ÄrztemangelZur Entbindung in die Hauptstadt: Reaktionen auf Schließung der „Maternité“ des CHdN

Ärztemangel / Zur Entbindung in die Hauptstadt: Reaktionen auf Schließung der „Maternité“ des CHdN
Wie lange die Entbindungsstation in Ettelbrück noch geschlossen bleibt, ist zurzeit noch völlig unklar Foto: Editpress-Archiv

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Am Montag (4. April) gaben der Verwaltungsrat sowie die Direktion des „Centre hospitalier du Nord“ (CHdN) die vorläufige Schließung der Entbindungsstation in Ettelbrück bekannt. Wann die Geburtshilfestation („Maternité“) wieder öffnen wird, ist momentan noch völlig unklar. Zur Entbindung werden die betroffenen Patientinnen in die Hauptstadt verlegt.

Ein Gesetz aus dem Jahr 2018 sieht vor, dass eine Geburtsklinik, die weniger als 1.500 Entbindungen pro Jahr durchführt, rund um die Uhr auf Abruf und innerhalb von Fristen, die mit dem Gebot der Sicherheit vereinbar sind, einen Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe und einen Facharzt für Anästhesie für die Betreuung der Schwangeren und Gebärenden sowie einen Facharzt für Pädiatrie für die Betreuung des Neugeborenen zur Verfügung haben. In der „Maternité“ in Ettelbrück konnte diese medizinische Betreuung allerdings nicht gewährleistet werden. „Aufgrund eines vorübergehenden Mangels an Spezialisten, die für die Gewährleistung des ordnungsgemäßen Betriebs der Entbindungsstation unerlässlich sind, sieht sich der Verwaltungsrat des CHdN gezwungen, die Entbindungsstation ab Montag vorübergehend zu schließen“, teilte das Krankenhaus am Montag offiziell mit.

Wann die Entbindungsstation in Ettelbrück wieder eröffnen wird, ist momentan noch völlig unklar. „Es gibt keine Wunderlösung. Die Patientinnen müssen sich darauf einstellen, dass die Maternité in Ettelbrück mehrere Wochen geschlossen bleibt. Kurzfristig wird nach einer pragmatischen Lösung gesucht.“ Man wolle sich mit den anderen Krankenhäusern zusammensetzen, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, erklärte Gesundheitsministerin Paulette Lenert am Montag gegenüber RTL. 

Die betroffenen Patientinnen werden zur Geburt ihres Sprösslings in die „Clinique Bohler“, die „Hôpitaux Robert Schuman“ oder in den CHL verlegt. „Die betroffenen Frauen sollen sich am besten sofort mit Fragen an ihren Frauenarzt wenden, um Probleme bei der Entbindung zu vermeiden“, erklärte Dr. Paul Wirtgen, der Generaldirektor des CHdN. Man sei sich der Auswirkungen bewusst, die diese Entscheidung auf die Patientinnen und das medizinische und pflegerische Personal der gynäkologischen und geburtshilflichen Abteilung haben könne. „Unsere Gynäkologen werden ihr Bestes tun, um ihre Patientinnen zu beraten und sie an eine der Geburtskliniken in Luxemburg-Stadt zu verweisen“, betonte Jean Feith, Vorsitzender des Verwaltungsrats des CHdN.

Kritik: „Hohes Risiko“

Doch diese Entscheidung sorgt auch für viel Kritik. Die DP Norden sieht dies als eine nicht hinnehmbare Situation, bei der die Frauen und Neugeborenen im Norden Luxemburgs nicht nur benachteiligt, sondern auch einem hohen Gesundheitsrisiko aussetzt werden. Die DP Norden appelliert daher an die Gesundheitsministerin, diesen Notstand durch eine umgehende Schließung der Personallücke zu beheben. Und sei es nur durch die verstärkte Zusammenarbeit mit den Kliniken im Zentrum und Süden des Landes. „Angesichts der längeren und teilweise beschwerlichen Anfahrtswege ist es keineswegs hinnehmbar, dass die Maternité Ettelbrück ihren Dienst über einen längeren Zeitraum nicht gewährleisten kann. Eine schnelle Lösung drängt sich auf“, so der Nord-Abgeordnete André Bauler.

Diese Kritik wurde auch von vielen Nutzern in den sozialen Medien geteilt und zum Teil heftig diskutiert. So schrieb zum Beispiel ein Nutzer: „Das heißt: Eine schwangere Frau aus Ulflingen oder Weiswampach muss, wenn die Wehen eintreten, noch 75 Kilometer mit dem Auto fahren, bevor sie ihr Kind gebären kann. Und das auch bei Schnee und Glatteis. Das ist ein Skandal.“