„Reactive“ ist ein Wort, das Helder Azevedo Magalhães häufig verwendet. Es ist sein Lebensmantra. Für ihn war das, was er getan hat, selbstverständlich. So selbstverständlich, dass es eigentlich nicht der Rede wert ist – und schon gar keine Medaillen oder Urkunden. Jetzt hat er sie und freut sich darüber. Ohne ihn gäbe es in der Verkehrsstatistik von diesem Jahr ein Todesopfer mehr.
Die Frau, die er aus einem brennenden Auto befreit, hätte nicht überlebt. Es ist ein Tag im April 2025, 17 Uhr und Schichtende für ihn, als er auf dem Weg nach Hause bei Roeser eine Rauchsäule und schließlich ein Feuer entdeckt. Als Lkw-Fahrer vom Grossisten „La Provençale“ beliefert er die Gegend um Wiltz. Restaurants, Hotels, Supermärkte und Tankstellen sind seine Adressen.

Rauchsäule und ein auf dem Dach liegendes Auto
Der Arbeitstag liegt hinter ihm, er sitzt in seinem Auto, will nach Hause. Er wohnt in Mondorf. Die Szenerie vor ihm irritiert ihn. „Zuerst dachte ich, es ist ein Baum, der Feuer gefangen hat“, sagt er. Er hält an und nähert sich der Stelle. Es ist kein Baum, sondern ein auf dem Dach liegendes Auto, das brennt. Aus dem Augenwinkel bemerkt er einen Fahrradfahrer, der sich ebenfalls nähert. Er selbst überlegt, ob da vielleicht noch jemand im Auto ist.
Sehen kann er es nicht, aber Sekunden später steht fest: Er muss sich vergewissern. „Ich hätte es mir später nie verziehen, nichts gemacht zu haben“, sagt er. Situationen wie diese erleben manche nur einmal im Leben, andere gar nie. Dass er sich selbst damit in Gefahr bringt, hat er zwar im Hinterkopf, abhalten tut ihn das nicht. „Man darf in solchen Momenten nicht darüber nachdenken“, sagt er. „Man muss handeln.“
Er hämmert trotz Feuer aus dem Motorraum gegen die Fahrertür und sieht die Fahrerin, der schwer verletzt Blut aus Ohren und Mund rinnt. Irgendwie gelingt es ihm, die Tür zu öffnen und mithilfe des Fahrradfahrers die Frau aus dem Auto zu ziehen. „Ich musste aufpassen, dass der Kopf richtig gebettet ist“, sagt er und macht eine entsprechende Handbewegung. Sie bergen sie und lagern sie vorschriftsmäßig 100 Meter vom Auto entfernt.
Bergung des Opfers und Explosion
Helder Azevedo Magalhães hat einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert und weiß, wie es geht. Sie ist bewusstlos, atmet aber. Das alles passiert gerade noch rechtzeitig. „Minuten später ist das Auto vor meinen Augen explodiert“, sagt er. Tage danach wird er erfahren, dass die Fahrerin nach mehreren OPs überlebt hat. „Manchmal wache ich nachts auf und sehe die Situation wieder vor mir“, sagt er. Dann ist er mit sich zufrieden. Er hat richtig gehandelt.

Familie, Freunde, Kollegen, sie alle freuen sich mit ihm, sind stolz. Er selbst hat für das, was in den Augen anderer als Heldentat gilt, nur einen schmalen Kommentar. „Es liegt in meiner Natur“, sagt er und: „Ich bin so erzogen“. Dabei hatte er es selbst nicht einfach. „Sehr jung“, das sind seine Worte, kommt er aus Portugal nach Luxemburg. Das war 2013, er war 19 Jahre alt.
Da hat er schon einen Wechsel der Kulturen hinter sich. Geboren ist er in Guinea (Westafrika). Mehrere Jahre hat er dort die Schule besucht, was keine Selbstverständlichkeit ist. Hätte er es sich aussuchen können, wäre er gerne Notfallsanitäter geworden. Das erklärt wahrscheinlich auch, warum er bei dem Unfall nicht zögert und hilft. Beruflich kommt es aber anders. Seine Schulbildung wird im Land als abgeschlossene zehnte Klasse anerkannt.
Andere zum Handeln motivieren
Arbeit findet er damit in Luxemburg nicht und er will arbeiten und sich integrieren. Da muss noch was kommen, also macht er eine Ausbildung. Zwischen 2017 und 2020 besucht das Lycee Technique de Bonnevoie“, absolviert den praktischen Teil im „Domaine thermal“ und hält anschließend das „Certificat de capacité professionelle – CCP Cuisinier“ in den Händen.
Erste-Hilfe- und Notfallkurs und eine Weiterbildung in Lebensmittelsicherheit fallen ebenfalls in diese Zeit. Dann kommt die Pandemie, er wird arbeitslos und orientiert sich um. 2022 besteht er den Lkw-Führerschein. Bis heute liefert er aus und verfolgt gleichzeitig, bei allen, die mit ihm zu tun haben, sein Herzensanliegen. Er will, wo immer es geht, dazu motivieren, wie er zu handeln. Bleibt zu hoffen, dass ihm das gelingt.
 
		    		 De Maart
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Grosser Respekt an diese Person, warum wurde dieser Retter
denn nicht am Nationalfeiertag in der Philharmonie geehrt ?
War da kein Platz oder passte dies den Vip-Herrschaften nicht
ins Programm, das kann man als Gesellschaftstrennung oder
vieilleicht Rassismus bezeichnen, armseliges und erbärmliches
Getue. All Kommentare überflüssig.