Gold auf HöhenflugWie in 50 Jahren aus 35 Dollar mehr als 1.700 Dollar wurden

Gold auf Höhenflug / Wie in 50 Jahren aus 35 Dollar mehr als 1.700 Dollar wurden
Während des Corona-Stillstands erreichte der Goldpreis in Euro einen historischen Höchststand. Foto: BCEE

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Gold ist keine besonders gute Geldanlage. Der Besitzer erhält weder Zinsen noch Dividenden. Für die Lagerung muss er sogar zahlen. In Krisenzeiten jedoch gilt das gelbe Metall als Sicherheit.

Der Goldpreis kann auf ein fantastisches Wachstum zurückblicken. Vor etwa 50 Jahren, am 15. August 1971, erklärte der amerikanische Präsident Richard Nixon die künstlich festgelegte Preisbindung von US-Dollar und Gold für beendet. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war der US-Dollar die vertraglich festgelegte internationale Leitwährung und es galt ein festgelegter Preis von 35 US-Dollar pro Feinunze Gold.

In den Vorjahren des Zusammenbruchs des Systems waren jedoch berechtigte Zweifel aufgekommen, ob die USA wirklich genug Gold hätten, um ihr Versprechen einzulösen zu können. Ziel des Systems war es, den internationalen Warenhandel durch stabile Wechselkurse zu fördern.

In den Jahren nach 1971 spielte das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Der Goldpreis, der vorher künstlich tief gehalten wurde, legte zu. Bereits nach einem Jahr sprang er über die 50-Dollar-Marke. Inmitten von Währungsturbulenzen stieg er weiter. Im Mai 1973 überschritt er erstmals die 100-Dollar-Marke.

Doch die Zeiten bleiben schwierig. Die westlichen Staaten hatte mit mauem Wachstum, Arbeitslosigkeit und hohen Preissteigerungen zu kämpfen. Die Anleger flüchteten in die Krisenwährung Gold. Innerhalb weniger Jahre überschritt das Edelmetall den Wert von 500 Dollar pro Feinunze (1979).

Die Aufwärtsjagd setzte sich in den kommenden Monaten noch bis auf einen Höchststand von 850 Dollar pro Feinunze fort (1980). Dann brach der Preis wieder stark ein. Nur zwei Jahre später fiel der Preis bis unter 300 Dollar. In den folgenden Jahren schwankte der Preis. Doch nach 1988 ging es für viele Jahre mit Gold nur noch bergab.

1999 erreichte der Goldpreis einen Tiefststand

Das Edelmetall verlor seinen Glanz als Anlageoption. Mit Aktien konnte gutes Geld verdient werden. Die Wirtschaft boomte. Die Händler rechneten bereits am Jahresbeginn mit ein, dass das Kilo am Jahresende weniger wert sein würde. 1999 erreichte der Goldpreis einen Tiefststand: Nur noch 252 Dollar kostete eine Feinunze.

Um gegen die Folgen der geplatzten Dotcom-Blase vorzugehen, setzte die US-Notenbank auf eine expansive Geldpolitik. Etwas später zogen die anderen Länder nach. Kein Land wollte mit einer zu starken Währung die eigene Exportindustrie belasten. Den Goldpreis trieb die Geldschwemme in die Höhe. 2005 wurde die Marke von 500 Dollar wieder durchbrochen.

Als 2008 die Finanzkrise zuschlug, sprang der Preis von etwa 700 auf 1.000 Dollar pro Feinunze. Mit der Furcht vor einem kompletten Zusammenbruch des Finanzsystems rechneten manche Investoren mit dem Schlimmsten und flüchteten in den „sicheren Hafen“ Gold. Der Preis brach jedoch wieder bis auf 700 Dollar ein. Doch nur kurz.

Neuer historischer Höchststand

Die Maßnahmen der Zentralbanken, um die Konjunktur durch das Erhöhen der Geldmenge anzukurbeln, und die auf die Finanzkrise folgende Schuldenkrise verunsichern viele Anleger. Sie suchen nach sicheren Anlagemöglichkeiten für ihr Geld. Staatsanleihen und Papiergeld waren mit Risiken behaftet. 2010 durchbrach der Goldpreis die Marke von 1.000 Dollar. Kurz darauf, 2011, erreichte er sein bisheriges Allzeithoch bei leicht über 1.900 Dollar.

Mit der sich in den folgenden Jahren wieder beruhigenden Wirtschaftslage war auch der Goldpreis, ab 2013, wieder rückläufig. Der schwankte einige Jahre um die Marke der 1.300 Dollar pro Feinunze. Gemeinsam mit den schlechteren Wirtschaftsaussichten, etwa durch Handelsstreitigkeiten, begann das Edelmetall ab Mitte 2019 wieder deutlich an Wert zuzulegen. Aktuell kostet die Feinunze rund 1.700 Dollar. Ein Anstieg von etwa 30 Prozent in 12 Monaten!

Und das Wachstum des Goldpreises geht wohl noch weiter: Ilario Attasi, zuständig für „Investment Research“ bei Quintet Private Bank (ehemalige KBL), ist überzeugt, „dass Gold in den kommenden Monaten und sogar Jahren aufwerten wird. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Gold ein sicherer Hafen ist, dass es vor Inflation schützt“, sagt er gegenüber dem Tageblatt. „Derzeit sind die Inflationsraten niedrig, die Zentralbanken haben Geld in die Wirtschaft ihrer Länder gesteckt. Sie versuchen, ihre Währungen zu schwächen, Gold ist der einzige Nutznießer. Es wäre nicht überraschend, wenn die Inflation mittelfristig wieder anziehen würde.“

Weiterer Preisanstieg erwartet

In Euro ausgedrückt ist der Goldpreis auf einem neuen historischen Höchststand angekommen. Erstmals hat der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) die Marke von 1.600 Euro überschritten. In US-Dollar, der Währung, in der Gold normalerweise gehandelt wird, notiert das Edelmetall bei etwas über 1.700 Dollar. Die Unterschiede erklären sich mit den Wertschwankungen zwischen beiden Währungen.

Der historische Höchststand von Gold in US-Dollar aus dem Jahr 2011 ist noch in einer gewissen Entfernung. Doch Ilario Attasi rechnet mit einem Zulegen: „Je stärker die US-Währung, desto stärker sollte der Goldpreis sinken. Beim Gold in Euro bleiben wir derzeit leicht positiv. Wir stehen Gold in Dollar mehr positiv gegenüber.“

Auch andere Analysten sehen bei Gold durchaus weiteren Spielraum nach oben. Mehrere Experten sagen daher eine Rally auf ein Rekordhoch von knapp 2.000 Dollar wie im Jahr 2011 voraus. Die Strategen der Bank of America Merrill Lynch schließen gar 3.000 Dollar bis Ende 2021 nicht aus.

Sepp
4. Mai 2020 - 14.21

Interessant, ich dachte immer seit den 70er Jahren brauchen Währungen keine Golddeckung mehr.

Jean Mullerj
1. Mai 2020 - 17.16

Die Banken haben kein physisches Gold mehr im Angebot, verkaufen aber Milliarden an Papiergold das - ergo gesetzeswidrig - nicht mit physischem Gold hinterlegt ist! Sowas nennt man ganz einfach Betrug um den Goldpreis zu manipuliern. Angebot und Nachfrage zählen nicht und alle möglichen Ausreden werden verwendet um die Kunden für dumm zu verkaufen bzw. hinzuhalten. So hat sich denn auch mittlerweile der Wert des Papiergoldes vom physischen Gold abgekoppelt. Wer den Goldpreis auf dem Spotmarkt beobachtet und sich die im Handel geforderten Preise (gut $1000 Aufpreis pro Unze) anschaut wird über die Preisaufschläge nur noch staunen können; sofern man überhaupt Angebote findet! Idem. Silber. Monkeyhammer und PPT lassen schön grüssen; vor Allem in den letzten paar Tagen.