Montag27. Oktober 2025

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Vom Durchfahrtsort zur modernen GemeindeWie die „Är-Equipe“-DP-Mehrheit die Zukunft Frisingens gestaltet

Vom Durchfahrtsort zur modernen Gemeinde / Wie die „Är-Equipe“-DP-Mehrheit die Zukunft Frisingens gestaltet
Das neue Rathaus ist erst der Anfang einer Reihe von Bauvorhaben, um die Gemeinde fit für die Zukunft zu machen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Wenn Bürgermeister Roger Beissel (61) aus dem Fenster seines neuen Büros schaut, sieht er zwei Gebäude und Container. Schüler wuseln an diesem Morgen nicht auf dem Hof dazwischen, sie sitzen im Unterricht. 440 besuchen aktuell die Grundschule. Aber nur 200 davon können in der Container-„Maison relais“ versorgt werden. Das soll sich ändern.

Eine riesige Baugrube in der rue de Luxembourg, der zentralen Zufahrtsstraße ins Dorf nach der Autobahn, zeugt davon, dass hier etwas Neues entsteht. Dem „Dorf“ ist die Gemeinde längst entwachsen. Letztes Jahr hat Frisingen den 5.000. Einwohner begrüßt und gefeiert. Er heißt Ben und wurde am 21. März 2024 geboren.

Hier findet am 13. Juni die Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau der Grundschule samt „Maison relais“ statt 
Hier findet am 13. Juni die Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau der Grundschule samt „Maison relais“ statt  Foto: Editpress/Julien Garroy

Damit nähert sich die Gemeinde der Einwohnerzahl von Grevenmacher, hat jetzt schon mehr Einwohner als Remich und muss dauerhaft mehr Schüler unterbringen. Neun Klassenräume kommen in dem Erweiterungsbau hinzu, in dem auch eine viel größere „Maison relais“ untergebracht ist. „Die Kinder kommen ab sieben Uhr morgens an und werden im Foyer empfangen“, sagt Bürgermeister Roger Beissel.

Kritik am Bau des Rathauses

Die zwei bestehenden Schulgebäude bleiben in Teilen als Reserve für weitere Klassen, müssen aber nach dem Umzug renoviert werden. Mit Umzügen kennen sich die Gemeindemitarbeiter aus. Ihr eigener ins neue Rathaus am 24. September 2023 lief reibungslos. „Wir haben an dem Tag unsere Sachen in eine Kiste gepackt, sind rübergegangen und haben losgelegt mit der Arbeit“, sagt Beissel.

Eines der zwei bestehenden Schulgebäude hinter dem Rathaus 
Eines der zwei bestehenden Schulgebäude hinter dem Rathaus  Foto: Editpress/Julien Garroy

Das alte Rathaus ist abgerissen, die Fläche begrünt, lediglich die Bänke fehlen noch. Es war zu klein und den heutigen Ansprüchen an eine Verwaltung nicht mehr gewachsen. Selbst der Bürgermeister hatte mangels Platzes kein eigenes Büro. Überaltert, zu klein, nicht mehr zeitgemäß: Feststellungen wie diese betreffen viele öffentliche Gebäude in Frisingen und Beissel hat als Bürgermeister seit 2017 ein ordentliches Tempo bei den Bauvorhaben an den Tag gelegt.

Trotzdem musste er viel Kritik einstecken, weil er den Bau des 18,3 Millionen Euro teuren Rathauses und der dazugehörigen Tiefgarage der Schule vorzog. Dabei gab es einen Grund. „Wir konnten die Schule nicht planen, weil die zukünftige Schulform nicht feststand“, sagt er. Dauer des Unterrichts, Art der Verpflegung, Länge der Betreuung der Kinder mussten im Vorfeld geklärt werden.

So wird der Erweiterungsbau aussehen
So wird der Erweiterungsbau aussehen Grafik: Gemeinde Frisingen

Drei Jahre dauert es, bis sich alle Beteiligten einig sind. Nun soll am 13. Juni 2025 die Grundsteinlegung für die rund 44 Millionen teure Erweiterung sein. Bei dem Bändchen, das Beissel voraussichtlich bei der Einweihung zum Schuljahr 2028/2029 durchschneiden wird, bleibt es nicht. Die Schere braucht Beissel auch für das neue Chalet für die Scouten und die neue Crèche in Aspelt.

Die Pfadfinder sind mit rund 130 Mitgliedern einer der größten Vereine in der Gemeinde und brauchen eine neue Unterkunft. Das neue Chalet ist multifunktional gedacht. Schlafräume für Gäste sowie ein Saal für andere Vereine sind in dem knapp acht Millionen Euro teuren Gebäude mitgedacht. In Aspelt dagegen soll ab 2026 die längst überfällige neue Crèche der Gemeinde mit 60 Plätzen entstehen.

Im selben Gebäude kommt der „Club Senior“ unter und ermöglicht intergenerationelle Begegnungen. Auch die Kultur findet aktuell in neuem Ambiente statt. Grevenmacher hat das „Machera“, Mondorf das Casino, Frisingen hat ein Schloss. Das Gebäude aus dem 13. Jahrhundert in Aspelt, lange Zeit ungenutzt und denkmalgeschützt, ist fertig renoviert und dient der Gemeinde als Veranstaltungsort.

Der Veranstaltungsraum in Aspelt 
Der Veranstaltungsraum in Aspelt  Foto: Editpress/Julien Garroy

Schloss Aspelt ist ein „Bijoux“ geworden

Rathauschef Beissel spricht von einem „Bijoux“, das dort entstanden ist. Das es das ist, war nicht konfliktfrei. Die CSV-LSAP-Mehrheit vor 2017 wollte es als Rathaus nutzen. Beissels „Är-Equipe“-DP-Koalition hat das gekippt. Mittlerweile verfügt diese politische Konstellation mit sieben von elf Sitzen über eine „gemütliche Mehrheit“ im Gemeinderat, wie Beissel es ausdrückt.

Er kann „durchregieren“, obwohl er nur umsetzt, was angesichts des Wachstums der Gemeinde schon lange auf der Agenda steht. Er weiß das aus eigener Erfahrung als Oppositionspolitiker. „Wir haben vor 2017 immer wieder Druck für die neue Sporthalle gemacht“, sagt Beissel im Namen von „Är Equipe“. „Da ging es nicht vorwärts.“

2016 wird sie schließlich fertiggestellt. Beissels eigenes Tempo bei der Erneuerung von vielem in der Gemeinde stellt das allerdings in den Schatten. Das bringt ihm zeitweise den Spitznamen „Betons-Rosch“ ein. Heute ist davon keine Rede mehr. Er hat gezeigt, dass es geht und Entscheidungen im Gemeinderat fallen in letzter Zeit oft einstimmig. Sagt er.

Vom Durchfahrtsort zur modernen Gemeinde

Bürgermeister Roger Beissel
Bürgermeister Roger Beissel Foto: Editpress/Julien Garroy

Beissel ist ein „alter Hase“ in der Gemeindepolitik. Seit dem 2. Januar 1999 sitzt er im Rat – als einfaches Mitglied, als Schöffe, in der Opposition und seit 2017 als Bürgermeister. Die Umgestaltung Frisingens vom Durchfahrtsort, wenn man nicht sternemäßig speisen will, zur modernen 5.000-Einwohner-Gemeinde trägt seine Handschrift und die der aktuellen Mehrheit.

Deswegen tritt er bei den nächsten Kommunalwahlen erneut an. „Ich möchte einen Nachfolger aufbauen“, sagt er. Bislang ist keiner in Sicht, was nicht nur in Frisingen ein Problem ist. Viele Gemeinden im Land, wo die Bürgermeister im Rentenalter sind oder hineinkommen, kennen das. Deren Sorge um die Zukunft macht das nicht kleiner.