Sonntag9. November 2025

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Internationaler Tag der älteren MenschenWie GoldenMe sich für die digitale Inklusion von älteren Menschen einsetzt

Internationaler Tag der älteren Menschen / Wie GoldenMe sich für die digitale Inklusion von älteren Menschen einsetzt
In sogenannten SmartCafés geht es darum, meist ältere Menschen über die digitale Welt aufzuklären und im Alltag zu helfen  Foto: Stadt Esch

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Was 2018 auf der Universität in Belval als studentisches Projekt begann, ist inzwischen zur Erfolgsgeschichte geworden, weit über die Escher Stadtgrenzen hinaus. GoldenMe ist eine Vereinigung, die Senioren hilft, in der digitalen Welt Fuß zu fassen.

„Digitale Fähigkeiten zu haben, bedeutet Zugang zu haben“, sagt Mara Kroth, Direktorin von GoldenMe, im Gespräch mit dem Tageblatt zum Anlass des Internationalen Tages der älteren Menschen am Dienstag. Mit Zugang meint sie die Teilnahme am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben. In der Tat fühlen sich vor allem ältere Menschen abgehängt durch die Digitalisierung. Die Pandemie hat die digitale Transformation der Gesellschaft weiter beschleunigt, das Online-Banking ist nur die Spitze des Eisbergs. Inzwischen müssen viele Arzt-Termine im Web gebucht, Formulare online eingereicht und Menükarten mit einem QR-Code heruntergeladen werden. Längst nicht alle Senioren haben Kinder und Enkel, die ihnen dabei helfen. „In der Pandemie sind alle Prozesse nur noch online gelaufen. Wenn man die Skills nicht besitzt, wird einem der Zugang verwehrt. Das gilt sowohl für das Soziale, Beispiel Facetime-Unterhaltungen mit der Familie, als auch für das Administrative“, sagt Mara Kroth.  

Um gegen die Isolierung älterer Menschen vorzugehen, hat Mara Kroth zusammen mit Johannes Heuschkel das Start-up GoldenMe gegründet. Der Ursprung der Vereinigung ist im Jahr 2018 zu suchen. Die Psychologiestudentin Kroth nahm an der Universität Luxemburg am Workshop „Ideaton Camp“ teil. Innerhalb von drei Tagen sollten die Studenten ein eigenes Start-up aufstellen. Zusammen mit drei Kommilitonen stellte sie das Konzept von GoldenMe vor. Kernidee: die Einsamkeit von älteren Menschen mithilfe einer Community zu bekämpfen. Kroth und ihre Mitstreiter gingen als Gewinner des Wettbewerbs hervor. Die Uni ermutigte sie dazu, ihre Gedanken weiterzuspinnen. Mara Kroth beschloss, mehr aus GoldenMe zu machen und lernte in ihrem Studentenwohnheim in Esch Johannes Heuschkel kennen, ebenfalls ein Psychologiestudent. 2020 gründeten die beiden dann die GoldenMe Asbl, die sich zunächst in Zusammenarbeit mit der Escher Anlaufstelle BiBSS („Bureau d’information Besoins Spécifiques et Seniors“) vor allem auf die Organisation von Smartphone-Cafés spezialisierte. Das erste fand im September 2020 statt, zwischen den beiden Corona-Lockdowns.

Studenten helfen Senioren

Wie funktioniert ein Tablet?
Wie funktioniert ein Tablet? Foto: Stadt Esch

Die Idee der Smartphone-Cafés war einfach: Studenten helfen Senioren bei der Bedienung ihrer Handys und Tablets. Mara Kroth erinnert sich: „Das ist eine Generation, die damit aufgewachsen ist, entweder in der Schule oder in anderen Kursen zu lernen. Und jetzt werden sie in ein Café eingeladen, das sie nicht kennen. Zu jungen Leuten, die sie nicht kennen. So was kostete schon Überwindung, aber die Leute trauten sich“. Sie erzählt die Geschichte einer rüstigen Rentnerin, mit der sie ein iPhone kaufen war. Heute liest die Seniorin sogar ihre Zeitung digital. Es dauere immer einige Monate, ehe die Menschen ein Konzept angenommen hätten. Trotzdem hatte man schnell „Stammkunden“, zu denen sich immer wieder neue Gesichter gesellten, erzählt Kroth.  

Und so entwickelte sich GoldenMe zu so etwas wie einer Erfolgsgeschichte. Der „Ritterschlag“, wie sie es nennt, war die Konvention mit dem Familienministerium im Januar 2023. Seitdem ist die Asbl gewachsen und hat nunmehr fünf festangestellte Mitarbeiter. Während die 28-jährige Kroth die Geschicke als Direktorin leitet, ist der gleichaltrige Co-Gründer Heuschkel Präsident des Verwaltungsrats. Man hat eine neue visuelle Identität, neue Büros im hauptstädtischen Bahnhofsviertel und den Aktionsradius weit über Esch hinaus ausgedehnt. Aus den früheren Smartphone-Cafés sind SmartEvents geworden, wobei die Teilnahme wie gehabt kostenlos ist. Daneben bietet GoldenMe SmartWorkshops und SmartTalks an (Vier Module: Phishing, sichere Passwörter, digitale Identität und sich und seine Geräte schützen).   

Ehrenamtliche Helfer

Die Veranstaltungen im Oktober

1.10.: SmartCafé in Steinsel
3.10.: SmartCafé in Beles
12.10.: SmartCafé in Schouweiler
17.10.: SmartCafé in Esch
19.10.: SmartCafé in Bartringen
21.10.: SmartWorkshop „SmartSwitch“ (LuxTrust) in Bonneweg
22.10.: SmartTalk „Phishing“ in Schifflingen
24.10.: SmartTalk „Passwörter“ in Schifflingen

Teilnahme gratis, Anmeldung erforderlich (661 446 914). Infos auf www.goldenme.lu.  

Die Veranstaltungen werden von den Mitarbeitern oder von einem ehrenamtlichen Helfer, dem sogenannten „Digital Mentor“, geleitet. Um ein digitaler Mentor zu werden, braucht es eine Grundausbildung. Die nächste wird Anfang März 2025 organisiert (10. und 17.3. auf Luxemburgisch, 11. und 18.3. auf Französisch). Circa 20 Menschen engagieren sich momentan für die Organisation. Des Weiteren produziert GoldenMe Videos rund um die digitale Welt. In ihnen geht es um Themen wie sichere Passwörter, um die Gefahren der sozialen Netzwerke, um unsichere WLAN-Netze oder um Phishing. Die Kampagne läuft unter dem Titel  „Den richtigen Riecher im Internet“.

„Als wir 2018 angefangen haben, da war es für mich unvorstellbar, sechs Jahre später dort zu sein, wo wir jetzt sind. Es ging zu Beginn darum, etwas gegen die Isolation und Einsamkeit älterer Menschen zu machen“, sagt Mara Kroth. Zweimal hat man bereits den Inklusionspreis des Ministeriums für Digitalisierung gewonnen. Das Digitale steht nach wie vor im Vordergrund, das Soziale aber eindeutig im Mittelpunkt.  

Die Mannschaft von GoldenMe (v.l.n.r.): Cécilia Said Vieira, Frédérique Wolff, Letizia Vocaturo, Mara Kroth und Anne Frausing
Die Mannschaft von GoldenMe (v.l.n.r.): Cécilia Said Vieira, Frédérique Wolff, Letizia Vocaturo, Mara Kroth und Anne Frausing Foto: Editpress/Claude Lenert