„American Valhalla“

„American Valhalla“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein Aufnahmestudio im südlichen Kalifornien. Kakteen, gleißende Hitze und flirrende Luft. Und mittendrin: Zwei Musiker, die merken, dass gerade etwas Großes passiert. Das ist die Ausgangssituation von „American Valhalla“, ein Dokumentarfilm über die musikalische Zusammenarbeit von Iggy Pop und Josh Homme – Pops Album „Post Pop Depression“ war 2016 erschienen und von Homme produziert worden.

„Zeit ist nicht dein Freund. Sie vergeht, egal, was du ihr sagst. Ich wünschte, sie würde langsamer vergehen, aber sie hört mir nicht zu. Sie macht dich frei für eine Minute… dann nichts. Wenn ich nur fünf Minuten lang die Zeit kontrollieren könnte“, sagt Homme im Film. Gerade stand er noch auf der Bühne der Royal Albert Hall in London, mit Igyy und seinen Mitmusikern. Es war der vorletzte Auftritt ihrer gemeinsamen Tour.

Einerseits ist da Iggy Pop, der mit seiner Band „The Stooges“ als Wegbereiter des Punkrock gilt. Anderseits ist Josh Homme zu sehen, mit seiner Band Queens of the Stone Age selbst ein sehr erfolgreicher Musiker – und dennoch voller Ehrfurcht vor dem Rockveteran.

„Ich bin ein Herumschleicher“

„Ich hatte das Gefühl, ich habe das Licht gesehen“, erzählte Homme kürzlich der Deutschen Presse-Agentur über den gemeinsamen Auftritt in der Royal Albert Hall. „Du berührst es nach all den Jahren – und sobald du es berührt hast, ist es wieder weg. Dieser Auftritt war der beste, den ich jemals gespielt habe.“

Homme und Pop nahmen „Post Pop Depression“ gemeinsam mit Matt Helders von den Arctic Monkeys und Dean Fertita von Queens of the Stone Age auf. Doch im Zentrum des Films, der gemeinsame Proben, Auftritte und Gespräche mit den Musikern zeigt, steht immer Iggy Pop: Er wütet über die Bühne, kreist mit den Hüften, schmeißt sich auf den Boden. Oder surft solange auf den Händen des Publikums, bis Blut über sein Gesicht rinnt. „Ich wusste, mein Rücken wird danach schmerzen“, sagt er im Film. „Und andere Körperteile.“

Mit trockenem Humor ruckelt er an dem Sockel, auf den die anderen Musiker ihn stellen. Etwa, wenn er über die Entstehung des Songs „Break Into Your Heart“ erzählt, dass er Hommes Textzeilen ändern musste. „Ich sagte zu ihm: Du bist ein großer Typ, du bist jung, und stark, und selbstbewusst, und aggressiv. Ich bin eher so ein Herumschleicher. Deswegen machte ich aus seiner Zeile I’m gonna break it all: I’m gonna crawl under your skin.“

„Ich habe immer im Jetzt gelebt“

Auch Pop macht sich im Film seine Gedanken über Vergänglichkeit. „Was passiert, wenn du ein Veteran bist?“, fragt er während eines Auftritts. „Was bekommst du, wenn du nutzlos geworden bist? Ich habe mein ganzes Leben gekämpft, bis ich gar nicht mehr wusste, wofür eigentlich.“

„American Valhalla“ zeugt davon, dass die Entstehung von „Post Pop Depression“ nicht immer eine leichte Zeit für die Musiker war. Ein halbes Jahr, bevor das Album erschien, sollte Homme mit den Eagles of Death Metal auf der Bühne im Pariser „Bataclan“ stehen, wo Terroristen einen Anschlag verübten. Er hatte seine Teilnahme aber kurzfristig abgesagt. „Alles, was ich dazu sagen kann: Ich habe immer im Jetzt gelebt. Wir sind jetzt hier – und das ist alles, was du jemals haben wirst“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Immer wieder ist Homme im Film auf der Suche nach den richtigen Wörtern und Bildern, um zu beschreiben, was ihm gerade passiert. Es geht um Erinnerung, den Versuch, den Moment festzuhalten – und die Verzweiflung darüber, daran scheitern zu müssen. Denn Pop ist eben immer nur das, was gerade jetzt passiert.