200 Prozent – so hoch sollten die Zölle auf Wein, Champagner und andere alkoholische Getränke sein, mit denen US-Präsident Donald Trump vor einem Monat den EU-Staaten gedroht hat. Auch wenn Trump diese Maßnahme bisher nicht eingeführt hat, fragen wir uns als Wochenend-Winzer natürlich, wie diese Strafzölle die Luxemburger Weinproduzenten beeinflussen würden. „Dann wäre der Export in die USA vorbei – der Kunde wäre nicht bereit, diesen Preis zu bezahlen“, sagt Paul Thill im Gespräch mit dem Tageblatt. Er ist „Chef de service“ beim luxemburgischen Weininstitut „Institut Viti-Vinicole“ (IVV), kennt sich mit dem Verkauf von Weinprodukten ins Ausland aus und weiß: Der Preis spielt eine wichtige Rolle. „Wir haben nicht den Namen in den USA, wie zum Beispiel der französische Champagner.“

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Dennoch dürfte keiner der Luxemburger Winzer an den US-Zöllen wirtschaftlich zugrunde gehen. Denn der US-amerikanische Weinmarkt nimmt im Gesamtbild eine deutlich untergeordnete Bedeutung ein. „Wir exportieren jedes Jahr durchschnittlich 32.000 Hektoliter“, sagt Thill. „Davon werden zwischen 60 und 70 Hektoliter nach Amerika geliefert.“ Natürlich wäre es für Betriebe, die 1.000 bis 2.000 Flaschen pro Jahr in den USA verkaufen, ein Problem. „Aber das würde niemanden ruinieren“, meint Thill.

Der beste Kunde Luxemburgs ist nämlich ein direkter Nachbar, der vor allem für seine Bierbraukünste bekannt ist: Belgien. Insgesamt 33.589 Hektoliter haben Luxemburger Weinproduzenten in der Verkaufszeit 2023/2024 in das Nachbarland geliefert.
Dabei pflegen das Großherzogtum und das angrenzende Königreich ein, was den Weinexport anbelangt, historisch belastetes Verhältnis. Luxemburg hat nämlich lange Zeit den übrig gebliebenen, „weniger guten“ Rivaner an die Belgier verkauft. Durch den lange Zeit im Ausland vertriebenen Fusel hat der luxemburgische Wein dort ein durchwachsenes Image. „Obwohl die ‚haut de gamme’ auch in Belgien geschätzt wird“, präzisiert Thill.
Weit abgeschlagen belegt Deutschland (6.390 hl) Platz zwei, dann Frankreich (2.070 hl) und die Niederlande (1.328 hl). Das Exportvolumen in die restlichen Länder beläuft sich auf insgesamt 10.259 hl. Die Zahlen beinhalten sowohl den Export der rein luxemburgischen Weinprodukte, als auch Weinprodukte, die mit ausländischem Wein im Großherzogtum produziert und danach wieder exportiert wurden. Diese sogenannte Wiederausfuhr belief sich 2022/2023 auf 27.910 von den insgesamt 60.083 Hektolitern an exportierten Produkten. 2023/2024 waren es 25.351 von 53.636 Hektoliter.
Sein eigener bester Kunde
Insgesamt trinken die Luxemburger immer weniger Wein. Vergangenes Jahr ging der Konsum im Vergleich zum Vorjahr von 40 auf etwa 36 Liter pro Kopf zurück. Gleichzeitig blieb der Konsum von Weinprodukten „made in Luxembourg“ stabil bei neun Litern. „Das stimmt uns zuversichtlich“, sagt Thill.
Denn der Luxemburger Markt ist für die Winzer noch immer der wichtigste. Ein Großteil des in Luxemburg hergestellten Weines wird immer noch hierzulande konsumiert: 58.000 von insgesamt 90.000 Hektolitern. „Deswegen müssen wir den Export auch nicht unbedingt auf Teufel-komm-raus erzwingen“, meint Thill. Der Export sei allerdings nötig, damit die Winzer auch ihre Überproduktion verkaufen können.
„Es ist weitaus interessanter, die Lücke zwischen 36 Litern Gesamtkonsum und den neun Litern konsumierten Luxemburger Weins zu verkleinern, als anderweitig viel Energie zu investieren“, sagt Thill. Der Luxemburger „Pättchen“ soll zukünftig also vermehrt von der Mosel stammen, statt aus dem Elsass, der Bourgogne oder der Champagne. „Das scheint mir machbarer, als einen neuen Markt im Ausland aufzubauen.“
Luxemburg im Ausland
Der „Fonds de Solidarité viticole“ bewirbt den Luxemburger Wein regelmäßig – zusammen mit Winzern – auf verschiedenen internationalen Weinmessen. Bis vor Kurzem war das noch die ProWein, mittlerweile konzentrieren sie sich allerdings auf die Wine Paris. Das größte Problem: Viele Menschen wüssten überhaupt nicht, dass das Großherzogtum Wein produziert. „Daran könnte man noch arbeiten“, meint Thill. Die nationale Tourismusförderungsstelle „Luxembourg for tourism“ sei viel im Ausland unterwegs, um Luxemburg als Reiseziel zu bewerben. „Und wenn es sich anbietet, fragen sie uns, ob jemand von uns mitgehen will“, erklärt der IVV-Mitarbeiter.
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Das Feedback auf diesen Messen sei sehr positiv. „Die Menschen sind von unseren hochwertigen Produkten überrascht“, sagt Thill. Der Ruf des Luxemburger Weines sei insgesamt gut, besonders der Crémant ist im Ausland sehr beliebt. Und wie steht es um Rivaner? „Bei unseren Verkostungen kommt er immer sehr gut an – vor allem bei den Expats. Wenn sie sich ein zweites Glas von einem Wein nehmen, dann üblicherweise vom Rivaner“, sagt Paul Thill. Ein gutes Zeichen also für den Rivaner der Domaine Tageblatt.
Richtigstellung
In unserem Artikel von vergangener Woche ist uns ein Patzer unterlaufen. In der Liste der Winzer, die uns ihren Rivaner zur Verfügung gestellt haben, fehlte die Domaine viticole Schumacher aus Wormeldingen.
"damit die Winzer auch ihre Überproduktion verkaufen können." Dieser Satz ist fatal!
Den Rivaner jetzt auf 1,60€, ok? Danke.