Sonntag9. November 2025

Demaart De Maart

Dat ass jo chill!

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„Genieße deine Jugend, die schönste Zeit des Lebens“, hören Teenager oft von ihren Eltern und Großeltern. Dieser verklärte Blick, diese nostalgischen und wehmütigen Erinnerungen sind allerdings typische postjugendliche Erscheinungen.

Denn jung zu sein, hat nicht nur Sonnenseiten. Oft fechten Jugendliche auch
einen anstrengenden Kampf aus: mit der Familie, mit der Gesellschaft und vor allem
mit sich selbst.

Janina Strötgen

Jeder kennt sie, die Platte, die er in seiner Jugend rauf und runter gespielt hat und die ihn heute in eigenartige Gefühlszustände versetzt. Bei dem ein oder anderen liegt bestimmt auch noch ein verwaschenes, löchriges und mit provokanter Aufschrift bedrucktes T-Shirt aus vergangenen Zeiten im Kleiderschrank. Ganz unten, unter all den konformen Anzügen und spießigen Krawatten, aber mit symbolischem Wert, der den Wurf in die Mülltonne unmöglich macht. Und sicherlich erinnert sich jeder an das erste Mal. Den ersten Kuss, das erste Bier, die erste Mopedfahrt oder die erste Beziehung.
Doch was heißt es, jung zu sein? Wie bilden sich Gruppen, wie findet Abgrenzung statt, warum rebellieren einige so laut und auffällig wie möglich, während sich andere völlig zurückziehen? Und vor allem: Was bleibt von diesen aufregenden Zeiten für das spätere Leben?
Die neue Ausstellung im Geschichtsmuseum der Stadt Luxemburg lädt junge und weniger junge Menschen auf eine Zeitreise durch die letzten 60 Jahre Jugendkultur in Luxemburg ein. Mit Fotos und Flugblättern, Plakaten, Kleidungsstücken und Zeitschriften, aber auch Ton- und Filmdokumenten haben die Kuratoren Guy Thewes und Fabrizio Ceccarelli einen Parcours konzipiert, der bunt und verspielt wirkt, gleichzeitig aber nicht nur unterhaltend, sondern auch durchaus informativ ist. Die Ausstellung ist absolut sehenswert.

Protestbewegungen

Denn wer weiß zum Beispiel heute noch, dass viele NGOs aus provokanten, von der breiten Gesellschaft kaum respektierten Protestbewegungen entstanden sind?
Gemeinsam mit dem Radio 100,7 hat das Museum Zeitzeugen interviewt und die Gespräche aufgezeichnet. So spricht zum Beispiel Laura Zuccoli, die heutige Präsidentin der ASTI, über ihre bewegte Zeit in den siebziger Jahren, in denen sie sich für Projekte in der dritten Welt engagierte und mit radikalen Parolen auf den Putz haute. Auch Théid Faber erinnert sich an Vorläuferbewegungen des Mouvement écologique und muss manchmal selbst über den Idealismus und die Naivität grinsen, mit der sie sich früher für eine bessere Welt einsetzten.
Unangepasst zu sein, sich gegen etablierte Strukturen aufzulehnen und mit Herzblut an die Möglichkeit einer besseren, gerechteren Welt zu glauben, sind sicherlich Charakteristika der Jugend. Von dieser Energie profitiert eine Gesellschaft, sie ist wichtig für Fortschritt und Entrümpelung, doch nicht allzu selten zerbrechen Jugendliche auch an zerbrochen Idealvorstellungen und zerplatzten Träumen. Die Suche nach dem Sinn des Lebens führt für viele zu Verzweiflung. In einem Ausstellungsraum sind Fotografien von nationalen und internationalen Künstlern ausgestellt, die die Schattenseiten zeigen: Denn auch Selbstverstümmelung, Essstörungen, Drogenexzesse und Gewalt in den verschiedensten Ausprägungen gehören in eine Ausstellung, die die Jugendkultur der letzten sechzig Jahre beleuchtet.
Lustig wird es dann im Büro von Dr. Sommer, dem wichtigsten Ansprechpartner in Sachen Sex und Liebe für mehrere Generationen Jugend, dem Psychologen der Bravo. Ein pinker Schreibtisch und ein Ordner voller Fragen. Wie ist das mit der Selbstbefriedigung? Oh Gott, bin ich schwanger? Was jetzt? Keiner liebt mich …
Das Museum hat übrigens mit Martin Goldstein alias Dr. Sommer Kontakt aufgenommen und ihn für das nächste Jahr eingeladen. Dann können alle, die noch auf Antworten warten, kommen, und ihre Frage persönlich stellen.

Born to be wild
Jugend zwischenAnpassung und Revolte

Bis zum 10. April 2011 im
Geschichtsmuseum der Stadt Luxemburg
14, rue du Saint-Esprit
L-2090 Luxemburg

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag
10-18 Uhr
Donnerstag bis 20 Uhr
Montags geschlossen

Tel.: (+352) 4796 4500
Internet:
www.mhvl.lu