Ein ungewöhnlicher alter Knabe

Ein ungewöhnlicher alter Knabe

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

„Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ wurde in der Buchversion zum Weltbestseller. Der Roman von Jonas Jonasson wurde in mehr als 35 Sprachen übersetzt.

Der internationale Erfolg der Filmversion dürfte auch nicht auf sich warten lassen. In Schweden hat die Verfilmung schon den Rekord des besten Kinostarts aller Zeiten aufgestellt. Nachdem der Film bereits letzte Woche zur Eröffnung des „Nordic Film Festival“ gezeigt wurde, ist er nun im „Utopia“ zu sehen.

An seinem 100. Geburtstag beschließt Allan Karlsson, aus seinem öden Alltag zu flüchten: Er steigt aus dem Fenster des Altersheimes und reist mit dem Bus ins schwedische Nirgendwo. Dabei fällt ihm irgendwie ein Koffer zu, der 50 Millionen schwedische Kronen enthält und eigentlich Eigentum der schwedischen Mafia ist. Klingt verrückt? Es kommt noch viel besser.

Allan Karlsson ist kein gewöhnlicher alter Mann. Er landet überhaupt erst im Altersheim, weil er einen Fuchs in die Luft gesprengt hat. Auch sonst ist er mit seiner Leidenschaft für Schnaps und Dynamit (!) irgendwie speziell. Außerdem hat er bei jedem entscheidenden Ereignis des 20. Jahrhunderts seine Finger mit im Spiel … unbeteiligt und dennoch überall dabei, harmlos und gleichzeitig tödlicher Doppelagent. So hat er Franco das Leben gerettet, Oppenheimer bei dem Bau der Atombombe geholfen und ein russisches Arbeitslager in die Luft gesprengt. Da erscheint die schwedische Mafia doch geradezu irrelevant.

Schauspielerische Bravourleistung

Die Hauptrolle in dieser Komödie hat Robert Gustaffson, der „witzigste Mann Schwedens“. Vier Stunden Maske waren nötig, um ihn von 49 auf 100 altern zu lassen. Dazu imitiert Gustaffson den Gang und die Haltung seiner Großeltern, und fertig ist der 100-jährige Allan Karlsson. Auch in jedem anderen Alter glänzt der Schauspieler unter seiner Maske. Für den Zuschauer ist es auch sehr erfrischend, anstelle einer gängigen Hollywoodaufführung den skandinavischen Humor zu entdecken: Trocken und mit wenigen Worten auskommend, wird genüsslich über alles hergezogen, was Allan über den Weg läuft.

An manchen Stellen mag Allans Gleichgültigkeit etwas makaber erscheinen. Die Persönlichkeiten, die er in seinem Leben antrifft, werden leicht karikatural dargestellt, was, zusammen mit einer Hauptfigur, die sich schwer damit tut, die historischen Ereignisse ernst zu nehmen, ein neues Licht auf unsere Geschichte wirft.

Der alte Allan hat definitiv Heldenpotenzial, jedoch haben Autor und Regisseur ihm diese Rolle nicht gönnen wollen. Stattdessen ähnelt er eher einem Konzentrat von Ahnungslosigkeit, das sich vom Leben treiben lässt, in der einen Hand ein Schnaps und in der anderen Dynamit.

Die Figur ist trotzdem keinesfalls anspruchslos, denn Allan ist eine Inspiration, fast ein Aufruf, sich von politischen und ökonomischen Absichten zu entfernen und sich stattdessen mit dem zu begnügen, was das Leben zu bieten hat.

Info: www.utopia.lu