SozialarbeitZweite „Assises sociales“ der Gemeinde Luxemburg: 35 Organisationen stellen sich vor

Sozialarbeit / Zweite „Assises sociales“ der Gemeinde Luxemburg: 35 Organisationen stellen sich vor
35 Organisationen und Vereinigungen aus dem Sozialbereich stellten sich vor Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

35 soziale Organisationen, die in der Hauptstadt aktiv sind, präsentierten sich anlässlich der zweiten „Assises sociales“, die am Donnerstag in Bonneweg stattfanden. Ziel war es, Erfahrungen und „best practices“ auszutauschen.

Als der Krieg in der Ukraine begann und massiv Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet nach Luxemburg kamen, stellten das Rote Kreuz und Caritas in kürzester Zeit etwa ein Dutzend Empfangsstrukturen auf die Beine. Diese Flüchtlingskrise ist insofern besonders, als sie sehr schnell kam und dementsprechend schnell reagiert werden musste. Gab es voriges Jahr 1.250 Anträge auf internationalen Schutz, so sind es dieses Jahr (laut Caritas) bereits 7.021. 

Caritas und Rotes Kreuz sind zwei Organisationen, die regelmäßig mit ihrem Engagement im Rampenlicht stehen; auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg sind jedoch rund 35 Vereinigungen im Sozialbereich aktiv, welche die Gemeinde per Konvention mitfinanziert. Laut Sozialschöffe Maurice Bauer (CSV) beträgt das Sozialbudget der Gemeinde Luxemburg um die 45 Millionen Euro. 

Untereinander kennen sich die Akteure nicht unbedingt alle. Um diesbezüglich Abhilfe zu schaffen, hatten die entsprechenden Dienststellen der Gemeinde ihre Partner und andere Akteure aus dem sozialen Bereich in Bonneweg zusammengebracht. Obwohl das Event öffentlich war, richteten sich die „Assises sociales“ doch vor allem an ein Fachpublikum: Oberstes Ziel war der Erfahrungsaustausch zwischen „Kollegen“, die oft nicht wissen, welche „Kollegen“ noch im sozialen Bereich tätig sind. Die „Assises“ bieten zudem allen die Möglichkeit, sich und ihre Projekte vorzustellen, und um Mitarbeiter zu werben; in diesem Bereich sind freiwillige Helfer besonders nötig. 

Soziale Hotspots in der Stadt

In Vorträgen wie dem über die Arbeit des Roten Kreuzes angesichts der Flüchtlingswelle oder über die Sozialarbeit in Zeiten der sanitären Krise gaben Leute Einblicke in ihre praktische Arbeit. Flüchtlingshilfe ist nur ein Aspekt von Sozialarbeit. Um sich davon zu überzeugen, dass Sozialhilfe notwendig ist, braucht man nur die sogenannten Hotspots in der Hauptstadt (wie das „Garer“ Viertel) aufzusuchen; oder man wirft einen Blick auf die offiziellen Zahlen, um ein ungefähres Bild von den sozialen Ungleichheiten in der Stadt zu bekommen. 

2021 gab es in Luxemburg-Stadt 2.203 Empfänger von Arbeitslosenunterstützung; 2020 lebten 11.243 Menschen (von denen mit Arbeit) unter der Armutsgrenze: Sie bezogen einen Lohn, der 1.942 Euro oder weniger betrug; das waren damals 22,3 Prozent aller Erwerbstätigen in der Hauptstadt; es sind die Menschen, die man gemeinhin als „Working poor“ bezeichnet, sie sind arm trotz Arbeit. 3.758 Personen bezogen das Einkommen zur sozialen Eingliederung (Revis). Ein Drittel der Menschen, die mit einem Einkommen auskommen müssen, das unter der Armutsgrenze liegt, leben im Bahnhofsviertel oder in Bonneweg. Es kommt also nicht von ungefähr, dass sich die meisten sozialen Einrichtungen auch in diesen Vierteln befinden, wie z.B. die „Stëmm vun der Strooss“, „Wanteraktioun“, „Streetwork“ oder das Abrigado. 

Oder noch das weniger von der Öffentlichkeit wahrgenommene „Para-Chute“ am Bahnhof, eine gemeinsame Initiative von Caritas, CFL und der Stadt. „Para-Chute“ ist wie ein Mikrokosmos der gesamten Palette an sozialen Problemen, die es in dem Viertel gibt. Die Initiative richtet sich nicht an eine bestimmte Zielgruppe: ob Drogenabhängige, Obdachlose, Arbeitslose oder einfach nur Einsame, die ein Gespräch suchen, die Tür steht jedem offen. Laut der CFL-Webseite trägt das „Para-Chute“ ganz allgemein dazu bei, „das Bewusstsein für Respekt und Toleranz in der Öffentlichkeit (…) zu schärfen.“ Im Grunde die Essenz jeder Sozialarbeit. 

Infos und Zahlenmaterial über die soziale Situation in der Hauptstadt liefert u.a. die Zusammenfassung des ersten Berichts des „Observatoire social“ der Gemeinde Luxemburg, zu finden auf www.liser.lu.