MagieWie eine Schülerin aus Esch ihre Mitmenschen mit einem Kartendeck und viel Charme in die Irre führt

Magie / Wie eine Schülerin aus Esch ihre Mitmenschen mit einem Kartendeck und viel Charme in die Irre führt
Emma Schütz zaubert schon, seit sie acht ist. Damals haben ihre Eltern ihr eine Zauberbox geschenkt.  Foto: Editpress/Tania Feller

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Emma Schütz liebt es, ihre Mitmenschen in die Irre zu führen. Die 16-jährige Schülerin aus Esch ist Magierin und zaubert schon ihr halbes Leben lang. Sie träumt davon, ihre Leidenschaft irgendwann zum Beruf machen zu können.

Emma Schütz verlässt das Haus nie ohne ihre Spielkarten. Wenn andere zum Handy greifen, wandert ihre Hand zu dem Deck in ihrer Jackentasche. Mit wendigen Fingern schafft sie es, die Papierrechtecke akrobatisch aneinanderzureihen und wendig durchzumischen. Dass sie Klavier spielt, seit sie sieben ist, verschafft ihr in Sachen Fingerfertigkeit einen klaren Vorteil.

In der Schule ist die 16-Jährige bereits bekannt als die Zauberin. „Ich werde inzwischen von fremden Mitschülern angesprochen, weil sie von mir gehört haben und einen Trick von mir sehen wollen“, sagt sie. Dem Wunsch kommt sie natürlich gerne nach. Auch ihre Lehrer hat sie bereits mit ihren Illusionen beeindrucken können.

Kartenverschleiß

Emma nutzt jede freie Minute, um ihre Tricks zu perfektionieren – egal, ob im Auto, beim Lernen oder in der Mittagspause. „Es gibt immer etwas, das man verbessern kann“, sagt sie. Wie viele Kartendecks dabei schon draufgegangen sind, hat sie aufgehört zu zählen. Spätestens alle zwei Monate müsse ein neues her.
Ob die Täuschung klappt, teste Emma regelmäßig an ihrer Mutter Melanie. „Ich muss immer als Testobjekt herhalten – und dabei bin ich relativ kritisch“, sagt diese und lacht. Wenn ihre Mutter einen Zaubertrick gut findet, kommt er in Emmas Repertoire. Obwohl sie die Zauberei toll findet und bewundert, wie viel Leidenschaft ihre Tochter dafür hat, ist sie beruhigt, dass diese sich nicht nur darauf konzentriert. „Emma ist sehr vielfältig. Sie spielt Klavier, macht Krav Maga und spielt Badminton.“ Außerdem sei sie eine gute Schülerin.

Am liebsten performt die 16-Jährige Tricks mit Spielkarten – wie viele Decks sie in den letzten Jahren bereits verschlissen hat, kann sie nicht genau sagen
Am liebsten performt die 16-Jährige Tricks mit Spielkarten – wie viele Decks sie in den letzten Jahren bereits verschlissen hat, kann sie nicht genau sagen Foto: Emma Schütz

Die 16-Jährige startet das neue Schuljahr auf einer „3e C“, deren Schwerpunkt auf den Wissenschaften liegt. Dass sie nach dem Lyzeum studieren und Lehrerin werden will, ist für ihre Eltern beruhigend. „Ich muss zugeben, dass ich dem Berufswunsch Magier etwas skeptisch gegenüberstehe“, sagt Mutter Melanie. Als Eltern würden sie sich etwas Sichereres für ihre Tochter wünschen. „Aber egal, wo ihr Weg hinführt, wir unterstützen Emma.“

Die für ihren Teil will jetzt schon anfangen, ihr Geld zu sparen, um später irgendwann einmal unbezahlten Urlaub zu nehmen und den Sprung in die Selbstständigkeit als Magierin zu wagen. Aber das ist erst mal noch Zukunftsmusik.

Früh übt sich

Emma sieht mit acht Jahren zum ersten Mal einen Zauberer im Fernsehen. Danach ist es um sie geschehen: „Das hat mich so fasziniert und ich wollte das auch können.“ Als sie kurz darauf eine Zauberkiste im Laden sieht, bettelt sie ihre Eltern an, ihr diese zu kaufen. Sie tun es – nichtsahnend, dass sie ihrer Tochter quasi das Starterpaket für ihren ersten Job gekauft haben – und Emma versucht sich an ersten, einfachen Tricks.
Seit zwei Jahren ist Emma Schütz nun Teil der Agentur „Designing Entertainment“ und tritt regelmäßig auf Kindergeburtstagen und bei Dinnershows auf. Steven Pitman, Agenturbesitzer und Elvis-Imitator, hat die junge Zauberin damals angerufen, um sie zu fragen, ob sie mit ihm zusammenarbeiten wolle. „Das war bisher einer meiner besten Tage als Magierin“, sagt Emma. Die Unterstützung von Pitman will sie als Sprungbrett nutzen. Aktuell versucht sie sich mit ihrer eigenen Facebookseite (Emma Schütz) und Webseite (www.emmaschutz.com) einen eigenen Namen zu machen.

Emmas Spezialität sind Kartentricks. Ihre besondere Begeisterung für Herzdame, Kreuzkönig und Co. hat sie mit zwölf entdeckt, als ein Freund ihres Vaters ihr im Urlaub mehrere Kartentricks zeigt. Daran fasziniert sie besonders, dass sie die Tricks fast immer und überall vorführen kann, schließlich hat jeder ein Kartendeck zu Hause herumliegen.

Autodidakt

Seitdem bringt sie sich die Täuschungen selbst bei. „Dazu schaue ich mir Videos auf YouTube an oder ich lerne aus Büchern“, sagt sie. Vorbilder hat sie viele, dabei mag sie an jedem Einzelnen eine andere Seite. Beim Magier-Duo „Penn&Teller“, liebt sie zum Beispiel, dass diese immer so tun, als wäre ein Trick schiefgelaufen, nur um das Finale dann umso spektakulärer wirken zu lassen. Shin Lim, der 2018 bei „America’s got Talent“ gewonnen hat und, genau wie Emma, Klavier spielt, bewundert sie für seine unglaublichen Kartentricks.

Wie Emma verrät, gehört zum Zaubern eine gehörige Portion Schauspielerei. „Der Trick an sich macht eigentlich nur 10 Prozent aus. Der ganze Rest hängt davon ab, wie ich performe.“ Dabei geht es darum, die Menschen zu täuschen. In der Magierszene spricht man von „misdirection“ – also davon, die Aufmerksamkeit seines Gegenübers von dem eigentlichen Trick abzulenken. Emma Schütz macht das am liebsten mit der Sprache. „Ich muss genau aufpassen, wann ich was sage“, erklärt sie. Ein Zaubertrick sei zwar nicht genau gescriptet, sie habe trotzdem einen groben Plan davon im Kopf, was sie wann sagen wird.

Emma verrät ihre Tricks nicht

David, Emmas bester Freund

Genau wie ihre Eltern müssen auch Emmas Freunde immer wieder als Testpersonen herhalten. So auch ihr bester Freund David, den sie vor drei Jahren sogar durch die Zauberei kennengelernt hat. „Emma war auf der Geburtstagsfeier meiner Kusine. Als ich gesehen habe, dass sie Tricks vorführt, musste ich mich gleich neben sie setzen“, erzählt er. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und sind bis heute eng befreundet.

Wenn Emma an einem neuen Trick arbeitet, muss David ihr jedes Mal sein ehrliches Feedback geben. „Das macht immer großen Spaß. Ich bin einfach immer wieder aufs Neue verblüfft, obwohl ich schon so viel von ihr gesehen habe“, sagt David. Manchmal legt er sogar einfach auf, nachdem Emma ihm per Videochat etwas Neues gezeigt hat, und er es nicht fassen kann. „Ich muss mich dann erst einmal sammeln“, sagt er und lacht. Auf einen Kartentrick, den Emma ihm beigebracht hat, ist er besonders stolz. Bei dem einen wird es aber erst einmal bleiben: „Emma verrät ihre Tricks nicht.“ Das oberste aller Zauberergesetze.

HTK
9. September 2020 - 9.08

Sie könnte aber auch Politikerin werden mit der Gabe.

Jimbo
9. September 2020 - 7.32

Bei „Penn&Teller“ FoolUs unmellen.