Einziger Beziehungspunkt zu Luxemburg war in der Tat eine vom französischen Kunstkenner Hervé Lancelin in der Hauptstadt Nummer 7 in der Michel-Rodange-Straße gegründete Galerie. Einige interessante Ausstellungen, die Beteiligung an der Luxembourg Art Week und die Umwandlung der Galerie in die „Pinacothèque“, die der Eigentümer als „privates Non-Profit-Museum“ versteht, reichten bislang scheinbar nicht aus, sich vollends in die heimische „Szene“ einzufühlen. Nun gut, das muss ja auch nicht unbedingt sein, gilt es doch in einer globalisierten Kunstszene Luxemburg als Plattform für internationale Aktivitäten zu nutzen. Andere Kulturträger tun das ja auch, wenngleich mit anderen Mitteln.
Attraktives Preisgeld
Auffallend an diesem Luxembourg Art Prize ist jedoch nicht nur die Bezeichnung, sondern auch das Preisgeld. Es wurde mittlerweile auf 50.000 Euro erhöht, die sich als „Stipendium“ für den Preisträger verstehen und wahrlich kein Pappenstiel sind. Von offizieller Seite gab es eher Zurückhaltung und eine zaghafte Begleitung. Mittlerweile hat sich die Pinakothek auch dank ihrer Sponsoren entwickelt und stemmt völlig autonom die gesamte Organisation dieses breit angelegten Kunstpreises.
Bei der ersten Edition gab es 131 Bewerbungen, deren Profile den Zielsetzungen voll entsprechen, lesen wir auf der Webseite, das heißt „es geht um ein Ansprechen aller Künstler, Männer und Frauen, junger und weniger junger Künstler, sowie die Ausübung aller Disziplinen der visuellen Künstler“. 12 Kandidaten wurden seinerzeit von einer Kunstkommission als Finalteilnehmer nominiert, einer wurde von einer Jury zum Preisträger gekürt.
2019 gab es 396 Bewerbungen, ein Plus von fast 30 Prozent gegenüber 2018, dies bei elf Nominierten. Ihre Werke wurden in der eher engen Pinakothek ausgestellt, Preisträger war die Niederländerin Jenny Ymker. Unter den Nominierten gab es 2019 keinen aus Luxemburg stammenden Künstler. Das Setting war recht international und reichte von Holland, Italien oder Frankreich bis zu den USA, Australien oder Zimbabwe.
International anerkannt
Die für den Preis eingerichtete Webseite erhielt bis Mitte dieser Woche mehr als 12.000 Likes, fast 2.000 Kommentare und die Seite wurde mehr als 4.000 mal geteilt, sodass sich dieser Preis international nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Die Urheber werben denn auch gezielt weit über die Landesgrenzen hinaus und versprechen den Finalteilnehmern im Gefolge der Teilnahme, Mitglied eines „fundierten internationalen Netzwerkes“ zu werden, in dem sie sich mit anderen Künstlern austauschen können.
Um die Bewerbung noch attraktiver zu gestalten, hat man sich für 2020 gar etwas Neues einfallen lassen. Weil eine Teilnahme an einer derartigen Ausschreibung aufwendig und im Falle einer Nichtauswahl am Finale jedoch „frustrierend“ sein kann, wird ab 2020 den Teilnehmern eine Urkunde, die ihre Bewerbung zertifiziert, ausgestellt. Nominierten werden Reise- und Aufenthaltskosten erstattet, falls sie an der Zeremonie der Preisbekanntgabe am 23. Januar 2021 teilnehmen.
Die Ausstellung selber läuft vom 28. November bis zum 13. März 2021. Da die Ausschreibung für 2020 am 31. August endet, haben Künstler/Künstlerinnen sämtlicher Praktiken der bildenden Kunst jetzt noch elf Tage Zeit, ihre Bewerbung per Klick auf der Webseite des Preises einzureichen. Man darf gespannt sein, ob es dieses Jahr mehr Bewerber und/oder mal eine Nomination aus Luxemburg geben wird.
Das Regelwerk des Preises umfasst mehr als sieben Seiten und reicht von einer Präambel über die Modalitäten der Ausschreibung bis hin zu technischen Rahmenbedingungen und Absicherungen bei höherer Gewalt. Alles scheint fein und bis ins kleinste Detail geplant. Für den Kreativen ist eine derartige Bewerbung jedoch keine einfache Sache, das verlangt Aufwand und Zeit. Aus der Sichtweise der Organisatoren lohnt es sich allemal für den Künstler, rechnet er sich eine Chance auf die Nominierung aus oder gar darauf, Preisträger zu werden.
Mehrere Gründe
Es drängt sich die Frage auf: Warum ist das öffentliche Interesse an diesem Preis in Luxemburg im Laufe der Zeit abgeflaut? Auch wir haben als Beobachter der Kunstszene nach dem Feuerwerk der ersten Auflage zugegebenermaßen das Augenmerk eher abgewandt. Die Antwort ist vielschichtig und reicht wohl über den Wettbewerb als solchen hinaus. Wer die heimische Szene nicht gerade pflegt und tagtäglich ermutigt, wer den Kunstfreunden die Werke der Finalteilnehmer nicht in einer umfassenden Ausstellung präsentiert, um nur diese beiden Elemente anzuführen, der mag sich nicht wundern, wenn trotz des guten internationalen Rufs des Gründers und positiven Echos auf dem Kunstmarkt die Veranstaltung trotzdem nicht in die erhoffte Aufmerksamkeit erlangt.
Der Luxembourg Art Prize ist die Einrichtung einer privaten Pinakothek mit internationalem Flair, nahe am „Rousegäertchen“ gegenüber dem prunkvollen ehemaligen Arbed-Gebäude gelegen. Mal sehen, ob die gedämpfte Stimmung in Pandemie-Zeiten der diesjährigen Edition dieses Preises mehr Aufsehen im Luxemburger Kunst-Kosmos als ihren Vorgängerinnen bescheren wird.

De Maart
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