Ein großer Verlust

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Er war ein Ausnahmekünstler in vielerlei Hinsicht. Nun ist der Luxemburger Maler und Bildhauer Gast Michels nach langer Krankheit im Alter von 59 Jahren verstorben. Ein großer Verlust!

„Ech sinn ewéi e Boxer. Ech trainéieren e Liewe laang, fir am richtege Moment de richtege Pinselstréch ze zéien.“ Und Pinselstriche zog er jede Menge …
Gast Michels, der am Dienstag an den Folgen einer schweren Krankheit verstarb, war ein unermüdlicher Künstler, ein regelrechtes Arbeitstier, dabei stets gut gelaunt, jovial und sehr humorvoll. Mit ihm hat Luxemburg einen Großen verloren, einen, der sich niemals in eine Schublade zwingen ließ und stets auf der Suche nach neuen, anderen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten war. Kein Material hat er ausgelassen, seinen Stil dabei stets in einer bemerkenswerten Kontinuität weiterentwickelt.

„Bien-être“(2008), Acryl auf Leinwand.

Am 11. Januar 1954 wurde Gast Michels in Echternach geboren. Sein Studium absolvierte er zunächst am „Institut des Beaux Arts“ in Liège, später dann in der „Cité des Arts“ in Paris.

Pionier der Street Art in Luxemburg

1983 wurde der Künstler mit dem Ersten Preis der Escher „Biennale des jeunes“ ausgezeichnet, vier Jahre später, 1987, wurde er mit dem „Prix de Raville“ anlässlich des Salons des „Cercle artistique du Luxembourg“ (CAL) geehrt. War sein Stil, im Bereich der Malerei, ursprünglich abstrakt und sicherlich beeinflusst durch die Bewegung der Jungen Wilden, so haben sich später vermehrt figurative Elemente in seine Arbeiten eingeschlichen.
In einem gewissen Sinne kann Michels als einer der Pioniere der Street Art in Luxemburg bezeichnet werden.

Lange bevor die Graffiti-Szene im Großherzogtum so richtig Fuß fassen konnte und als Kunstform anerkannt wurde, hielt er bereits, mehr oder weniger bewusst, mit seiner Malerei diese Sparte besetzt. Seine Wandgemälde an der hauptstädtischen Rocade oder am Grand Hotel Alfa sind Zeugen davon.
Gast Michels, der in Walferdingen in der „al Millen“ und in der Ardèche, in Vaison-la-Romaine, lebte und arbeitete, hat im Laufe seiner viel zu kurzen Karriere nicht nur den Pinsel geschwungen, sei dies auf Leinwand, Papier oder – weniger bekannt – auf Porzellan-Objekten aus Limoges.
Der Künstler, der mit Vorliebe kräftige Farben einsetzte, war auch als Bildhauer aktiv. In seinem Atelier entstanden Plastiken in den Materialien Bronze, Stahl und Holz, oft mit bunten Akzenten versehen. Auch Glas als Ausgangsmaterial für dreidimensionale Kunstwerke hat er nicht ausgelassen.

Gast Michels wagte sich, genau so wie in der Malerei, auch als Bildhauer an monumentale Arbeiten heran. Plastiken von ihm sind u.a. vor der Escher Kontrollstation des SCNT, im Europäischen Gerichtshof auf Kirchberg, vor und in diversen Banken in der Hauptstadt, aber auch in Paris vor dem Sitz der „European Satellite Agency“ (ESA) zu sehen. Werke des Künstlers sind auch in zahlreichen weiteren öffentlichen wie privaten Sammlungen sowohl in Luxemburg als auch im europäischen Ausland vertreten.
Gast Michels war Vater zweier Söhne. Das Tageblatt entbietet den Verbliebenen des Verstorbenen sein aufrichtiges Beileid.