Donnerstag23. Oktober 2025

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Sportpolitik„Zesummen een Zil“ – Das „Concept intégré 2.0“ des COSL will eine ganze Gesellschaft für den Sport sensibilisieren

Sportpolitik / „Zesummen een Zil“ – Das „Concept intégré 2.0“ des COSL will eine ganze Gesellschaft für den Sport sensibilisieren
Vor einem vollen Amphitheater der Coque und Großherzog Henri wurde das neue „Concept intégré“ des COSL vorgestellt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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190 Seiten, zweieinhalb Jahre Arbeit: Am Montag stellte das Nationale Olympische Komitee sein „Concept intégré 2.0“ vor. Eine Vision für den Luxemburger Sport, mit dem großen Ziel, eine ganze Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren. 

„Noch immer genießt der Luxemburger Sport nicht den nötigen Stellenwert in unserer Gesellschaft“, mit diesen Worten begrüßte COSL-Präsident Michel Knepper am Montagabend das volle Amphitheater in der Coque. Es ist ein Satz, den auch der Technische Direktor Raymond Conzemius und sein Stellvertreter Laurent Carnol bei der Vorstellung des neuen „Concept intégré“ des Nationalen Olympischen Komitees während der rund 75 Minuten langen Präsentation immer wieder aufgriffen.

Genau in diesem Bereich besteht, auch nach dem Erscheinen der ersten Version im Jahr 2014, noch immer großer Nachholbedarf. Er soll nun einen größeren Stellenwert erhalten. Denn auch wenn sich durch die Veröffentlichung eines solchen Konzeptes in den letzten zehn Jahren viel im Bereich des Wettkampf- und Hochleistungssports getan hat, so gibt es drei Punkte, die 2025 noch immer nicht ausreichend erfüllt sind. Neben der nötigen Anerkennung des Sports fehlt ebenfalls ein nationales Konzept, mit dem die körperliche Aktivität bei allen Bürgern gefördert werden soll. Zudem verfügen Vereine und Verbände weiterhin nicht über die nötigen Ressourcen, dies im Bereich der finanziellen Mittel, aber auch was ausreichend qualifiziertes Personal betrifft.  

Drei große Ziele, zehn strategische Achsen 

So sind gerade auch diese Punkte in die drei großen Zielsetzungen der Version 2.0 mit eingeflossen. Diese lauten „De Sport an d’Bewegung stäerken eis Gesellschaft“, „All Member vun eiser Gesellschaft ass reegelméisseg kierperlech aktiv“ und „Méi Lëtzebuerger Sportler si kompetitiv am internationale Verglach“. Ziele, die anhand von zehn strategischen Achsen, die insgesamt 35 Aktionspunkte beinhalten, erreicht werden sollen. Zu diesen strategischen Bereichen gehören die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, in denen Kinder eine gesunde Bewegungskultur lernen sollen. „Drei Stunden überall und besonders konsequent auch im Fondamental umgesetzt, weil nur so jedes Kind ein Minimum an Stunden erreicht. Die tägliche Sportstunde bleibt auch ein Ziel“, geht unter anderem aus der Präsentation dieser Achse hervor. Auch die Arbeitswelt, ein Bereich, dem bisher weniger Beachtung geschenkt wurde, soll in dieser neuen Version des Konzeptes mehr Priorität erhalten, umso mehr, da fast 90 Prozent der Beschäftigten in Luxemburg im tertiären Sektor arbeiten, in dem die Mehrheit der Arbeitsstunden im Sitzen verbracht wird. „Wir sind überzeugt, dass ein bewegungsfreundliches Arbeitsumfeld eine Win-win-Situation für alle ist. Es verbessert die Gesundheit der Mitarbeiter, stärkt die Motivation und hilft den Betrieben, die Produktivität zu erhöhen und Ausfälle zu reduzieren“, erklärt Carnol.

Die Zielsetzungen und strategischen Achsen des „Concept intégré 2.0“ des Nationalen Olympischen Komitees
Die Zielsetzungen und strategischen Achsen des „Concept intégré 2.0“ des Nationalen Olympischen Komitees Foto: COSL/Concept intégré 2.0

Weitere strategische Achsen sind das Gesundheitssystem und die Kommunen, die ein wichtiger Faktor sind, wenn es darum geht, Sport und Bewegung für jeden besser zugänglich zu machen. Hier wurde auch der Posten des Sportkoordinators einmal mehr hervorgehoben, der je nach Größe einer Gemeinde ein sinnvolles Beispiel sein kann. „Es ist zu begrüßen, dass es immer mehr gibt, und dies soll auch ausgebaut werden“, so Carnol. Neben diesen vier strategischen Achsen, in denen sich jeder Bürger wiederfinden kann, gibt es noch drei Bereiche, die eher der Sportbewegung gutzuschreiben sind. Allen voran die Vereine, die Basis für jeden Sportler, die im neuen Konzept aber auch als das „enfant pauvre im System“ bezeichnet werden, weil oftmals die Mittel fehlen, damit sie ihrer Rolle komplett gerecht werden können. Ein Thema ist hier auch das Bénévolat.

Als Punkte sechs und sieben folgen die Verbände, für die eine Professionalisierung unabdinglich ist, sowie die Unterstützung der Athleten, bei der man sich neben dem LTAD („Long Term Athlete Development“) auf das in Australien entwickelte Programm FTEM, das besonders auch in der Schweiz erfolgreich umgesetzt wurde, stützen möchte. „Das Modell ist inklusiv und kann auf jede Sportart angepasst werden. So ist auf einen Blick ersichtlich, auf welchem Niveau sich die Sportler befinden und welche Dienste und Zugänge zu welchem Moment zur Verfügung gestellt werden.“ 

Ein Prozent des Budgets

Die drei letzten strategischen Achsen „Raumplanung und Infrastrukturen“, „Monitoring und Forschung“ sowie „Kompetenzen und Berufe im Sport“ greifen alle drei in die sieben vorherigen Bereiche. Gebraucht werden klassische Sportinfrastrukturen und eine optimale Nutzung, auch an Abenden, Wochenenden und während der Schulferien. Doch auch die Natur, die bewusster für Sport und Bewegung eingesetzt werden soll, und der öffentliche Raum, der kreative Lösungen bereithalten kann. Nötige wissenschaftliche Ansätze, vor allem auch die Gründung einer nationalen Beobachtungsstelle, etwa an der Uni.lu, sind weitere wichtige Aktionspunkte im Konzept 2.0, genauso wie die nötige Anerkennung von Berufen im Sport, vor allem klare Arbeitsbedingungen, eine faire Entlohnung und deutliche berufliche Perspektiven, die für die Professionalisierung notwendig sind. 

Die Umsetzung dieser Ziele ist bekanntlich nicht ohne die nötigen finanziellen Mittel möglich, deshalb wird in einem 34. Aktionspunkt ein Prozent des Staatshaushaltes für den Sport gefordert. „Dies kann und muss nicht morgen passieren und soll vor allem abgestimmt in Angriff genommen werden, damit diese Forderung nicht weiter eine Floskel bleibt“, so Conzemius. Und so wird in einem letzten Punkt die „Etablierung einer gemeinsamen Steuerung für strategische Investitionen im Sport“ verlangt. Ganz nach dem Hauptmotto „Zesummen een Zil“.

Mischo: Prioritäten setzen

Im Anschluss an die Präsentation ergriff Sportminister Georges Mischo das Wort und hob die enge Zusammenarbeit zwischen Sportministerium und COSL hervor. „Die fängt bei der Vision ‚Lëtzebuerg lieft Sport‘ an und geht hin bis zu den strategischen Achsen, die hier vorgestellt wurden. Ich bin überzeugt, dass wir bis 2028 große Schritte gemacht haben und viele Achsen umgesetzt haben.“ Dennoch betont Mischo, dass man, aufgrund des Volumens des „Concept intégré 2.0“, Prioritäten setzen müsse. Für den Sportminister bedeutet dies ein professionelleres Umfeld im Luxemburger Sport, sowohl auf administrativer wie auch auf technischer Ebene, sowie die Stärkung von Verbänden und Vereinen zu autonom stark funktionierenden Organisationen. „Zusammen sollten wir es fertigbringen, ein Prozent des Budgets in den Sektor des Sports zu kriegen.“