Zehn Prothesen machen sich diesen Monat auf den langen Weg zu einem zweiten Leben. Das Luxemburger Rehazenter hat die Prothesen an die NGO Handicap International gespendet. Doch bevor diese in einem anderen Teil der Welt wieder zum Einsatz kommen können, ist viel Arbeit nötig. In einer Pressemitteilung am Donnerstag teilt Handicap International mit, was die Prothesen jetzt erwartet.
„In Luxemburg ermöglicht die CNS den Versicherten mit Amputationen, ihre Prothese alle drei Jahre zu ersetzen“, schreibt die NGO. Doch die Komponenten – insbesondere die mechanischen Elemente – haben eine Mindestlebensdauer von zehn Jahren. Handicap International will deswegen verhindern, dass die Prothesen bei jedem Austausch weggeworfen werden.
Dafür hat die Organisation ein Recyclingsystem eingerichtet. Das Ziel: Menschen mit Amputationen in weniger privilegierten Ländern hochwertige Prothesen zur Verfügung zu stellen. Der Weg: Hightech-Materialien aus Prothesen aus Europa von ehrenamtlichen Experten aufbereiten lassen und dann vor Ort in Prothesen integrieren. Denn „mehr als 30 Millionen Menschen auf der Welt benötigen eine Prothese, aber nur fünf bis 15 Prozent erhalten tatsächlich eine“, schreibt die NGO.
Mehr als 30 Millionen Menschen auf der Welt benötigen eine Prothese, aber nur fünf bis 15 Prozent erhalten tatsächlich eine.
Den ersten Stopp legen die Prothesen aus dem Rehazenter im Labor von Jonathan Thomas ein. Der ehrenamtliche Orthopädietechniker zerlegt dort die Prothesen. Dann schickt er die Teile weiter zum zweiten Stopp, nach Lyon in ein spezielles Lager. Das ist eine Art Koordinationsstelle. „Dort wird geschaut, wo Bedarf oder Möglichkeiten bestehen, die Teile in Prothesen für Menschen mit Behinderungen vor Ort einzubauen“, sagt eine Sprecherin von Handicap International Luxembourg auf Nachfrage des Tageblatt. Jährlich werden auf diese Weise seit 2018 mehr als 1.500 Prothesen recycelt.
Von Lyon aus werden die Prothesen-Teile dann zu ihrem dritten Stopp geschickt. Das können verschiedene Länder sein, in denen Handicap International aktiv ist – und Bedarf für Prothesen besteht. 2024 waren es Uganda, Ruanda, Togo, Kamerun, Äthiopien und Jemen.
„Die teuersten Teile einer Prothese sind die haltbarsten“, sagt die Sprecherin. Gleichzeitig seien diese Teile aber schwierig herzustellen. Wenn Handicap International Prothesen vor Ort für bedürftige Menschen herstelle, werde versucht, lokale Materialien zu verwenden. Dann würden aber oft genau die Hightech-Materialien fehlen, die unter anderem in den Prothesen aus dem Rehazenter verbaut sind. „Dadurch, dass wir die Prothesen in Europa recyceln, können wir die Teile dann dort wiederverwenden.“
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