Dienstag28. Oktober 2025

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EditorialWieso verpasste Dopingtests keine Kavaliersdelikte sind

Editorial / Wieso verpasste Dopingtests keine Kavaliersdelikte sind
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Zwei Strafen innerhalb weniger Wochen musste die luxemburgische Anti-Doping-Agentur (ALAD) in diesem Monat bekannt geben. Dabei wurden die Sperren von Triathlet Bob Haller und Springreiterin Charlotte Bettendorf nicht aufgrund von positiven Dopingproben ausgesprochen, sondern weil beide drei Dopingtests innerhalb eines Jahres verpasst haben. Spitzensportlerinnen und -sportler müssen nämlich über das gesamte Jahr ihren Aufenthaltsort mitteilen, damit Verbände und Anti-Doping-Agenturen unangemeldete Kontrollen durchführen können. Verpasst ein Sportler drei Tests innerhalb von einem Jahr, wird er mit einer Sperre belegt.

Die Regelung der sogenannten „Whereabouts“ im Hochleistungssport ist umstritten. Athleten fühlen sich nicht nur in ihrer Trainings- und Wettkampfplanung eingeschränkt, viele sehen die ständige Angabe des Aufenthaltsortes auch als tiefen Eingriff in die Privatsphäre. Spontane Planänderungen sind zwar mit dem System möglich, allerdings muss man dauernd im Hinterkopf haben, dass man die Änderungen eintragen muss.

Vor einigen Jahren haben französische Sportler gegen das System geklagt. 2018 hielt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fest, dass die „Whereabouts“-Regelung rechtens ist und nicht gegen Menschenrechte verstößt. Hätte das Gericht anders entschieden, wäre der Anti-Doping-Kampf am Boden gewesen, wie es der Präsident der ALAD, Guy Colas, damals gegenüber dem Tageblatt ausdrückte. Die Richter in Straßburg hielten fest, dass das System zwar die Privatsphäre beeinträchtigt, für einen sauberen Sport allerdings unumgänglich ist.

Aus dem Grund sind drei verpasste Tests innerhalb eines Jahres auch kein Kavaliersdelikt. Athleten und Athletinnen, die diese Regel missachten, setzen die Glaubwürdigkeit des Sports aufs Spiel. Dabei ist es unerheblich, ob die Tests aus Unachtsamkeit oder bewusst verpasst wurden.

Der Sport hat sich selbst in diese Lage gebracht. Dopende Athleten und wegsehende Funktionäre haben über Jahrzehnte dafür gesorgt, dass der Sport seine Glaubwürdigkeit verspielte. Von der Mutter aller Dopingfälle um den Sprinter Ben Johnson bis zum Jahrhundertbetrüger Lance Armstrong, der Sport gab in Sachen Sauberkeit lange kein gutes Bild ab. Das aktuelle Anti-Doping-System mitsamt „Whereabouts“ ist sicherlich nicht perfekt und darüber, wie sauber der Hochleistungssport heute ist, lässt sich streiten. Auch wenn die Regelungen sehr viel abverlangen, sind sie momentan die beste Alternative, um etwas Glaubwürdigkeit zu wahren und die sauberen Sportler und Sportlerinnen zu schützen. „Es ist ja nicht so, dass wir uns nur anschauen, wo sich die Sportler aufhalten. Sie werden natürlich auch alle getestet“, sagte Guy Colas 2018 gegenüber dem Tageblatt. „Wenn der Athlet diese Einschränkungen schon auf sich nehmen muss, soll er wenigstens sicher sein, dass er es nicht umsonst tut“, resümierte der ALAD-Präsident.