„Führ mich zum Schotter!“

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Es gehört mittlerweile zur Tradition, dass die Luxemburger Botschaft in Berlin anlässlich der Berlinale zum Empfang lädt. Ein fröhliches Beisammensein, bei dem Freundschaften gepflegt, Kontakte geknüpft und auch Geschäfte auf den Weg gebracht werden.

Dass die Berlinale in diesem Jahr völlig ohne Luxemburger Beteiligung auskommt, stört die vielen Gäste nicht, auch Produzent Paul Thiltges findet dies nicht weiter schlimm. Er erzählt uns, warum der Standort Luxemburg für Filmemacher dennoch immer attraktiver wird.

Tageblatt: Luxemburg ist in diesem Jahr überhaupt nicht auf der Berlinale vertreten, nicht einmal mit einer Koproduktion in einer der Nebenreihen. Wie erklären Sie sich das?

Paul Thiltges: Na ja, Berlin ist nicht der Nabel der Welt, so viele Filme machen wir nicht in Luxemburg, dass wir jedes Mal in Berlin vertreten sein müssen. Wir hatten den Zeichentrickfilm „The Golden Horse“ von Reinis Kalnaellis bei Generation K angemeldet, wurden nicht selektioniert. Das kommt vor. Deshalb haben wir aber zwei Marktvorführungen am EFM, wo die Käufer den Film sehen können. Vielleicht ist es anderen auch so ergangen, man kann nicht jedes Jahr Oscars gewinnen und in Berlin (oder anderen großen Festivals) im Wettbewerb laufen. Aber das Jahr ist noch jung, ein Zeichentrickfilm mit Luxemburger Beteiligung wird wieder im Rennen sein für einen Oscar, bald ist Cannes, vielleicht gibt es ja dort auch noch die eine oder andere Überraschung?

Beim European Film Market (EFM) hingegen ist Luxemburg gut vertreten. Wie viele Filme „made in Luxemburg“ werden dort gezeigt? Was bringen diese Screenings?

Ich weiß selber nicht, wie viele Projektionen es dort gibt, aber außer „The Golden Horse“ (PTD) laufen zum Beispiel „108 Rois démons“ (Bidibul), „Wiplala“, „L’Enquête“, „Melody“ und „La Brabançonne“ (Samsa), „Extraordinary Tales“ und „Song of the Sea“ (Melusine), „Never Die Young“ und „Die Erfindung der Liebe“ (Red Lion), und last but not least auch „Le tout nouveau Testament“ von Le Pacte (Juliette Films). Der EFM ist sehr gut besucht und bringt den schnellen Kontakt mit den Käufern. Vor allem auch mit Käufern aus Territorien, die in Cannes, Venedig oder Toronto nicht so vertreten sind. Außerdem ist der EFM auch eine Art zweite Chance, wenn es für das Festival oder gar den Wettbewerb nicht geklappt hat.

Was ist das Attraktive, was das weniger Attraktive für einen Filmproduzenten am Standort Luxemburg?

Attraktiv ist immer das Geld: „Führ mich zum Schotter!“ Aber man muss natürlich auch einen guten Ruf haben, denn Geld allein macht den ausländischen Produzenten nicht glücklich. Er muss wissen, dass er es mit Professionellen zu tun hat, die ihre Sache gut machen. Und ich glaube, dass diese Info am Markt nun angekommen ist: Luxemburg ist sexy, wir sprechen alle viele Sprachen, sind seriöse Geschäftsleute, die Infrastruktur (Studios, Außendreh, technische Einrichtungen etc.) ist top, und es gibt auch noch richtig gutes Geld, wenn man viel in Luxembourg dreht und postproduziert. Weniger attraktiv? Da fällt mir beim besten Willen nichts ein, außer dass es bei uns keine Berge und kein Meer, also keinen Strand gibt. Den Film „Ein Sommer am Strand“ kann man also nicht bei uns drehen.

Seit wann wissen Sie, dass Sie Filme machen möchten?

Seit ich mit Andy Bausch und meinem Bruder Jani damals „When the Music’s Over“ gedreht habe, damals habe ich auch noch selber mitgespielt, und als ich dann meine erste Megaproduktion „Gwyncilla, Legend of Dark Ages“ für 60.000 Euro (2,4 Millionen LUF!) gedreht hatte, kein Pferd, kein Esel und auch sonst niemand zu Schaden gekommen war und ich mit Paul Kieffer nach L.A. zum European Film Festival in Santa Monica eingeladen wurde, spätestens da war ich dem Film mit Haut und Haar verfallen.