Schloss Mansfeld in ClausenWie die Stadt Luxemburg sich um kulturelles Erbe bemüht – Graf von Mansfeld im Interview

Schloss Mansfeld in Clausen / Wie die Stadt Luxemburg sich um kulturelles Erbe bemüht – Graf von Mansfeld im Interview
Eine prächtige Anlage: So könnte Schloss Mansfeld im 16. Jahrhundert ausgesehen haben. Das Bild, das die „Amis du Château de Mansfeld“ haben erstellen lassen, beruht auf historischen Aufnahmen. Foto: ACM

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Schloss Mansfeld und seine Gärten gehören mit zu den hervorragendsten Zeugen unserer Vergangenheit. Seit rund zwei Jahrzehnten bemüht sich die Stadt Luxemburg, das in Clausen gelegene Renaissance-Erbe zu bewahren. Ein Besuch vor Ort zeigt, dass an den Überresten der Gebäude und Gärten gearbeitet wird. Ein Gesamtkonzept, eine Idee, wo das Ganze hinführen soll, ist auf den ersten Blick allerdings nicht erkennbar.

Milani-Nia Shaaf freut sich. Es geht um Schloss Mansfeld in Clausen. Die Chef-Architektin der Stadt Luxemburg zeigt sich erfreut über das Interesse an den Gebäuden und Gartenanlagen, die vor fast 500 Jahren im Renaissancestil von Peter Ernst Mansfeld errichtet und angelegt wurden. Milani-Nia Shaaf scheint eine tapfere Verteidigerin des kulturellen Erbes der Stadt und des Landes Luxemburg zu sein. Damit liegt sie richtig. Interesse ist nämlich mehr als angebracht, angesichts dessen, was sich dem Besucher auch heute noch präsentiert.

Ein Besuch vor Ort drängt sich deshalb auf. Vor allem, wenn es darum geht, zu sehen, wie die Arbeiten an den Überresten der Anlage voranschreiten. Seit Jahrzehnten bemüht sich die Gemeinde das bedeutende Anwesen zu schützen und zu bewahren. Es ist nicht nichts geschehen rechts von der Kirche in Clausen. Bereits von weitem erkennt man die Umzäunung des Areals und die mit schwarzer Folie abgedeckten Hausgiebel. Der 2017 eingeweihte Park macht auch einen guten Eindruck. Gleich beim Eingang des ehemaligen Renaissancegartens ist ein kleiner überdachter Bau. Sehr praktisch bei Regen.

Graf Mansfeld antwortet

An dieser Stelle im Park erwartet uns eine sehr adrett gekleidete und stolz dreinblickende Person. Es handelt sich um Peter Ernst I., Graf von Mansfeld, ehemals Schlossherr und Statthalter des spanischen Königshauses in Luxemburg. Der alte Haudegen zeigt sich sehr mitteilsam – und optimistisch, was sein ehemaliges Prachtanwesen anbelangt. Nun denn.

Tageblatt: Graf Mansfeld, wie geht es Ihnen?

Peter Ernst Mansfeld: Sehr gut. Ich bin sehr froh, dass ich Besuchern dank der modernen Technik Einblick in mein Leben und in die Anlage meines Schlosses geben kann.

Wie geht es denn Ihrem Schloss?

Ich bin zunächst mal froh, dass sich überhaupt etwas tut und dass die Stadt Luxemburg den Wert dieser Anlage mit den Überresten meines Schlosses und dem Garten anerkennt. 2017, als ich meinen 500. Geburtstag feiern durfte, wurde der Garten aus seinem Dornröschenschlaf befreit, gesäubert und fürs Publikum geöffnet. Zu dem Moment hat die Stadt auch ihre Entscheidung bestärkt, das ganze Areal, also sowohl den Park wie die archäologische Zone und die Überreste der Gebäude abzusichern.

Darüber wird ja seit langem geredet. Schreiten die Arbeiten voran?

Da bin ich nur halb zufrieden. Einerseits begrüße ich es wohl, dass eine Reihe an Maßnahmen ergriffen worden sind, um die Gebäude besser vor dem Zerfall zu schützen. Die Absicherung der Häusergiebel zum Beispiel oder die Renovierung der Arkaden in der Grotte, also das, was sie heute als die archäologische Zone bezeichnen. Andererseits bin ich nicht zufrieden, wenn ich sehe, dass an anderer Stelle, zum Beispiel am Hauptgebäude, sie nennen es Fischer-Haus, wieder Unkraut wuchert und eine Gefahr für die Mauern und die Pflastersteine darstellt. Vor allem aber bin ich nicht zufrieden, dass noch kein klarer Masterplan vorliegt, was denn nun definitiv mit dem Areal geschehen soll, um es für die Zukunft und für die Allgemeinheit nützlich zu bewahren.

Stichwort Masterplan: Da gab es doch mal einen sogenannten Dreistufenplan für das ganze Areal?

Den Mann, der ihn ausgearbeitet hat, werde ich in den Adelsstand erheben. Dieser Plan ist in meinen Augen immer noch aktuell. Er ist eine gute Basis, auf der man zukünftig arbeiten könnte. Erstens, den Park öffentlich zugänglich zu machen, was ja geschehen ist, und dann die Renaissance-Elemente der Gartenanlage wieder herzurichten. Zweitens die archäologische Zone, hauptsächlich die Krypta, also die Grotte, fürs Publikum zu öffnen und die Bedeutung der Anlage mit einer Ausstellung verständlich zu erklären. Drittens geht es darum, die bestehenden Gebäudeelemente wieder so herzustellen, dass sie sich von vorne weit möglichst in alter Pracht zeigen können. Hinter diesen Fassaden können wir dann Wohnungen einrichten. Scheinbar mangelt es dem Land heute daran!? 

Es heißt, dass sich demnächst eine Expertengruppe mit der zukünftigen Nutzung der Anlage beschäftigen soll?

Diese Gruppe hätte eigentlich schon seit längerem zusammenkommen sollen. Wegen der Pest, oder wie nennt ihr die Krankheit heute, musste sie aber immer wieder verlegt werden. Am 28. Februar und am 1. März aber wird es so weit sein. Am 27. Februar werden diese ausländischen Experten auch meinem Anwesen in Clausen einen Besuch abstatten. Mal sehen, was daraus wird. 

Was erwarten Herr Graf sich davon?

Wir werden sehen. Vieles ist bereits gesagt worden. Vieles ist bekannt. Aber vielleicht ist so ein Treffen trotzdem nützlich. Ich bin in meinem hohen Alter jedenfalls immer noch ein Optimist. Vom guten Willen der Verantwortlichen der Stadt Luxemburg gehe ich nach wie vor aus.

Warum schreiten die Dinge nicht schneller voran?

Vielleicht, weil es ein kompliziertes Unterfangen ist. Es geht ja nicht nur darum, wie das heute modern ist, 20 weiß getünchte Häuser auf die grüne Wiese zu stellen. Es geht darum, kulturelles Erbe, Gärten und neue Wohnprojekte unter einen Hut zu bringen. Dazu gehört viel Sachverstand und Einfühlungsvermögen. 

Gehören der Gemeinde denn alle nötigen Grundstücke und Häuser?

Mir wird leider nicht alles zugetragen. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob der Stadt Luxemburg, die sich seit Jahrzehnten redlich bemüht, das ganze Areal vollumfänglich gehört. Vor allem geht es um das Haus mit der gelben Fassade, das Sie oberhalb der ehemaligen hängenden Gärten sehen. Die Besitzerin ist vor kurzem gestorben. Das Haus steht auf den Fundamenten des ehemaligen Herrenhauses meines ersten Schlosses in Clausen. Ich habe gehört, dass das Haus zum Verkauf steht. Wie auch immer. Nur wenn der Stadt alles gehört, ist eine kohärente Nutzung des Areals möglich.

Und was machen Ihre treuen Verbündeten, die 2016 gegründeten „Amis du Château de Mansfeld“?

Die werden sich demnächst zum Gelage, also zur Versammlung einfinden, um mit frischem Elan und neuen Ideen ins Frühjahr zu starten. Mit dem Ziel meiner Residenz, Respekt, Glanz und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Abgesehen davon bitte ich Sie, lieber Chronist, unser Gespräch zu veröffentlichen. Das Schlimmste, was mir widerfahren könnte, wäre nämlich, dass ich wieder mal vergessen werde.

frolick
25. Januar 2022 - 23.00

@Taxpayer "Zitat: „Ein Gesamtkonzept, eine Idee, wo das Ganze hinführen soll, ist auf den ersten Blick allerdings nicht erkennbar.“ Willkommen in Luxemburg, kann ich da nur sagen." Hat man den Grafen denn im Interview nich befragt?

d'MIM
24. Januar 2022 - 17.28

Hauptsache man ist beschäftigt.

Taxpayer
24. Januar 2022 - 13.43

Zitat: "Ein Gesamtkonzept, eine Idee, wo das Ganze hinführen soll, ist auf den ersten Blick allerdings nicht erkennbar." Willkommen in Luxemburg, kann ich da nur sagen.