EschÖffentliche Toiletten: Wo man darf, wenn man muss

Esch / Öffentliche Toiletten: Wo man darf, wenn man muss
Eine Augenweide: Die öffentlichen Toiletten im Tierpark auf dem „Gaalgebierg“ sind täglich geöffnet und gratis Foto: Editpress/Julien Garroy

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Außergewöhnliche Umstände führen zu eher ungewöhnlichen Fragen. Wie zum Beispiel diese: Wo darf, wer muss? Wo sind die stillen Örtchen in Esch? Die Stadt macht nicht viel Aufheben um ihre öffentlichen Toiletten, aber es gibt sie. Weitere werden folgen. Eine Bestandsaufnahme der Escher Pinkelszene im Januar 2021.

Freitagmorgen. Markttag auf dem bereits früh von Schnee und Matsch gesäubertem Rathausplatz. Die Menschen scheinen gut gelaunt. Blauer Himmel, die Sonne scheint und – die Blase drückt. Herrje. Vier Tassen Kaffee beim Frühstück waren wohl doch etwas zu viel Flüssigkeit. In normalen Zeiten kein Problem. Je nach Dringlichkeit würde man einfach ein Wirtshaus im näheren Umkreis aufsuchen. Aber normal sind sie ja nicht diese Zeiten.

Geschlossene Cafés bedeuten deshalb nämlich auch, dass mit jahrzehntealten Gewohnheiten gebrochen werden muss. Ein Gefühl der Orientierungslosigkeit breitet sich aus. Statt im Pitcher, Casablanca oder bei Anita muss man sich nun anderswo ein stilles Örtchen suchen.

Richtig, hinterm Rathaus gibt’s öffentliche Toiletten, erinnert man sich. Gefühlte Ewigkeiten liegen seit dem letzten Besuch dort zurück. Uff, sie sind noch da – aber die Türen sind geschlossen. „Die werden renoviert und sollen in Zukunft nur mehr bei Großevents in Esch geöffnet sein“, erfährt man auf Nachfrage in der Gemeinde. Auch, dass später dort ein „Monsieur“ oder eine „Madame Pipi“ für Ordnung sorgen soll.

50 Cent für 15 Minuten

Wer heute muss, der lässt sich schlecht auf morgen vertrösten. Also folgt er dem Pfeil, der auf eine 10 Meter vom Rathaus entfernt gelegene Toiletten-Box zeigt: „öffentliche, selbstreinigende Toiletten“, wie diese eher unästhetischen Kästen genannt werden. „Maximale Nutzungszeit: 15 Minuten“ steht auf einem Hinweisschild zu lesen. Na ja, länger sollte das Geschäft auch nicht dauern. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, was nach einer Viertelstunde passiert. Öffnet sich dann die Tür automatisch? Oder bleibt sie, wie der Kollege vermutet, verschlossen, bis der nächste Kunde kommt?

Lieber nicht ausprobieren. 50 Cent sind hier also für 15 Minuten stilles Örtchen zu zahlen. Die sollte man irgendwie als Kleingeld dabeihaben. Karte oder Scheine nimmt die Maschine nicht an. Vom stärker werdenden Druck der Blase getrieben, sucht man hektisch nach einem 50-Cent-Stück oder nach 10- oder 20-Cent-Stücken. Und dann: Sesam öffne dich!

Während man sich zusehends besser fühlt, schweift der Blick durch diese spartanisch eingerichtete Zelle. Hier kann wohl nur, wer wirklich muss. Freude kommt bei der Inneneinrichtung nicht auf. Und Klopapier fehlt auch. Wie war das mit dem „selbstreinigend“ eigentlich genau gemeint?

Weitere Toiletten am Horizont

Ganz so einfach ist es demnach nicht in Esch, in Zeiten geschlossener Wirtshäuser und stillgelegter Verzehrstuben in den Konditoreien, menschlichen Bedürfnissen nachzukommen. Unmöglich ist es aber auch nicht.

Es gibt noch öffentliche und ebenfalls gebührenpflichtige Toiletten auf dem Brillplatz und, ganz neu, im Park Laval. Gratis Toiletten gibt es dann in den Parkhäusern der Stadt Esch. Zumindest um halb 11 am Freitagmorgen waren die im Parking unter dem Gemeindeplatz sauber und warm und an Klopapier mangelte es auch nicht.

Sehr gediegene stille Örtchen gibt es auch im Tierpark auf dem „Gaalgebierg“ nahe dem Baumhauscafé. Montags bis freitags sind diese von 10 bis 16 Uhr geöffnet und am Wochenende jeweils von 10 bis 17 Uhr.

Ein Blick in die nahe Zukunft dann. Zwischen der Kirche und dem Friedhof Saint Joseph wird im Rahmen der Revalorisierung des alten Feuerwehrbaus eine kostenpflichtige Toilette installiert. Das alte „Sprëtzenhaus“ wird ja zur „Maison relais“ umfunktioniert.

Renoviert werden ebenfalls die Toiletten beim „Boulodrome“ auf dem Galgenberg. Wenn sie, im Prinzip im April, wieder eröffnet werden, sind sie nicht nur barrierefrei, sondern auch kostenlos. Sicher auch, um zu verhindern, dass Menschen als Wildpinkler den nächsten Busch aufsuchen, wenn sie kein Kleingeld dabeihaben oder einfach keine Lust haben, für etwas zu zahlen, worauf sie nicht unbedingt immer einen Einfluss haben.

Es wäre vielleicht keine schlechte Idee, eine Karte mit sämtlichen öffentlichen Toiletten in Esch auf der Web-Seite der Gemeinde zu veröffentlichen. Eine Art Pinkel-App scheint ebenfalls nicht unsinnig. Vielleicht eröffnen sich mit 5G ja ganz neue Möglichkeiten, auch was den Zugang zu den Toiletten angeht. Am Geschäft selbst aber werden sie kaum etwas ändern.

colère
18. Januar 2021 - 9.11

Daat huet nach zu Esch gefeelt. D'Botséquipe kent schons net no fier den Dreck an de Stroossen eweg ze maachen. Do wue keng Maschin, déi vill Kaméidi mecht hikent do get net gebotst.Bravo

Baerchen
16. Januar 2021 - 17.40

Wann ech muss dann muss ech an Bezuelen secher net nach dofir

Pierre Claude Poller
16. Januar 2021 - 17.12

@ Herr Marco Goetz aus Schilda. . Ihre exzellente Reportage erweckte automatisch bei mir die Frage , wie soll es in Berchlingen mit den WC‘s bestellt sein ? Warum fiel mir erst etwas später im Zusammenhag mit ihrer Frage hinsichtlich der Selbstreinigung, ein Eine Karte mit den stillen Örtchen wäre meiner Meinung in Schilda nicht angebracht da man bei Schliessung oder Eröffnung einer dieser Notunterkünfte diese auf dem letzten Stand halten müsste, der verbleibenden Distanzen wegen. Wenn man jedoch bedenkt dass am Eingang des Zirkulationsbüros noch eine Karte von Dazumal hängt, auf der u,a,m. die obere Alzettestrasse noch immer nicht als als Fussgängerzone eingezeichnet ist , scheint das Unmöglich zu sein. Hingegen sollte man ein grosses WC auf die von der Gemeinde in der Alzettestrasse für Touristen und Popper gemieteten früherenGeschäftsfassaden kleben. So dass diese endlich einen Zweck für den zahlenden Bürger haben. Auf den zig in der Stadt auf die Bürgersteige montierten Tafeln mit der Distanzangabe zu den verschiedensten Gebäuden wäre Platz genug gewesen wenn der überaus emsige Direktor der Zirkulation daran gedacht hätte die Entfernungen zu den Toiletten darauf mit einzutragen. Manches in die Hose gegangenes wäre heil an seinem Bestimmungsort angekommmen ob mit Papier oder nicht. Da jedoch die Schildbürger die das Sagen in Eschilda haben wie ihre Vorfahren aus dem Mittelalter immer das Gegenteil von dem Normalen tun , lässt der heutige Schildbürgermeister Gottes Wasser über Gottes Land laufen. Amen.

HTK
16. Januar 2021 - 13.04

Schlimm wenn man muss aber man kann nicht.Wenn man aber muss und man darf nicht,das ist,zumindest für uns Stehpinkler und Prostatageplagten,keine Bürde. Die Damen sind da schon klar im Nachteil.Die Welt ist ungerecht.

de spëtzbouf
16. Januar 2021 - 11.00

Öffentliche Toiletten sind hierzulande eine Mangelware, besonders auffallend an den Bahnhöfen, die es so ja schon längst über Land nicht mehr gibt. Nehmen wir uns ein Beispiel an Indien, wo die Menschen ihre Notdurft auf den Feldern, die es so bei uns auch nicht mehr gibt, in der Nähe der Zughaltestellen verrichten.