50 Jahre Escher Brass Band„Wir freuen uns sehr darauf, im großen Saal der Philharmonie spielen zu können“

50 Jahre Escher Brass Band / „Wir freuen uns sehr darauf, im großen Saal der Philharmonie spielen zu können“
Sowohl Werke luxemburgischer als auch internationaler Komponisten erwarten das Publikum Foto: Val Wagner

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die „Brass Band du Conservatoire d’Esch/Alzette“ feiert einen runden Geburtstag. Höhepunkt der Jubiläumsfeiern ist das kommende Konzert im großen Saal der Philharmonie Luxemburg. Ein Gespräch mit Dirigent Claude Schlim.

Tageblatt: 50 Jahre Brass Band des Escher Konservatoriums. Am 24. März gibt es nun ein großes Abschlusskonzert in der Philharmonie Luxemburg. Was können Sie zur Geschichte des Ensembles sagen?

Claude Schlim: 1973 wurde die Brass Band vom damaligen Direktor des Escher Konservatoriums, Fred Harles, gegründet. Die ersten Jahre waren natürlich nicht einfach, man musste sich als Ensemble erst einmal finden und ein gewisses Niveau erreichen. Für jede Brass Band ist es natürlich immer ein Höhepunkt, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen. Schon damals nahm die Escher Brass Band diese Herausforderung an, natürlich und auch leider nicht mit dem gewünschten Erfolg, da andere Länder über eine lange Brass-Tradition verfügten und uns somit weit voraus waren. Die Frustration war natürlich groß und so nahm man, auch aus finanziellen Gründen, lange Zeit nicht mehr an internationalen Wettbewerben teil. Ich selbst kam erst 1998 zum Ensemble und ich erinnere mich gerne an den UGDA-Wettbewerb 2012 zurück. Aber an sich ist für uns jedes Konzert, das wir spielen können, ein Höhepunkt. Und jetzt freuen wir uns sehr darauf, das Abschlusskonzert unseres Jubiläumsjahres im großen Saal der Philharmonie Luxemburg spielen zu können.

Die Escher Brass Band war lange das einzige Ensemble dieser Art in Luxemburg.

Ja. Aber seit kurzem hat das Konservatorium Luxemburg ebenfalls eine Brass Band. Ein Student, der aus England zurückkam, beschloss, im hauptstädtischen Konservatorium ebenfalls ein Ensemble zu gründen. Ansonsten waren wir 48 Jahre lang die einzige Brass Band Luxemburgs. Aber wir haben bereits ein gemeinsames Konzert gespielt und das war ganz toll.

Aus welchen Musikern setzt sich die Brass Band zusammen?

Wir haben sowohl Schüler aus dem Konservatorium als auch ehemalige Schüler und Professoren sowie auswärtige Musiker, die einfach Lust haben, mitzumachen. Die Anzahl der Musiker einer Brass Band ist ja festgelegt, wir haben allerdings einige Posten doppelt besetzt, sodass wir, die Schlagzeuger mitgerechnet, rund 34 Musiker sind.

Das Brass-Ensemble an sich hat ja eine sehr eigene Geschichte.

Die Ursprünge liegen, wie man jetzt herausgefunden hat, in Frankreich. Danach wurde es aber dort eher still und erst seit ein paar Jahren kommt die Brass-Band-Bewegung in Frankreich wieder in Fahrt. Das ist auf Adolphe Sax zurückzuführen, der 1842 nach Paris ging und dort sein neu entwickeltes Saxofon einführte, was die Entwicklung der Brass-Ensembles maßgeblich prägen sollte. Die stärkste Tradition aber hat England: Dort wurden Mitte des 19. Jahrhunderts viele Brass Bands von den Minenarbeitern gegründet, zum Teil zur Freizeitgestaltung und zum Teil aus therapeutischen Gründen. Auf Blasinstrumenten zu spielen, sollte sich positiv auf die Lungenfunktion auswirken, was bei Männern, die in einer Mine arbeiteten, ja sehr wichtig war. Allerdings ist die Situation in England momentan sehr prekär, viele Sponsoren fallen weg, die Ensembles haben etliche finanzielle Probleme und müssen sich auflösen bzw. neu gründen. Die Schweiz ist ebenfalls sehr stark im Brass-Bereich und verfügt über exzellente Ensembles. Belgien und die Niederlande haben ebenfalls eine solide Tradition und Deutschland ist im Kommen.

Wir spielen auch viele Transkriptionen beispielsweise symphonischer Werke oder Stücke aus dem Bereich der Rock- und Pop-Musik. Es hat sich enorm viel in diesem Bereich getan und die Werke, die heute für Brass Bands komponiert werden, sind unglaublich anspruchsvoll.

In Luxemburg gibt es ja aber noch andere Blasinstrument-Gruppen.

Die Tradition in Luxemburg beruht eigentlich auf drei Pfeilern: Fanfare, Harmonieensembles und Brass Band, wobei die sogenannten Harmonien den größten Teil ausmachen. Im Harmonieorchester gibt es mit den Holzblasinstrumenten und den Blechbläsern die meisten Instrumentenfamilien. Fanfaren haben keine Klarinetten und Flöten, dafür Bügelhörner und Trompeten. Und die Brass Band setzt sich aus Kornett, Horn, Flügelhorn, Eufonium, Posaune, Tuba und Schlagzeug zusammen. Jedes Ensemble hat somit seine eigene Klangfarbe.

Und die Big Band?

Das ist etwas ganz anderes. Die Big Band kommt aus dem Swing- und Jazz-Bereich. Da finden wir zusätzlich Instrumente wie Klavier, Bass, Gitarre, Klarinette, Saxofon, Trompete. Und auch das Repertoire ist grundverschieden.

Welches Repertoire spielt denn die Brass Band?

Es gibt viele Werke, die für Brass Bands geschrieben sind, aber wir spielen auch viele Transkriptionen beispielsweise symphonischer Werke oder Stücke aus der Rock- und Pop-Musik. Es hat sich enorm viel in diesem Bereich getan und die Werke, die heute für Brass Bands komponiert werden, sind unglaublich anspruchsvoll. Da muss man schon ein gewisses Niveau haben. Nicht mehr mit dem Stil vor 30 oder 40 Jahren zu vergleichen. Das ist auch der Entwicklung der Perkussions-Instrumente zu verdanken, die ein ganz neues Klangspektrum und neue Möglichkeiten anbieten. Vor 40 Jahren hatte man vielleicht eine Trommel und Becken, aber nicht mehr.

Worauf darf sich das Publikum denn am 24. März freuen?

Wir haben für dieses Konzert ein sehr vielseitiges Programm zusammengestellt, bei dem auch andere Sparten des Escher Konservatoriums mitwirken, beispielsweise ein Chor, eine Tanzgruppe und Solo-Gesang. So tritt die talentierte Sängerin und Komponistin Lara Grogan auf und Guy Conter ist auf dem Bügelhorn zu hören. Neben internationalen Komponisten sind auch Werke luxemburgischer Komponisten zu hören, wie eben Marco Pütz, Ivan Boumans, Jean Halsdorf und Roland Wiltgen. Es ist wirklich für jeden etwas dabei. Zudem stellen wir am 24. März unsere neue CD „Celebrating Brass“ mit ausschließlich Werken luxemburgischer Komponisten vor.