Sonntag19. Oktober 2025

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DüdelingenWie eine Gemeinde mit dem Bevölkerungswachstum umgeht

Düdelingen / Wie eine Gemeinde mit dem Bevölkerungswachstum umgeht
Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) ist sich der Herausforderungen des Bevölkerungswachstums bewusst Fotos: Editpress/Alain Rischard, Montage: Editpress

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Düdelingen hat mehrere neue Stadtviertel in Planung. Auch wenn die Gemeinde für Luxemburger Verhältnisse langsamer wächst, könnte sich das in den nächsten Jahren ändern. Das Tageblatt hat mit Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) über die Herausforderungen, die das Wachstum mit sich bringt, gesprochen.

Düdelingen wächst – genau wie andere Städte in Luxemburg. Laut Statec allerdings nicht so schnell wie der luxemburgische Durchschnitt. Die landesweite Bevölkerung ist seit 1981 um etwa 83 Prozent gestiegen. In der Minett-Kommune sind es nur 57 Prozent. Die Stadt zählt mittlerweile etwa 22.000 Einwohner – doch wie stark könnte die Gemeinde noch wachsen? „Wir könnten theoretisch 30.000 bis 31.000 Einwohner haben. Das heißt nicht, dass wir das erreichen wollen“, sagt LSAP-Bürgermeister Dan Biancalana im Gespräch mit dem Tageblatt. Mit einer jährlichen Wachstumsrate von 1,2 Prozent – im Vergleich zu den nationalen 1,9 Prozent – scheint seine Kommune es jedenfalls nicht eilig zu haben.

Das könnte sich in den nächsten Jahren allerdings ändern. Immerhin befinden sich neue Wohnviertel in der Planung. Allen voran: „Neischmelz“ zwischen „Quartier Italien“ und „Schmelz“. Dort sind 1.575 Wohnungen für rund 3.500 Menschen geplant. Es soll außerdem ein neues Viertel „Ribeschpont“ im Stadtteil Budersberg („Butschebuerg“) entstehen. „Das haben wir allerdings zurückgestuft, weil ‚Neischmelz’ Priorität hat“, sagt Biancalana. In der ersten Phase soll „Ribeschpontergriecht“ mit 77 Wohnungen – darunter 26 Einfamilienhäuser – gebaut werden. „Hinzu kommen noch vier bis fünf andere Teilbebauungspläne, wie beispielsweise ‚A Bëlleg’ bei der Esso-Tankstelle oder ‚Lenkeschléi’, das noch nicht ganz entwickelt ist“, so der Bürgermeister. Fürs Projekt „A Bëlleg“ entstehen laut Biancalana etwa 180 Wohneinheiten.

Zum Teil könne der Schöffenrat das Wachstum der Gemeinde zwar mit eigenen Bauprojekten steuern, „aber natürlich sind die meisten Teilbebauungspläne auf private Initiative.“ Obwohl die Bevölkerung seiner Stadt im Vergleich mit anderen moderater wächst, müsse man trotzdem beobachten, welchen Einfluss das Wachstum auf die Schulinfrastruktur und Mobilität hat.

Schulinfrastruktur

Die Ribeschtpont-Schule könnte laut Biancalana noch erweitert werden
Die Ribeschtpont-Schule könnte laut Biancalana noch erweitert werden Foto: Marc Lazzarini

Wenn die Bevölkerung wächst, muss auch die Schulinfrastruktur angepasst werden. Bei verschiedenen Schulen in Düdelingen sei dies ohne Problem möglich, weil neben den Gebäuden noch Platz sei. Als Beispiel nennt der Bürgermeister die Schule Ribeschpont. „Und eine Schule, mit der der Gemeinderat sich befassen wird, ist auch Baltzing“, sagt Biancalana.

Hinzu kommt, dass sich verschiedene Viertel mit der Zeit verjüngen. „Plötzlich wohnen dort viele junge Familien. Das hat dann natürlich auch Auswirkungen auf die Kinderbetreuungsmaßnahmen“, sagt Biancalana. Wenn in einem Viertel plötzlich mehr Kinder wohnen, kann die Gemeinde die Verteilung der Schüler auf die unterschiedlichen Bezirksschulen anpassen. Bei neuen Vierteln ist das einfacher. Dort ist der Bau neuer Schulstätten von Anfang an Teil der Planung. „‚Neischmelz’ bekommt eine Schule, ‚Maison relais’ und ‚Crèche’. Im PAP ‚A Bëlleg’ ist auch eine Gemeindecrèche geplant“, so Biancalana.

Mobilität

Die Bahnübergänge verursachen regelmäßig Staus
Die Bahnübergänge verursachen regelmäßig Staus Foto: Editpress/Alain Rischard

Autofahrer haben es in Düdelingen nicht leicht: Mehrere Bahnübergänge, Einbahnstraßen und einen Ortseingang, auf dem u.a. wegen der Tankstellen oft stockender Verkehr herrscht. Die Tankstellen „bekommt man nicht einfach so heraus“, sagt Biancalana. Doch: „Wir haben im neuen PAG festgelegt, dass sich keine neuen Tankstellen dort ansiedeln können.“ 

Damit die Mobilität in Düdelingen nicht noch zusätzlich unter dem Wachstum leidet, will die Gemeinde den öffentlichen Verkehr stärken. Eine wichtige Rolle spiele dabei der Zugverkehr nach Luxemburg-Stadt. „Nach dem Abschluss der CFL-Modernisierungsarbeiten in Bettemburg im Jahr 2028 können wir zwei Direktzüge pro Stunde, ohne umzusteigen, nach Luxemburg-Stadt schicken. Und dann können wir auch die Bahnübergänge nach und nach wegnehmen und Unterführungen bauen, damit sich dort keine Staus mehr bilden.“

Doch wie wird sich „Neischmelz“ auf den Verkehr auswirken? Das neue Viertel soll verkehrsarm sein – mit Auffangparkhäusern für die Bewohner, so Biancalana. Und die Gemeinde wolle verstärkt auf sanfte Mobilität setzen. Trotzdem: Mehr Einwohner bedeuten mehr Autofahrten durch Düdelingen. „Deswegen haben wir die Auffangparkhäuser. Und die direkte Zugverbindung nach Luxemburg-Stadt“, so die Antwort des Bürgermeisters. 

Zusätzliche Leistungen

Das Abwasser von Düdelingen läuft in die Kläranlage des Gemeindesyndikats STEP in Roeser
Das Abwasser von Düdelingen läuft in die Kläranlage des Gemeindesyndikats STEP in Roeser Foto: Editpress/Tania Feller

Wächst die Bevölkerung einer Gemeinde, so muss auch die Abwasserverarbeitung unter die Lupe genommen werden. Vor allem, wenn große neue Viertel aus dem Boden gestampft werden. „Wir sind im Gemeindesyndikat STEP – in diesem Verbund gibt es auch Überlegungen, im Kontext von ‚Neischmelz’ die Abwasseranlage zu vergrößern. Wenn man die Bevölkerungsentwicklung projiziert, kommen wir nicht daran vorbei“, sagt Biancalana. Auf dem Gelände des STEP sei jedenfalls noch genug Platz für eine mögliche Erweiterung.

Düdelingen erhält außerdem ein neues Polizeikommissariat. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das vor 2027 fertig sein wird. Das hängt alles mit dem Projekt Neischmelz zusammen“, sagt der Bürgermeister. Auch das CGDIS Düdelingen soll irgendwann in ein neues Gebäude ziehen – zusammen mit den Kollegen aus Bettemburg. Für die Einsatzzentrale wurde bereits 2019 ein Grundstück neben der Firma Husky in der Industriezone „Riedgen“ zurückbehalten. „Da laufen Prozeduren zwischen Wirtschaftsministerium, Umweltministerium und CGDIS. Mir wurde mitgeteilt, dass die Pläne im Laufe dieses Jahres dem Verwaltungsrat des CGDIS vorgelegt werden sollen.“ Der Bau könnte laut Biancalana ausgangs 2026 losgehen.

Kosten des Wachstums

Die Personalkosten von Düdelingen sorgten bereits im Gemeinderat für Diskussionen
Die Personalkosten von Düdelingen sorgten bereits im Gemeinderat für Diskussionen Foto: Editpress/Alain Rischard

Mit einer wachsenden Bevölkerung steigen auch die Kosten für die Gemeinde. „Zusätzliche Einwohner bringen uns zwar mehr Geld, aber auch mehr Kosten. Man muss sich um den Unterhalt der Infrastruktur kümmern – sei es Kanalisation, Grünflächen, Spielplätze und so weiter“, sagt Biancalana. Für die zusätzlichen Arbeiten muss die Kommune weiteres Personal einstellen. Ein Punkt, der schon während der vergangenen Haushaltsdiskussion kritisiert wurde. Mit 80,3 Millionen Euro machen die Personalkosten im Budget 2025 mehr als die Hälfte der ordentlichen Ausgaben aus. „Jeden Posten, den wir neu schaffen, müssen wir für 40 Jahre bezahlen“, sagte CSV-Gemeinderätin Michèle Kayser-Wengler. „Wir müssen aufpassen, dass die Personal-Ausgaben uns nicht über den Kopf wachsen“, meinte DP-Gemeinderat Marc Meyer.

Dass diese Kosten mit der Bevölkerung weiter wachsen werden, „das ist ein Aspekt, den wir uns vor Augen halten“, sagt der Bürgermeister. Ob das zu einer zu großen finanziellen Last für die Kommune werden könnte, müsse man „wenn es so weit ist“ untersuchen. „Dann kann man sich fragen, ob wir Dienstleistungen an andere Unternehmen auslagern. Aber ich denke, das ist nicht die richtige Botschaft“, so Biancalana.

Leila
7. Februar 2025 - 16.24

Ich meine natürlich das Foto vom Rathaus

Leila
7. Februar 2025 - 16.22

Fantastisches Foto!!! Schade, dass es oben abgeschnitten ist

Nomi
7. Februar 2025 - 10.43

Nach mei' Leit anstellen. Aber Hallo!

Et geseit een nie een irgendwo'u schaffen.
Zemol elo am Wanter setzen se all bei enger Heizung , an am Summer verwilderen d'Plantatio'unen !

An dann wann se der nach mei' anstellen, dei' dann och LSAP wiehlen, mussen se och am Budget virgesinn fir Fautellen ze kaafen !

Hild Charles
7. Februar 2025 - 10.32

Meistens geht es schief: Die Schulen und Kitas werden nicht rechtzeitig fertig und wesentlich teurer. Dann stellt man fest, dass es trotz Neubauten überall an Schulplatz und vor allem an Lehrpersonal mangelt. Die Schulorganisation wird durcheinander gewirbelt. Auch Spielplätze und Sportanlagen werden plötzlich gefordert. Der Stassenverkehr sprengt alle Grenzen: Stau und noch mehr Stau, überall. Akuter Parkplatzmangel.Dann tauchen allerseits "Agents municipaux" auf und verteilen Strafzettel vor der Haustür. Die kleinen Wolkenkratzer mit hässlichen Flachdach werfen kalte Schatten über den Grill im Garten. Und am Ende fällt es dem Bürgermeister und den Schöffen auf, dass sie sich verrechnet haben. Anstatt mehr Geld in der Kasse haben sie deutlich weniger. Die Probleme nehmen jedoch dramatisch zu. Doch dann liegt das Kind längst im Brunnen.