Ein Vollzeitjob, zu dem bis zu fünfmal die Woche Training, mehrere Fitnessstunden und mindestens noch ein Spiel in der nationalen Meisterschaft hinzukommen. Die Woche von Philippe Gutenkauf und Yann Wolff ist während der Saison strikt durchgetaktet. Beide gehören zu den besten Basketballspielern des Landes, gewannen 2023 gemeinsam mit der Etzella Ettelbrück den Pokal. In der laufenden Saison könnten weitere Titel folgen, denn der Klub aus der Nordstad führt derzeit nicht nur die Liga an, sondern steht am 15. März auch im Finale der Coupe de Luxembourg.
Es ist eine tiefe Verbundenheit mit dem Verein, bei dem sie groß geworden sind, die beide vor knapp vier Jahren dazu bewegt hat, sich ehrenamtlich zu engagieren. Seit 2021 sind die Spieler nämlich im Vorstand der Etzella tätig, eine Initiative, die auf Wolff zurückgeht, wie er erklärt: „Mich haben einige Sachen genervt und wie üblich kritisiert man in solchen Fällen dann auch gerne mal den Vorstand. So sagte ich mir, warum sich nicht selbst reinwählen lassen?“ Eine Idee, von der er auch Philippe Gutenkauf überzeugte: „Es gab einfach keine Verbindung zwischen Mannschaft und Vorstand und wir waren überzeugt, dass es eine solche geben muss. Zudem wollten wir auch einen neuen, jungen Schwung da reinbekommen.“ Anstatt zu meckern, einfach selbst eine Hand mit anpacken, so kann das Motto von beiden bezeichnet werden. Seitdem kümmern sie sich vor allem um die Bereiche soziale Medien, Marketing und Sponsoring. „Die Leute kommen heute nicht mehr von selbst in die Halle, wir versuchen also, durch bestimmte Aktionen, wie Videos in den sozialen Medien, mehr Reichweite und mehr Visibilität zu bekommen“, erklärt Gutenkauf. Auch an der Entwicklung der Etzella-Kollektion sowie der neuen Trikots waren die Spieler beteiligt.
Vorbild in der Familie
Dass es nicht immer einfach ist, den Spagat zwischen beiden Rollen hinzukriegen, das bestätigt auch Nationalspieler Gutenkauf: „Die Vorstandssitzungen halten wir meistens vor dem Training ab, danach geht es für uns dann direkt runter aufs Spielfeld.“ Es ist vor allem der Faktor Zeit, der nach Meinung von Yann Wolff viele Leute abschreckt, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Natürlich ist es nicht immer einfach, vor allem wenn man mit Training und Spielen ein so volles Programm hat. In einer Woche kommen bei mir dann auch schon einmal vier Stunden für den Vorstand hinzu.“ Eine Zahl, die vielleicht nach nicht viel klingt, wie der 30-Jährige meint, jedoch einiges bewirken kann.
Dass sich Philippe Gutenkauf auch in seiner Freizeit so engagiert, kommt nicht von ungefähr, denn das „Bénévolat“-Gen liegt in der Familie, wie er lachend zugibt. „Mein Vater ist in dieser Sache schon ein großes Vorbild.“ Jemp Gutenkauf ist nicht nur Teammanager bei der Etzella, sondern aus der Halle nicht wegzudenken. „Sonntagmorgen ist er der Erste vor Ort, um die Trikots einzuräumen, hilft dann beim Aufbau. Danach fährt er nach Hause, isst etwas und macht sich dann mit meiner Mutter auf den Weg zurück, um alles für das Match vorzubereiten. Abends ist er dann derjenige, der die Tür abschließt. Das ist so, seit ich denken kann.“ Für den 29-Jährigen steht jetzt schon fest, dass er dem Klub auch nach seiner aktiven Laufbahn erhalten bleiben möchte. Mehr ehemalige Spieler für den Verein überzeugen, eine Hand mit anzupacken, das könnte für Yann Wolff dann auch eine Möglichkeit sein, den immer noch sinkenden Zahlen ehrenamtlicher Helfer entgegenzuwirken. Etwas, wovon auch die Etzella nicht verschont geblieben ist.
Dass man ohne „Bénévoles“, die sich mit viel Herzblut engagieren, einen Klub schließen muss, haben Yann Wolff und Philippe Gutenkauf jedenfalls verstanden, wie der 29-Jährige sagt. „Es sind leider immer die gleichen Leute, die von 14 bis 22 Uhr an einem Spieltag durcharbeiten. Der Klub macht so viel für uns, da ist es doch normal, dass man auch etwas zurückgibt.“
Die Tageblatt-Serie
Teil 1: Das Ehrenamt: Eine vom Aussterben bedrohte Spezies? 
Teil 2: Was ist überhaupt ein „Benevolatsmanager“? Das Interview mit Susanna Hölscher (am 19. Februar)
Teil 3: Die „Agence du bénévolat“ öffnet dem Tageblatt seine Türen (am 26. Februar)
Teil 4: Gesichter des Ehrenamts (am 5. März)
Teil 5: Das Abschlussinterview mit Sportminister Georges Mischo (am 12. März)
 
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