein regelrechter Ohren- und Augenschmaus.

Voller Selbstironie

„Back to Bass“ heißt nämlich die Tournee und somit kehrt Sting nicht nur an die Wurzeln seiner Musik zurück, sondern singt sich am Bass spielend („a different bass for every song“, kommentierte er selbstironisch) durch die Herzen seiner Fans, vor allem der weiblichen, denn wer als 60-jähriger Star noch elegant schlank und mit jugendlichem, durchtrainierten Körper in Jeans und eng anliegendem T-Shirt aufzutreten vermag, fasziniert nicht nur durch Stimme und Musikalität.

Zusammen mit seiner virtuosen fünfköpfigen Band, die einerseits aus alten Freunden wie Gitarrist Dominic Miller und Drummer Vinnie Colaiuta und andererseits aus neuen Talenten, wie Geiger Peter Tickell, Jazzsängerin und Geigerin Jo Lawry und Gitarrist Rufus Miller (Dominics Sohn) besteht, ermöglichte Sting einen sympathischen, musikalisch perfekten und keineswegs nostalgischen Rückblick auf 25 Jahre Kreativität. Wenn auch die Show ziemlich statisch verlief und Dynamik auf der Bühne fast nur dem Lichttechniker zu verdanken war, kam in keinem Moment Langeweile auf.

Atemberaubende Fingerfertigkeit

Mit „All this Time“ begann Sting pünktlich um 20 Uhr sein Konzert. Dieser Song aus dem Jahr 1991 gab auch dem Live-Album von 2001 den Namen und die Anekdote will, dass Sting ihn gerade am 11. September in seinem Studio in der Toskana aufnehmen wollte, als die Attentate in New York verübt wurden. Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die ihre Bandmitglieder erst am Schluss des Konzertes vorstellen, tat Sting es gleich nach diesem ersten Lied, was darauf hinweist, wie wichtig sie ihm sind.

Mit „Every little thing she does“, „Seven Days“, „Demolition Man“, „I hung my head“ und „I’m so happy, I can’t stop crying“ fuhr er dann fort. Bei „Driven to tears“ konnte Peter Tickell seine Fingerfertigkeit an der Elektro-Geige zeigen und erntete tosenden Beifall, ebenso wie Rufus Miller an der Gitarre bei „Fields of Love“. Hatte Sting die ersten Songs ohne weiteren Kommentar gespielt, übernahm er nach und nach auch die Rolle des Erzählers und erläuterte, oft mit Humor, die Entstehung der weiteren Lieder und philosophierte über deren Bedeutung. Dabei versuchte er sein allerbestes Französisch preiszugeben.

Vor „Inside“ beispielsweise riet Sting etwas resigniert kopfschüttelnd: „L’amour est un jeu de hasard. Si vous gagnez, c’est le paradis. Si vous perdez, c’est l’enfer. Donc au moins, il faut prendre le risque! C’est vrai!“ und „The End of the Game“ leitete er mit den Worten ein: „Cette chanson parle de deux renards, un homme et une femme. Elle parle de leur amour, de la vie et de la mort.“

Tanzendes Publikum

Waren die Zuschauer bis zu den Zugaben schön brav auf ihren Stühlen sitzen geblieben, änderte sich diese „Sozialordnung“ abrupt bei den warmen, arabischen Klängen von „Desert Rose“.
Viele aus den hinteren Reihen und den Tribünen kamen spontan nach vorne und füllten tanzend und klatschend die Gänge und den leeren Raum vor der Bühne. Somit kam richtiges Rockkonzert-Feeling bei den höchstbekannten „Every breath you take“ und „Next to you“ auf.

Schnell verschwand dann Sting mit seiner Band um 22.07 Uhr hinter der Bühne, während manch gut informierter Fan vergeblich auf den Leckerbissen-Abschluss wartete, den Sting auf seiner „Back to Bass“-Tour zu schenken pflegt, nämlich „Message in a Bottle“, von ihm selbst auf einer akustischen Gitarre gespielt. Schade, dass er diese musikalische Raffinesse in Luxemburg nicht gewagt hat!