Sonntag21. Dezember 2025

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EditorialWer sich ärgert, hat nicht immer recht – über Wut im Straßenverkehr

Editorial / Wer sich ärgert, hat nicht immer recht – über Wut im Straßenverkehr
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Verkehrslage in Luxemburg ist angespannt – und das gilt nicht nur für die Straßen, sondern zunehmend auch für das Nervenkostüm vieler Verkehrsteilnehmer. Ob Radfahrer, Fußgänger, Motorrad- oder Autofahrer: Der Frust über Staus, zähen Verkehr und respektloses Verhalten im Straßenverkehr ist allgegenwärtig. Kaum eine Baustelle bleibt ohne eigenen Facebook-Post, unter dem dann fleißig kommentiert wird – sei es mit Erfahrungsberichten, Ärgernissen oder schlicht mit dem Satz: „Es ist das reinste Chaos im Land!“ Neue Maßnahme zur Verkehrsberuhigung? „Der Verkehrskollaps ist doch vorprogrammiert!“ Und nicht zu vergessen der Klassiker auf gut Luxemburgisch: „Dat maache se just, fir eis schäissen ze doen.“ Solche und ähnliche Aussagen finden sich aktuell wegen der Verkehrsberuhigungsmaßnahmen um den Petinger Campus „An Eigent“ auf Social Media.

Doch Hand aufs Herz: Oft ist es nicht nur der Verkehr selbst, der uns aufregt – sondern die Tatsache, dass unsere gewohnten Abläufe durch Baustellen, neue Regelungen oder Mobilitätsprojekte durchkreuzt werden.

Natürlich: Die Situation auf Luxemburgs Straßen ist gerade zu den Hauptverkehrszeiten – morgens zwischen 7 und 9 Uhr sowie nachmittags zwischen 15 und 18 Uhr – belastend. Das bestätigen auch zahlreiche Statistiken. Und ja, zusätzliche Maßnahmen wie neue Fahrradwege, Shared Spaces oder temporäre Einbahnstraßen erscheinen vielen wie weitere Hindernisse im ohnehin dichten Verkehrsalltag. Doch sie werden nicht leichtfertig eingeführt.

Hinter diesen Entscheidungen stehen meist konkrete und nachvollziehbare Gründe. Gemeinden sowie die „Administration des ponts et chaussées“ sind gesetzlich verpflichtet, die Straßen instand zu halten und für eine sichere, funktionierende Infrastruktur zu sorgen – sei es in Neubaugebieten oder alten Stadtvierteln, die erneuert werden. Und gleichzeitig wird von vielen Seiten zu Recht gefordert, mehr Raum für Fahrradfahrer zu schaffen oder den Schulweg für Kinder sicherer zu gestalten – wie aktuell in Petingen rund um den Campus „An Eigent“. Im Kern der Entscheidungen steckt also oft das Interesse der Bürger.

Es wäre wünschenswert, wenn Verkehrsteilnehmer diesen Herausforderungen nicht nur mit Unmut, sondern auch mit einem gewissen Maß an Verständnis begegnen würden. Kritik ist absolut legitim – vor allem, wenn sie sich auf mangelhafte Kommunikation oder schlecht koordinierte Baustellen bezieht. Und wer mit geplanten Mobilitätsprojekten nicht einverstanden ist, darf und soll seine Meinung äußern. Nur so können vielleicht bessere Alternativen gefunden werden.

Doch der Ton macht die Musik. Wer konstruktiv Kritik übt und seine Vorschläge an die Verantwortlichen weitergibt, erhöht die Chance, gehört und ernst genommen zu werden. Wütende Posts in sozialen Netzwerken mögen kurzfristig Luft verschaffen – doch sie lösen keine Probleme. Im Gegenteil: Sie verhärten die Fronten und lenken vom eigentlichen Ziel ab – einem sicheren, effizienteren und lebenswerteren Verkehrsumfeld für alle.

Grober J-P.
21. Juni 2025 - 9.47

Jessica, haben Sie gesehen, in der rue du Fossé, versenkbare Poller. Polfer, die können was! Geht aber auch billiger, schwenkbare Schranken, vollverzinkt, 3,5 m für 249 €.

John G.
19. Juni 2025 - 22.57

Ich bin dankbar, dass ich nicht mit einem arbeiten muss, der mich tagtäglich mit albernen Berichten von seinen neuen Blechkisten volllabert ( sonst würde ich beim Arbeitgeber Kopfhörer anfragen),
und der in den Pausen mit aus der Luft gegriffenen Statistiken und Vorurteilen seine Mitmenschen herunterzumacht.

fraulein smilla
19. Juni 2025 - 17.00

Ist bestimmt nicht angenehm neben einem zu arbeiten der schon 30 km Fahradfahren hinter sich hat . Es sei denn der Arbeitgeber wuerde solchen Leuten eine Dusche zur Verfuegung stellen .

Müller Erwin
19. Juni 2025 - 14.06

Das Problem hier ist wie immer, wir cverwechseln Verkehrsberuhigung mit Stillstand. Jede Gemeinde kocht ihr eigenes Süppchen und agiert nicht zum Wohl der Allgemeinheit sondern nur zum Wohl der eigenen Anwohner und selbst dies nicht immer. Auch die ewige Leier des Drahtesels kann man nicht mehr ernst nehmen, wenn über 50% der Arbeitenden Bevölkerung einen Arbeitsweg von 30km+ haben. Wir inspirieren uns immer im Ausland an Stellen, welche nicht mit unserer Problematik zu vergleichen sind, da unsere Politik keinen Plan hat. Also ja der Ton wird zu Recht rauer, da man nur so viel Inkompetenz ertragen kann.

Jemp
19. Juni 2025 - 9.22

Hier ein konstruktiver Vorschlag: Bitte, liebe Politiker, hoert auf damit, schrecklich teure Fahrradwege und Velodukte zu bauen, die danach kaum einer benutzt. Bitte versteht es endlich, dass kaum jemand mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren will, weil man nass wird, wenn es regnet, weil man entsetzlich friert, wenn es kalt ist, und weil man schwitzt, wenn es warm ist. Ausserdem behindern diese Fahrradwege massiv den Autoverkehr und verursachen Staus, des weiteren fahren viele Radfahrer trotzdem auf der Strasse, auch wenn daneben ein Fahrradweg ist. Bitte hoert auf damit, Unmengen von Geld auszugeben, denn die meisten koennen oder wollen nicht mit dem Fahrrad fahren, auch nicht auf vergoldeten Radwegen. Die meisten der sehr wenigen Radfahrer fahren in ihrer Freizeit und nur zum Spass, und viele davon meiden dann auch die Hauptverkehrs-zeiten und wege. Nur sehr wenige todesmutige Draufgaenger fahren mit dem Fahrrad im Berufsverkehr, und die benutzen keine Radwege, da es ihnen wohl eher um Adrenalinausschuettung geht.

Dunord Hagar
19. Juni 2025 - 9.04

"Wer konstruktiv Kritik übt und seine Vorschläge an die Verantwortlichen weitergibt, erhöht die Chance, gehört und ernst genommen zu werden."
Sorry, aber Kritik ist in denen erhabenen Etagen unerwünscht, Frau Oé.

"Erhöht die Chance", welche Chance.... die Chance, dass sich die Verantworlichen langweilig anöden und kommentieren: "Kuck een un, wat hätt deen doten dann erem gären? Ech gin elo mol Kaffi drénken, déi Zäit ass gutt em".