Samstag25. Oktober 2025

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EditorialWie es die italienische Rechte schafft, selbst sexualisierte Gewalt für ihre Zwecke zu nutzen

Editorial / Wie es die italienische Rechte schafft, selbst sexualisierte Gewalt für ihre Zwecke zu nutzen
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gibt Migranten die Schuld an sexualisierten Gewaltverbrechen Foto: AFP/Juan Mabromata

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Die Opposition kann Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (Fratelli d’Italia) vieles ankreiden, nicht aber ihr Modebewusstsein. Wir spielen auf die einfarbigen Hosenanzüge und ihre engelsgleichen Locken an, die sie bei öffentlichen Auftritten gern zur Schau trägt? – Nein, so oberflächlich sind wir nicht. Im Trend liegt die Politikerin vielmehr mit dem rechten Stuss, den sie von sich gibt.

Eine Plattform dafür bot ihr am vergangenen Montag, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“, das Magazin Donna Moderna. Die Journalistin fragte brav die Regierungsmaßnahmen im Kampf gegen genderspezifische Gewalt ab. Meloni präsentierte ihre Pseudo-Errungenschaften wie Models abgefahrene Stilettos auf dem Laufsteg. Kritische Gegenfragen blieben aus. Die Politikerin lügt in dem Interview stattdessen ungeniert vor sich hin, wie es rechte Politiker*innen am liebsten tun.

Meloni fordert eine öffentliche Debatte über genderspezifische Gewalt, frei von politischen oder ideologischen Überzeugungen. Sie pocht darauf, Heranwachsende in die Diskussionen einzubinden und die Gründe für die anhaltende Gewalt kritisch zu hinterfragen. Es brauche Zusammenhalt. Darüber hinaus tritt sie für die freie Lebensgestaltung von Frauen ein. „Brava, Giorgia!“, möchte man an der Stelle applaudieren. Dumm nur, dass rechte Politik – darunter Melonis – genau das Gegenteil bewirkt und anstrebt. 

2023 forderte Meloni die Annullierung der Geburtsurkunden von Kindern gleichgeschlechtlicher Paare; im April dieses Jahres sicherte das italienische Parlament unter ihrer Führung den Zugang von „Pro-Life“-Organisationen zu Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche anbieten – um nur zwei Beispiele zu nennen. Frauen und ihre Rechte gehören also nur verteidigt sowie unterstützt, wenn die Betroffenen ins eigene Weltbild passen. Eine Position, die rechte Parteien – international unter Wahlberechtigten voll angesagt – mehrheitlich unterschreiben würden. 

Genauso wie eine weitere Aussage von Meloni, die besonders unter fremdenfeindlichen Bürger*innen ein Dauerbrenner ist: Die „illegalen Migranten“ sind die Sexualstraftäter „numero uno“. In dieselbe Kerbe schlug Giuseppe Valditara (Lega), Minister für Unterricht und Verdienste, übrigens am Montag bei der Gründung einer Stiftung für Betroffene genderspezifischer Gewalt. „Mich wird man dafür als Rassistin bezeichnen“, ahnt Meloni ihrerseits. Ja. Zu Recht.

Das Portal „euronews.com“ bestätigt die Zahlen zwar mit Verweis auf Daten der Istat, italienische Agentur für Statistik, doch betont: Sie müssen in Zusammenhang mit den angezeigten Sexualstraftaten gelesen werden. Knapp fünf Prozent der Frauen, die von einem Italiener missbraucht wurden, meldeten das der Polizei. Handelte es sich beim Angreifer um einen Ausländer, taten dies 25 Prozent der Betroffenen. Interessant ist in dem Kontext auch: 2023 gab es 117 Frauenmorde in Italien – 94 Prozent der Täter waren italienische Männer. 

Trotz haltloser Parolen und undifferenzierter Datenanalysen – und das ist nur die Spitze des Eisbergs – hält die EU-Kommission Italiens Rechten derweil die Tür auf und kürt Melonis umstrittenen Parteikollegen Raffaele Fitto zum Vizepräsidenten. Eine Trendwende, welche die progressive „donna moderna“ und Gleichgesinnte zunehmend besorgt. Mehr noch als die Frage, welcher Hosenanzug es zur nächsten Europawahl sein soll.

HeWhoCannotBeNamed
28. November 2024 - 12.10

@fraulein smilla :

nein.

fraulein smilla
28. November 2024 - 11.14

Meloni ,die nie studiert hat , unter Pseudonym Groschenromane geschrieben hat , ist ein politisches Naturtalent fuer das man die Italiener nur beneiden kann . Ihre Migrationspoltik ist inzwischen in Europa poltischer Mainstream ,egal welscher Couleur die Regierungen sind .