Vier Häftlinge flüchten aus einem KZ, indem sie sich SS-Uniformen und einen Wagen von den Nazis stehlen. Was klingt wie die Geschichte aus der Feder eines Schriftstellers oder Filmemachers, ist aber die Lebensgeschichte von vier Männern, darunter die beiden Luxemburger Pierre Schaul und Nic Wolff. So war das Ziel der Flüchtenden im Frühjahr 1944 auch das Großherzogtum. Verfilmt wurde ihre spektakuläre Flucht aus Buchenwald, genauer gesagt aus dem Außenlager Arolsen vom früheren RTL-Journalisten und Filmemacher Marc Thoma. „Ich bin eigentlich durch Zufall auf die Geschichte gestoßen“, so der Regisseur. „Zu Beginn wollte ich einen Kurzfilm daraus machen, aber bei meinen Recherchen merkte ich schnell, dass das dieser Geschichte nicht gerecht worden wäre.“
Dass man als Begründung gesagt bekommt, das habe sich ja vor 80 Jahren abgespielt und würde heute niemanden mehr interessieren, finde ich nicht nur unverständlich, sondern auch gefährlich
So entstand in Zusammenarbeit mit der „Union des mouvements de résistance luxembourgeois“ die „Operatioun Pauly“. Ein Film, der sich nach Aussagen des Regisseurs bis ins Detail an die Realität von damals halten würde. Vorausgegangen waren akribische Recherchen über zwei Jahre. „Es ist nichts davon erfunden. Wir haben die Ortschaften besucht, die die vier bei ihrer Flucht durchquert haben“, erklärt Thoma. Herausgekommen ist nicht nur ein weiterer Film über den Zweiten Weltkrieg, sondern ein zeitgeschichtliches Dokument. Um die Flucht der vier Häftlinge möglichst wahrheitsgetreu nachzubilden, griff Thoma auf einen Erzähler zurück, der immer wieder den nötigen Kontext liefert.
Low-Budget-Film
Der Versuch, die Geschichte eins zu eins wiederzugeben, macht den besonderen Reiz des Films aus. Im Gegensatz zu anderen Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, muss man sich bei der „Operatioun Pauly“ am Ende nicht fragen, was sich an der Geschichte wirklich so abgespielt hat, und was nicht. Man merkt, dass ein Journalist Regie geführt hat. Sogar beim Fluchtauto, einem Ford Eifel Baujahr 1938, wurde darauf geachtet, das gleiche Modell zu verwenden, das speziell aus Wien angeliefert wurde.
Dass es sich bei „Operatioun Pauly“ um einen Low-Budget-Film handelt, tut der Spannung keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Da die Flucht und die Aktionen der vier Häftlinge schon spektakulär – ja, eigentlich selbstmörderisch – waren, braucht es nicht viel drumherum.

Dennoch stellt sich die Frage, wieso der Luxembourg Film Fund dieses zeithistorische Dokument nicht unterstützen wollte. Im Rahmen der Vorpremiere am Freitag im Festsaal in Olm fand Bürgermeister und CSV-Abgeordneter Félix Eischen klare Worte in Richtung Film Fund: „Es ist unverständlich, dass dieser Film nicht unterstützt wurde. Und dass man als Begründung gesagt bekommt, das habe sich vor 80 Jahren abgespielt und würde heute niemanden mehr interessieren, finde ich nicht nur unverständlich, sondern auch gefährlich.“ Hierfür erhielt Eischen bereits vor der Aufführung des Films viel Beifall aus dem Publikum. Ab Mittwoch läuft „Operatioun Pauly“ in den Luxemburger Kinos. Er wird aber auch in Trier ausgestrahlt sowie in weiteren internationalen Kinos. Auch das Dritte Deutsche Fernsehen interessiert sich für den Film. Zum Glück scheinen Geschehnisse von vor 80 Jahren doch noch den einen oder anderen zu interessieren.
De Maart

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