Es sind dies keine touristischen Führungen im üblichen Sinne, nein, es sind 90 minütige Veranstaltungen, die jeweils einem bestimmten Thema gewidmet sind. Durchgeführt werden diese Promenaden unter der Leitung von Robert L. Philippart, Historiker, Unesco Site Manager, und unseren Lesern durch seine umfassenden Hintergrundberichte, wie beispielsweise an diesem Mittwoch über „verschwundene Gasthäuser“ im Bahnhofsviertel der Hauptstadt, bekannt. Herr Philippart ist Kenner und begeisterter Vermittler historischer Gegebenheiten und Verteidiger von Kulturgütern, etwa dem Kulturerbe Luxemburgs samt Unesco-Label. Bekanntlich wurde 2020 das 25. Jubiläum dieser bedeutenden Auszeichnung gefeiert.
Die Pandemie hat den Feierlichkeiten zwar einen Strich durch die Rechnung gemacht, doch die Substanz des Kulturerbes ist erhalten geblieben. Das architektonische Erbe, das bereits in Konferenzen gebührend gewürdigt werden konnte, ist jetzt Objekt eines ganzen Programmes an Stadtführungen. Den ersten Rundgang zu Spuren von Religion geprägter Architektur ist Ende Januar abgewickelt worden, die zweite Visite gilt der Verwaltung und Aufwertung des Unesco-Kulturerbes, ergo eine verspätete, aber in situ anstehende Würdigung von Luxemburg mit ihrer Altstadt und Festung, so wie man diese im Panorama-Blick vom Bockfelsen aus auf die Schnelle betrachten kann. Am Sonntag, den 28. Februar startet dieser Rundgang um 10.30 Uhr auf dem Heilig-Geist-Plateau. Er geleitet die Besucher durch Gassen und an denkwürdigen Bauwerken vorbei bis ins Unesco Visitor Center im City Museum, dauert 90 Minuten und ist kostenlos. Wer 2020 das Jubiläum verpasst hat, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Anmeldungen sind erforderlich (*).
Damit nicht genug. Die Reise zu anderen Sehenswürdigkeiten steht immer wieder sonntags und am Monatsende bis Dezember an. Was ist von den Villas am Boulevard E. Servais übrig, wie steht es mit der „Haaptwuecht“ im Park Heintz van Landewyck oder wie verhält es sich mit den Monumenten in der Hauptstadt? Alles Fragen, auf die bei Rundgängen im März, April und Mai Antworten gegeben werden, wobei die Präsentation von Monumenten über ihren symbolischen Wert hinausreicht. Da bekanntlich gerade wieder eine Polemik um die „Gëlle Fra“ und die Möglichkeit, hier eine Gedenkplakette für die Spanienkämpfer anzubringen, entbrannt ist, dürfte dieser Rundgang interessant sein. Geht es im Juni um die Stadtentwicklung mit der Auslegung des 1967 eingeführten Vago-Plans und im Juli um verschwundene Cafés und Hotels am Bahnhofsplatz, so stehen im September „Art nouveau“ und „Modernismus“ zahlreicher Gebäude auf der Tagesordnung. Die Geschichte der „Geschäftsstadt“ Luxemburg und die Bedeutung des Notre-Dame-Friedhofs, sozusagen das Luxemburger „Panthéon“, stehen im Oktober und November auf dem Programm der „architektonischen Rundgänge“ im Freien. So wie Konferenzen und Zeitungsbeiträge reihen sich diese Sonntagspromenaden in das Bestreben ein, das Kulturerbe aller Art bekannt zu machen, ein breiteres Publikum dafür zu sensibilisieren und somit einen gezielten Beitrag zum Erhalt und zur Aufwertung dieses Erbes zu leisten.
Zu einem Zeitpunkt, zu dem sich einige zeitgenössische Luxemburger Bauprojekte für einen Wettbewerb internationaler Auszeichnungen qualifiziert haben, das Großherzogtum sich redlich bemüht, neuen Herausforderungen in Sachen Städteplanung und Zukunftsbauten nachzukommen, gilt es immer wieder an architektonische Sünden der Vergangenheit (siehe Boulevard Royal) und Fehlplanungen im öffentlichen Raum zu erinnern, vor allem aber auf kostbares Kulturerbe und schützenswertes Architekturgut hinzuweisen. In diesem Sinne empfehlen wir spannende Sonntagsspaziergänge.
(*) Anmeldungen an [email protected] und Informationen via [email protected].
De Maart
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